Werner Sollors

Die Versuchung, zu verzweifeln

Geschichten aus den 1940er-Jahren
Cover: Die Versuchung, zu verzweifeln
C. Winter Universitätsverlag, Heidelberg 2017
ISBN 9783825366506
Gebunden, 398 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Sabine Bayerl. Nach einem der blutigsten Kriege der Geschichte und nach dem gewaltsamen Ende einer zwölfjährigen Diktatur sahen sich die Menschen konfrontiert mit der Schuld an dem 1945 überall publik gemachten Faktum des Holocaust. Unter knappen alliierten Kalorienzuweisungen lebten sie in bombardierten Städten in einem geschrumpften Land, in dem Millionen von Vertriebenen untergebracht werden mussten, während die Welt sich in Schrecken von Deutschland abgewandt hatte. Kein Wunder, dass viele "die Versuchung, zu verzweifeln" (Georges Bernanos) kannten und manche ihr erlagen. In ihren Texten, Bildern und Filmen zeichneten Zeitgenossen wie Robert Capa, Stig Dagerman, Martha Gellhorn, Erich Kästner, Wolfgang Koeppen, Kurt Vonnegut oder Billy Wilder ein oft düsteres Bild der Nachkriegszeit, zu dem vor allem schwarzer Humor - aber auch religiöse Hoffnung - ein Gegengewicht bildete.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.04.2018

Der hier rezensierende Literaturwissenschaftler Heinz Ickstadt verdankt Werner Sollors' Studie erhellende Einblicke in Bilder, Texte und Filme der Jahre 1945 bis 1948. Denn der in Frankfurt aufgewachsene Autor, der seinen Schwerpunkt in Harvard vor allem auf afroamerikanische Literatur setzte, analysiert hier jene Nachkriegsdokumente, die die doppelte Sicht der Deutschen auf Amerika und die der Amerikaner auf Deutschland veranschaulichen, informiert der Kritiker. Anhand von Tagebüchern, Fotografien, etwa von Margaret Burke-White, Robert Capa oder George Rodger, politiktheoretischen Abhandlungen, beispielsweise von Karl Löwenstein oder Carl Schmitt und vergessenen deutschen und amerikanischen Romanen und Erzählungen zeigt ihm Sollors nicht nur, wie schwierig sich das Verständnis von Kriegsbildern und -dokumenten in der Nachkriegszeit gestaltete, sondern Ickstadt erfährt auch, dass ein Drittel der Bevölkerung für national-sozialistisches Gedankengut anfällig geblieben war.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de