Magazinrundschau - Archiv

Al Ahram Weekly

202 Presseschau-Absätze - Seite 3 von 21

Magazinrundschau vom 05.06.2012 - Al Ahram Weekly

Das Jammern über den Sieg der Islamisten bei den ägyptischen Wahlen ist sinnlos, meint Rahim Elkishky. Die Liberalen hatten nie den Hauch einer Chance. "Die Wahrheit ist, dass islamistische Kandidaten im Nahen Osten ihre liberalen Rivalen seit 1967 immer geschlagen haben. Das Muster hat sich einem größeren Maßstab wiederholt bei den Wahlen in Algerien 1991, Gaza 2006 und Sudan 2010. Wie konnte irgendjemand glauben, Ägypten sei anders?"
Stichwörter: Algerien, Sudan, 1967

Magazinrundschau vom 15.05.2012 - Al Ahram Weekly

Ati Metwaly stellt das Al Nour Wal Amal Orchestra für blinde Mädchen vor. Ihr Repertoire reicht von ägyptischen Komponisten wie Abou-Bakr Khairat bis zu Mozart, Verdi und Dvorak. "Dirigent Aly Osman erklärt, dass, obwohl die Vorbereitungen für ein Konzert langwierig sind, das Orchester ein großes, sich jedes Jahr erweiterndes Repertoire hat. Wenn sie eine neue Komposition einüben, bekommen die Mädchen die Noten in Braille. Mit Hilfe professioneller Musiker memorieren sie jeden einzelnen Takt. 'Wenn sie erstmal alles auswendig können, übt jede Sektion des Orchesters getrennt. Dann trifft sich das ganze Orchester und probt die Komposition zusammen', erklärt Osman."
Stichwörter: Mozart, Wolfgang Amadeus

Magazinrundschau vom 01.05.2012 - Al Ahram Weekly

Das Volk hat Mubarak gestürzt. Und jetzt verrät es die Revolution, indem es den Islamisten zur Macht verhilft, die Mubaraks Unterdrückungssystem eins zu eins übernehmen werden, so das bittere Fazit des ägyptischen Schriftstellers und Fotografen Youssef Rakha. Hat Rakha kein Vertrauen in den demokratischen Prozess? Ist er gar islamophob? Islamisten würde er darauf antworten: "Im Gegenteil, ihr seid ISLAMOPHIL, und ich habe jedes Recht mich über die Konsequenzen eurer rückständigen und rücksichtslosen kapitalistischen Politik zu sorgen, über die Art, mit der ihr euch auf Grundlage islamischer Gesetze in mein Privatleben einmischen könnt und über die grundlegende Widersprüchlichkeit in eurem Gebrauch liberal-demokratischer Mittel, die am Ende in eine totalitäre Theokratie führen werden. Meinen liberalen Freunden, den Cyberaktivisten und Revolutionären würde ich dagegen nur sagen, ihr seid PROTESTOPHIL. Ihr badet immer noch in der Euphorie über Mubaraks Rücktritt. Ihr wollt die Tatsache nicht akzeptieren, dass ihr trotz eurer besten Absichten zu Randerscheinungen in einem politischen Prozess geworden seid, den ihr nur ablehnen könnt."
Stichwörter: Rakha, Youssef, Seide, Theokratie

Magazinrundschau vom 17.04.2012 - Al Ahram Weekly

So hat sie sich den arabischen Frühling nicht vorgestellt! Theaterkritikerin Nehad Selaiha berichtet empört über Gewaltakte religiöser Fanatiker gegen Theater: "Am Sonntag, den 25. März, erhielt ich eine Email von L'équipe de Dream City in Tunis. Darin hieß es: 'Vorsicht!! Unsere Künstler sind in Gefahr. Wohin bewegt sich Tunis? Heute wurde eine Veranstaltung mit dem Titel 'Die Menschen verteidigen das Theater' von Extremisten gestört. Entgegen der Behauptung der Extremisten hatten wir die Erlaubnis des Innenministeriums, diese künstlerische Veranstaltung auf der Avenue Habib Bourguiba in Tunis durchzuführen.' Noch verstörender war das Zeugnis der Künstlerin Leena Ben Mhenni. Sie sagte: Ich stand mit anderen Künstlern vor dem städtischen Theater, als die Polizei anfing uns zu drohen, sie würde uns der Gnade der Extremisten überlassen. Einige Extremisten durchbrachen den Polizeikordon. Während einige von uns fliehen konnten, wurden jene, die ins Theater flüchteten, von den Extremisten angegriffen. Die Polizei ließ die Situation aus unerklärlichen Gründen ausarten.' In Ägypten wiederum waren es nicht die Salafiten, reich und mächtig wie sie sind, sondern die Sicherheitskräfte selbst, die am 5. April auf Befehl das Theater des Ismailia Kulturpalastes stürmten, die Sitze zertrümmerten und den Innenraum veränderten mit dem erklärten Ziel einen Gerichtssaal für den Prozess gegen die Täter des Massakers im Stadion von Port Said zu schaffen!!"
Stichwörter: Arabischer Frühling, Dreamer

Magazinrundschau vom 31.01.2012 - Al Ahram Weekly

Dass die jungen Revolutionäre bei den Wahlen so schlecht abgeschnitten haben, lag zum Teil auch an der Diffamierungskampagne der Militärs, die sie als Marionetten ausländischer Gruppen denunzierten, berichtet Mohamed Abdel-Baky. Viele leiden jetzt unter Frustrationen, Depressionen und Enttäuschung, zitiert er einen Psychologen, der weiter sagt: "Ich glaube die meisten der jungen Leute, die am 25. Januar demonstriert haben, fühlen sich verraten. Sie haben schließlich nicht dem Sicherheitsapparat getrotzt und das Regime gestürzt, nur damit sie wieder von einer Gruppe von 65-Jährigen regiert werden."

Magazinrundschau vom 03.01.2012 - Al Ahram Weekly

Angesichts der Durchsuchungen von Büros ausländischer NGOs und Organisationen in Ägypten schickt Youssef Rakha mit seinem "Manifest eines ehrenwerten Bürgers" einen beißenden Neujahrsgruß an den heimischen Militärrat: "Wir, die ehrenwerten Bürger von Ägpten - Pioniere auf jedem Gebiet, hundert Millionen Nationalisten und drei große Pyramiden - erklären unsere vollständige Unterstützung und nie versiegende Dankbarkeit für jene tapferen und galanten Soldaten aus unserem eigenen Fleisch und Blut, die mit ritterlicher Hingabe und respekteinflößender Tapferkeit aus ihrem unangreifbarem Selbst die unbezwingliche Besatzung schufen, mit der nicht nur wir, ihr Volk, sondern auch unser heiligstes, fremdenfeindlichstes Erbe beschützt wird. Bevor wir weiter mit unanfechtbaren Argumenten den blendend offensichtlichen Fakt aufzeigen, dass es nur der Weisheit und Rechtschaffenheit unseres Armeerates (Sieg Heil!), für dessen unbestechliche Gnade das Wort 'höchste' nur die bescheidenste Bezeichnung sein kann, zu verdanken ist, dass das Volk und seine ölbeschmierten heiligen Männer der parfümierten Bärte vor der stinkenden, galaktischen Konspiration geschützt wurden, der dieses Land zum Opfer gefallen ist."
Stichwörter: Rakha, Youssef, Ngos, Ngo

Magazinrundschau vom 22.11.2011 - Al Ahram Weekly

Ägyptens Muslimbrüder werden beschwichtigend - sogar im Westen - gern mit der türkischen Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung verglichen. Azmi Ashour hat da seine Zweifel: Erdogans Partei existiert in einer seit neunzig Jahren säkularen Gesellschaft. In Ägypten gibt es das nicht, im Gegenteil: "Die Dualität zwischen [Mubaraks] Regime und den Muslimbrüdern hat zu einem Typus von Individuen geführt, der ausschließlich seine eigenen Ansichten für die richtigen hält und andere Meinungen nicht in Betracht ziehen kann. Tatsächlich war diese Kultur der Ausschließlichkeit lange der Hauptmakel der Mentalität der Muslimbrüder-Elite, die nicht nur das herrschende Regime als ihren Feind ansah, sondern auch jeden anderen, der nicht stramm auf ihrer Seite stand."

Außerdem: Nehad Selaiha erinnert sich anlässlich einer Theateraufführung von Studenten an den syrischen Dramatiker Saadallah Wannoos.
Stichwörter: Muslimbrüder

Magazinrundschau vom 25.10.2011 - Al Ahram Weekly

Wie können die Kopten am besten das politische Leben in Ägypten beeinflussen? Nicht, indem sie koptische Parteien gründen, meint Samir Sobhi unter Berufung auf den amerikanischen Wissenschaftler Magdi Khalil, sondern indem sie in den bestehenden ägyptischen Parteien mitmischen: "Damit eine Minderheit gedeiht, muss sie relevant für den nationalen Diskurs sein und tolerant in ihren Ansichten. Das ist nicht die Botschaft, die koptische Satellitensender ausstrahlen, von denen viele dogmatisch sind und ehrlich gesagt Schwerpunkt und Stil vermissen lassen. Diese Sender, die im Namen der Kopten sprechen, schaden oft deren Anliegen. Die Kopten müssen Teil dieses Landes werden. Wir brauchen sie, um eine multikulturelle Gesellschaft zu inspirieren und zu bereichern. Sie sollten sich nicht in ihre Enklaven zurückziehen und die Folgen ihrer Abgeschlossenheit erleiden."

Nehad Selaiha fragt sich nach der Aufführung von "Feeh Ee Y Masr?" (What is up Egypt?), warum ihr dieses Theaterstück so quer im Magen liegt: "Es ist an der Oberfläche gut gemeint ... aber statt ehrlich mit den Wurzeln der koptischen Trauer oder des islamischen Fanatismus umzugehen, scheint es eine angeblich historische Toleranz der Muslime gegenüber den Christen auszustellen. Der Islam ist eine wunderbar tolerante Religion, wenn Muslime nur den wörtlichen Botschaften und Beispielen der alten Khalifen folgen würde, behauptet es. ... Die indirekte Botschaft war: Als Kopte, als ägyptischer Christ, lebst du nicht hier wegen deines Geburtsrechts, sondern weil der Islam und die Muslime dich wegen deines guten Benehmens tolerieren. Als wäre das Recht, hier zu leben, ein gnädiges Geschenk der Muslime, als hinge es von deren Großzügigkeit und gutem Willen ab. Wie unglaublich beleidigend und demütigend!!!"

Und in einem furiosen Artikel fragt schließlich Azmi Ashour: Wenn man schon überlegt die Mubarak-Partei NDP von den Wahlen auszuschließen, warum nicht auch die Islamisten, die mindestens genauso ideologisch sind? "Im Lexikon der islamistischen Propaganda und konsequenterweise in einem Großteil des öffentlichen Bewusstseins, sind die Worte 'liberal' und 'säkular' gleichbedeutend mit dem Synonym 'häretisch'."
Stichwörter: Kopten

Magazinrundschau vom 04.10.2011 - Al Ahram Weekly

Anlässlich einer Theateraufführung, aber auch weil gerade in Folge von Khalid Gamal Abdel Nassers Tod eine Reihe von Elogen auf seinen Vater erschienen sind, fragt Nehad Selaiha, wer eigentlich einen charismatischen Führer braucht. Schon vergessen, was Nasser angerichtet hat? "Die Autoren dieser Artikel, die die vielen kriminellen Handlungen unter seiner gütigen Terrordiktatur vergessen oder wissentlich ignorieren - die Anzahl der politischen Dissidenten, darunter prominente Künstler und Intellektuelle, die in den Staatsgefängnissen und Irrenanstalten gefoltert und ermordet wurden oder nach einem Bann, der sie lebenslänglich physisch verkrüppelt oder moralisch entstellt hat, entlassen wurden - repräsentierten das riesige Aufgebot beim Begräbnis des Sohnes, das leicht auf viele Weise erklärt werden kann: Nicht zuletzt durch das gewaltige Familiennetz an Beziehungen, die tief verwurzelte Ehrfurcht der Ägypter vor dem Tod oder den überwältigenden Durst eines Teils der Masse nach einer tyrannischen Führerschaft nach der Art Nassers. So untergräbt man den Aufstand vom 25. Januar und macht sich lustig über die grundsätzlichen Forderungen nach Freiheit und Demokratie."
Stichwörter: Dissidenten

Magazinrundschau vom 02.08.2011 - Al Ahram Weekly

Letzten Freitag gab es auf dem Tahrir-Platz eine Demonstration von Islamisten, die mehr Teilnehmer anzog als die Demonstrationen der jungen Demokraten, die die Revolution angeführt hatten. In welche Richtung Ägypten gehen wird, ist noch völlig unklar. Einige Kilometer weiter massakrieren Gaddafi und Assad ihre Bevölkerung. Gott sei Dank steht für die ägyptische Staatszeitschrift Al-Ahram eine Riege angloamerikanischer Kommentatoren bereit, die von all diesen Vorgängen abgelenkten Ägypter daran zu erinnern, was ihr Hauptproblem ist: Israel.

Israel ist so böse, dass es sogar schuld am Massaker in Norwegen ist, behauptet der kanadische Journalist Eric Walberg. "Israels kriminelle Aktivitäten haben den Killer inspiriert. ... Breivik brüstet sich, er sei Teil eines Schattennetzwerks von Kreuzrittern, das 2002 in London entstanden sei und über ganz Europa verbreitet sei. Es gibt keinen Zweifel, dass israelische Agenten mit diesen Kreuzrittern zusammenarbeiten, sie vielleicht sogar zu terroristischen Aktivitäten drängen."

Weitere Artikel: Der britische Journalist Stuart Littlewood beschreibt Britannien als Pudel Amerikas, das wiederum der Pudel Israels sei: "Das American Israel Public Affairs Committee (AIPAC) hat den amerikanischen Kongress derart im Würgegriff, dass die Interessen des zionistischen Regimes zuerst kommen." William A. Cook, Literaturprofessor in Kalifornien, geißelt "Israels Übernahme der griechischen Regierung", weil Griechenland keine Schiffe Richtung Gaza auslaufen lässt: "Wahrscheinlich ist nichts so bedrohlich wie diese unverhohlen feindliche Tat einer ausländischen Nation gegen eine andere." Der amerikanische Rechtsanwalt Curtis Doebbler ruft den Ägyptern, die die Unverschämtheit hatten, gegen das eigene Regime zu rebellieren, in Erinnerung: "Die israelische Aggression gegen das palästinensische Volk ist die älteste ungelöste massive Menschenrechtsverletzung auf der internationalen Agenda." Schließlich beschreibt der amerikanische Soziologe James Petras hingebungsvoll die USA und Israel als neu-kolonialistische Strippenzieher.