Wolfgang Matz

1857 - Flaubert, Baudelaire, Stifter

Cover: 1857 - Flaubert, Baudelaire, Stifter
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783100489203
Gebunden, 427 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Im Jahr 1857 kommt es zu einem verstörenden Zusammentreffen, denn drei ganz unterschiedliche Meisterwerke der Moderne erscheinen: Flauberts "Madame Bovary", Baudelaires "Les Fleurs du Mal" und Stifters "Nachsommer". Wolfgang Matz geht in seiner originellen Studie der Frage nach, wie in demselben historischen Augenblick drei verschiedene Autoren zu ihrem Werk finden, und wie drei verschiedene Bücher auf diesen Augenblick antworten. In seiner Darstellung, die Biografie und Ästhetik überblendet und in Nietzsche mündet, wird 1857 zu einem Schlüsseljahr der Moderne, gerade weil es so unterschiedliche ästhetische Konzepte hervorbrachte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.11.2007

Lothar Müller ist mächtig beeindruckt von der Konsequenz, mit der Wolfgang Matz jeder "billigen" Zusammenschau der drei Autoren Flaubert, Baudelaire und Stifter entsagt. Die Darstellung einer "historischen Konstellation" am Ursprung der literarischen Moderne gelingt ihm laut Müller dennoch. Gerade im streng eingehaltenen Nebeneinander der drei literarisch-biografischen Porträts sieht der Rezensent das Potential zu einer Revision ("Entidyllisierung") des Stifter-Bildes und zur Bekräftigung der These vom 1857 auftauchenden Dreigestirn. Subtil ist das, meint Müller, ertragreich und gar nicht langweilig.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.07.2007

Ein wenig überrascht ist Roman Luckscheiter über die Wahl des dritten Schriftstellers, den Wolfgang Matz in vorliegendem Essay neben Baudelaire und Flaubert als Kronzeugen der Moderne aufruft: Adalbert Stifter, dessen "Nachsommer" 1857 erschien, im selben Jahr wie Flauberts "Madame Bovary" und Baudelaires "Les Fleurs du mal". Schließlich galt Stifer seinerzeit keineswegs als modern, sondern eher als biedermeiderlich. Doch nach der Lektüre von Matz Ausführungen über Leben und Werk dieser Autoren scheint Luckscheiter diese Wahl durchaus begründbar. Matz führt für ihn Elemente des "Nachsommer" vor Augen, die das Attribut modern verdienen: die Melancholie als Subtext, die "Registrierung des Jetzt", die Artifizialität des Sprachkunstwerks. Zudem werden für ihn in der Kritik an den modischen Zeitläufen, der Hinwendung zur Kunst und der Arbeit am Stil Ähnlichkeiten zwischen den drei Künstlern deutlich. Allerdings merkt Luckscheiter kritisch an, dass die Verbindung Paris-Linz, die Matz herstellen will, nur über eine nachträgliche Modernisierung Stifters funktioniere.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.07.2007

Ein wenig überrascht ist Roman Luckscheiter über die Wahl des dritten Schriftstellers, den Wolfgang Matz in vorliegendem Essay neben Baudelaire und Flaubert als Kronzeugen der Moderne aufruft: Adalbert Stifter, dessen "Nachsommer" 1857 erschien, im selben Jahr wie Flauberts "Madame Bovary" und Baudelaires "Les Fleurs du mal". Schließlich galt Stifer seinerzeit keineswegs als modern, sondern eher als biedermeierlich. Doch nach der Lektüre von Matz' Ausführungen über Leben und Werk dieser Autoren scheint Luckscheiter diese Wahl durchaus begründbar. Matz führt für ihn Elemente des "Nachsommer" vor Augen, die das Attribut modern verdienen: die Melancholie als Subtext, die "Registrierung des Jetzt", die Artifizialität des Sprachkunstwerks. Zudem werden für ihn in der Kritik an den modischen Zeitläufen, der Hinwendung zur Kunst und der Arbeit am Stil Ähnlichkeiten zwischen den drei Künstlern deutlich. Allerdings merkt Luckscheiter kritisch an, dass die Verbindung Paris-Linz, die Matz herstellen will, nur über eine nachträgliche Modernisierung Stifters funktioniere.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.06.2007

Bravissimo, ruft Rezensent Rüdiger Görner und bekennt, er habe nach der Lektüre den starken Drang verspürt, laut zu applaudieren. "Staunenswert" sei dieses Werk, weil voll deutlicher Thesen und feinsinniger Auslegungen. Wolfgang Matz verliere sich in seiner Geschichte des Jahres der Veröffentlichung von "Madame Bovary", "Nachsommer" und "Die Blumen des Bösen" nicht in dem Drumherum, sondern bleibe konzentriert bei Flaubert, Stifter und Baudelaire. Matz' kompetente Analyse von Prosa und Lyrik beeindruckt Görner gleichermaßen, die Einordnung von Stifter in die europäische Moderne sowie die Herausarbeitung der allen drei Werken gemeinsamen Abrechnung mit der Romantik sowie der Verlorenheit des Subjekts runden den überaus guten Eindruck ab.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.06.2007

Eine ebenso spannende wie instruktive Lektüre erblickt Rezensent Arno Widmann in Wolfgang Matz' Essay über die Gleichzeitigkeit von Flaubert, Baudelaire und Stifter. Überzeugend führt der Autor für ihn vor Augen, was die als Väter der modernen Literatur geltenden Schriftsteller Flaubert und Baudelaire mit Stifter verbindet: die Art und Weise, Kunst zu produzieren und sich zugleich selbst unter den Bedingungen der heraufziehenden Moderne als Künstler zu schaffen. Widmann attestiert Matz, diesen Zusammenhang überaus erhellend darzustellen. Angetan hat es ihm auch, wie der Autor Einsichten von Literaturwissenschaft und Soziologie fruchtbar macht ohne je in einen literaturwissenschaftlichen oder soziologischen Jargon zu verfallen. Im Gegenteil, Widmann lobt das Buch als "fesselnde Erzählung von Leiden und Größe der Meister".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.04.2007

Rundum gelungen findet Martin Krumbolz diesen Essay von Wolfgang Matz über drei Meisterwerke der Moderne, die allesamt im Jahr 1857 erschienen sind. Die Auswahl der Texte hat ihn zunächst überrascht, leuchtet es doch nicht unmittelbar ein, was Flauberts "Madame Bovary", Baudelaires "fleurs du mal" und Stifters "Nachsommer" außer dem Erscheinungsjahr substanziell gemein ist. Dies zu zeigen, scheint ihm der Clou von Matz' Buch. Er unterstreicht den biografischen Ansatz, der bei allen drei Autoren nur rare Freuden und zahlreiche Aporien ans Licht bringt, deren ästhetischer Ertrag sich in den behandelten Meisterwerken niederschlägt. Deutlich wird für Krumbolz, dass Flaubert, Baudelaire und Stifter bei allen inhaltlichen und stilistischen Unterschieden ein ähnliches Konzept von Modernität zugrunde liegt, in dem die Kunst und der Widerstand gegen die bürgerliche Gesellschaft, das System ökonomischer Verwertung, das Diktat des Betriebs eine zentrale Rolle spielen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.04.2007

Rundum gelungen findet Martin Krumbholz diesen Essay von Wolfgang Matz über drei Meisterwerke der Moderne, die allesamt im Jahr 1857 erschienen sind. Die Auswahl der Texte hat ihn zunächst überrascht, leuchtet es doch nicht unmittelbar ein, was Flauberts "Madame Bovary", Baudelaires "fleurs du mal" und Stifters "Nachsommer" außer dem Erscheinungsjahr substanziell gemein ist. Dies zu zeigen, scheint ihm der Clou von Matz' Buch. Er unterstreicht den biografischen Ansatz, der bei allen drei Autoren nur rare Freuden und zahlreiche Aporien ans Licht bringt, deren ästhetischer Ertrag sich in den behandelten Meisterwerken niederschlägt. Deutlich wird für Krumbholz, dass Flaubert, Baudelaire und Stifter bei allen inhaltlichen und stilistischen Unterschieden ein ähnliches Konzept von Modernität zugrunde liegt, in dem die Kunst und der Widerstand gegen die bürgerliche Gesellschaft, das System ökonomischer Verwertung, das Diktat des Betriebs eine zentrale Rolle spielen.