Yishai Sarid

Monster

Roman
Cover: Monster
Kein und Aber Verlag, Zürich 2019
ISBN 9783036957968
Gebunden, 176 Seiten, 21,00 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Am Ende des Romans steht eine Eskalation: ein Faustschlag, mit dem ein Tourguide in Treblinka einen Dokumentarfilmer niederstreckt. Doch wie konnte es dazu kommen? In einem Bericht an seinen ehemaligen Chef schildert der Mann, wie die Menschen, die er jahrelang durch NS-Gedenkstätten führte, mit der Erinnerung an den Holocaust umgehen. Er fragt nach der Verbindung zwischen Juden damals und Israelis heute, nach Machtverherrlichung und danach, was Menschen zu Mördern macht. Und er beobachtet Schülergruppen, die sich in Fahnen hüllen, scheinheilige Minister oder manipulative Künstler, er beobachtet, wie ein jeder in dem Grauen der Geschichte vor allem eines zu erkennen meint: einen Nutzen für sich selbst. Yishai Sarid, einer der bekanntesten Autoren Israels, wirft in seinem Roman ein neues Licht auf die Erinnerungskultur, wagt sich an vermeintlich unantastbare Fragen und stellt eingefahrene Denkmuster infrage.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.07.2019

Rezensentin Lena Bopp ist erschüttert von Yishai Sarids Roman. Wie der Autor darin die Erinnerung an den Holocaust thematisiert, indem er seinen Ich-Erzähler über seinen Job als Guide in Yad Vashem sinnieren lässt, findet sie fesselnd. Bitterböse scheint ihr Sarids Kommentierung der israelischen Erinnerungskultur. Dass es dem Autor gelingt, den Leser so in den Text zu verwickeln, dass ihm selbst monströse Gedanken kommen, verblüfft Bopp und erschreckt sie auch ein bisschen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.06.2019

Rezensentin Sigrid Brinkmann lernt aus den Monologen von Yishai Sarids Erzähler, einem israelischen Historiker, wie sich das offizielle Gedenken an den Holocaust und das geschichtliche Bewusstsein junger Menschen entkoppelt haben. Die These der Figur, wonach eine humanistische Lehre aus der Vergangenheit so nicht möglich ist, empfindet Brinkmann als nachvollziehbar und finster. Wichtig scheint ihr der Text mit seinem Appell, den Unterschied zwischen Opfern und Tätern nicht zu verwischen, auch wegen seiner Beschäftigung mit den alltäglichen Problemen in Israel.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.03.2019

Höchst beeindruckend findet Marie Schmidt den dritten Roman des israelischen Journalisten Yishai Sarid, der von einem jungen Historiker erzählt, der in den Gedenkstätten der Konzentrationslager als Guide sein Geld verdient und sich offenbar für ein Vergehen gegenüber dem Direktor von Yad Vashem erklären muss. Die gewählte Form des essayistischen Briefromans scheint ihr geeignet, das Abstrakte der NS-Vernichtungslager und die Routine des Gedenkens in den Lagermuseen zu parallelisieren, wie es der Autor macht. Sachlich genug scheint ihr die Schilderung des Erzählers, und doch auch plastisch und grauenvoll genug für den Leser. Moralisch geht der Autor laut Schmidt den richtigen Weg, indem er die Widersprüche seines Themas nicht verflacht, sondern "neu aufreißt", wie die Kritikerin mit Blick auf die Debatte um Takis Würgers "verantwortungslos vereinfachten" Roman "Stella" betont.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 11.02.2019

Als "kleines, leises" Buch empfiehlt Rezensent Carsten Hueck Yishai Sarids "Monster", das von einem israelischen Historiker erzählt, der im Fach "Holocaust-Studien" promoviert und sich mit Führungen durch die Gedenkstätte Yad Vashem über Wasser hält. Schon die Form, die der israelische Autor seinem Roman gibt, gefällt dem Kritiker: Er lässt seinen namenlosen Historiker in einem Bericht an den Direktor von Yad Vashem seine Erfahrungen mit Touristen, "Gedenkkitsch", Einsamkeit und Instrumentalisierung von Geschichte niederschreiben. Vor allem aber bewundert der Rezensent, wie Sarid nachzeichnet, wie sein Held langsam von dem Monster "Erinnerung" verschlungen wird.