Zsigmond Moricz

Der glückliche Mensch

Roman
Cover: Der glückliche Mensch
Guggolz Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783945370407
Gebunden, 480 Seiten, 27,00 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Timea Tanko. Zsigmond Móricz (1879-1942) hat sein ganzes schriftstellerisches Werk der Beschreibung der ungarischen Landbevölkerung gewidmet. Mit dem Protagonisten György Jo. schuf er in "Der glückliche Mensch" einen Prototyp des unverwüstlichen, Tag für Tag im Dienst bei größeren Landbesitzern seinen Lebensunterhalt erwirtschaftenden Kätners. Dieser erinnert sich an die Freuden seines Aufwachsens, zwischen Amselnestern, Ackerkrume und Apfelernte, geprägt von Gelegenheitsarbeiten und alltäglichem Maisbrot mit Speck. Obwohl die sozialen Verhältnisse im Dorf immer weiter auseinanderklaffen, die Reicheren sich den verbliebenen Besitz der ärmeren auch mit unlauteren Mitteln unter den Nagel reißen und György und seine Mutter sich zunehmend beschränken müssen, findet dieser mit nie versiegendem Humor auch im arbeitsamen Alltag und beim abendlichen Tanzvergnügen mit den Mädchen aus der Nachbarschaft das Glück des einfachen, aber wahren Daseins.Der schlichten Schönheit der mündlichen Erzählung Györgys kann man sich beim Lesen nicht entziehen. Man fiebert mit, wünscht sich, dass die Bemühungen um ein wenig Wohlstand erfolgreich sein m.gen, und bangt bei seinen Abenteuern ums Gelingen. Timea Tankó bleibt in ihrer kraftvollen Übersetzung ganz nah am unverstellten Erzählton von Móricz und verleiht der Geschichte damit eine vor Erlebnislust und Bauernschläue nur so strotzende Lebendigkeit. Eines wird bei allen Rückschlägen dabei niemals verloren: die Hoffnung auf den nächsten Sonnenaufgang und einen weiteren Tag voller Möglichkeiten auf neues Glück.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.11.2023

So ganz weiß Rezensent Tobias Lehmkuhl nicht, warum man diesen literaturhistorisch sicherlich bedeutenden Roman von Zsigmond Móricz' aus dem Jahr 1932 heute lesen soll. Angeblich auf einem real existierenden Vorbild basierend entwirft Móricz, lernen wir, die Lebensgeschichte eines ungarischen Kleinbauern, dessen Leben von Armut geprägt ist, aber auch schöne Seiten hat. Lehmkuhl zeichnet die Handlung nach, die sich um ausbeuterische Strukturen auf dem Land dreht, aber auch um das Glück, das die Hauptfigur György vor allem in den Armen der Mädchen findet. Das ist alles unterhaltsam und liebenswert geschrieben und außerdem von Timea Tankó bestens übersetzt, konzediert Lehmkuhl. Nur: Was hat es unserer Gegenwart noch zu sagen?
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.07.2023

Sehr angetan ist Rezensent Lothar Müller von der Neuübersetzung dieses Romans von Zsigmond Mórizc, einem Vertreter des Sozialistischen Realismus. Die geschickte narrative Rahmung der fiktiven Lebensgeschichte eines verarmten Bauers, der sich gelegentlich auch in der Großstadt Budapest verdingen muss, sorge dafür, dass die Sprecherposition durchgängig ambivalent bleibe. Gleichzeitig gelinge es Mórizc, ein vielstimmiges Zeitbild zu zeichnen, das nicht von einer dramaturgisch zugespitzten Handlung, sondern von der Fülle des geschilderten Alltags lebe. Timeas Tankós sorgfältiger Neuübersetzung gelinge es durchweg, dem sprachlichen und emotionalen Reichtum der Vorlage gerecht zu werden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.04.2023

Das Leben des Protagonisten György ist von harter, landwirtschaftlicher Arbeit geprägt, bis zu 14 Stunden am Tag, dennoch ist er, dem Titel des Buches entsprechend, ein glücklicher Mensch, verrät der ebenfalls völlig beglückte Rezensent Jörg Plath. Die ungarischen Kleinbauern können sich Anfang des 20. Jahrhunderts kaum noch selbst ernähren, erläutert Plath, so muss sich auch György als Tagelöhner durchschlagen - und als Frauenheld, dessen Beziehungen immer unter dem Eindruck von Hunger und Not stehen. Das alles, so der Kritiker, ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, in der der Protagonist auf einen Redakteur trifft, der - vielleicht nicht zufällig - so heißt wie der Autor des Buches und der die Erzählkunst des Bauern erkennt und zu honorieren verspricht. Eine Geschichte, die Plath gerne liest und weiterempfiehlt, wie auch Übersetzung und Nachwort von Timea Tankó.