Magazinrundschau

Nur Geld wird nie müde

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
15.05.2012. Mark Zuckerberg hat heute Geburtstag. 28 Jahre alt wird er und noch diese Woche voraussichtlich 25 Milliarden Dollar schwer: New York Magazine und New York Times? Sind beeindruckt. Der Economist? Nicht so sehr. Le Monde diplomatique wundert sich über die griechischen Kommunisten. Die Franzosen wollen keine Frühaufsteher mehr sein, glaubt Elet es Irodalom. Sie sollten sich ein Beispiel an den Chinesen nehmen, findet Eric Hobsbawm in MicroMega. In Le Monde macht sich Driss Ksikes Sorgen über die Islamisten in Marokko. In Litauen gewinnt gerade der Mob gegen die Gerichte, erzählt Open Democracy. Al Ahram stellt ein Orchesterr für blinde Mädchen vor. 

New York Magazine (USA), 14.05.2012

Mark Zuckerberg wird heute 28 Jahre alt. In dieser Woche bringt er Facebook an die Börse, das dann um die 100 Milliarden Dollar wert sein wird. Sein eigener Anteil an Facebook wird etwa 25 Milliarden Dollar wert sein. Die Frage ist jetzt: Kann Zuckerberg ein börsennotiertes Unternehmen steuern? Kann er, meint Henry Blodget bewundernd. Zuckerberg lernt nur von den Besten, er ist gut im Leute heuern und feuern, und sein Motto "Move fast and break things" hat sich bewährt: "Statt unendlich an neuen Möglichkeiten zu basteln, haut Facebook sie einfach raus. Dann hört es dem Geschrei der User zu und macht die Änderungen, die es angemessen findet. Diese Technik hat viele Blindgänger produziert. Sie hat dazu geführt, dass Zuckerberg sich oft bei seinen Usern entschuldigen musste. Und sie hat dazu geführt, dass dabei Features entstanden, die nach Ansicht vieler User heute Facebook sind - zum Beispiel News Feed. Kritiker, die Facebooks Fehler anprangern, verstehen nicht, dass das Absicht ist. Und es funktioniert."

Benjamin Wallace erzählt die hollywoodreife Geschichte des Weinfälschers Rudy Kurniawan, der auf Auktionen gefälschte Romanée-Contis, Roumier Musignys und Pétrus für Millionen von Dollar verkaufte und nebenbei die Crème de la Crème der amerikanischen Wein-Experten und -Sammler bis auf die Knochen blamierte. Nun steht sein Prozess bevor - mit einer Strafdrohung von hundert Jahren. Wie fälscht man eigentlich einen Wein? Kleiner Trick: "Man nehme zwei Jahrgänge, sagen wir einen 81er Pétrus (durchschnittlicher Auktionspreis 1.194 Dollar) und einen 83er Pétrus (1.288 Dollar), um daraus zwei Flaschen 82er Pétrus (4.763 Dollar pro Flasche) zu machen. Es ist der richtige Wein, er schmeckt nach seinem Alter, auch wenn er ein bisschen vom typischen 82er abweicht, aber er schmeckt ja auch nicht wie ein 81er oder 83er."

Economist (UK), 12.05.2012

Auch unmittelbar vor dem Börsengang von Facebook ist man beim Economist allen beeindruckenden Zahlen zum Trotz noch nicht ganz von dessen Attraktivität überzeugt. Viele andere Web2.0-Firmen konnten ihren Einführungspreis nicht halten, Facebooks Werbeeinkünfte sind sanft im Sinken begriffen, überdies sind soziale Netzwerke anfällig für konjunkturelle Nutzermigrationen. Daneben birgt die Zukunft einige ernste Herausforderungen: "Zu fragen ist, ob Facebook sich schnell genug der schönen, neuen Welt der mobilen Endgeräte anpassen kann. Darüber lässt sich noch nicht abschließend urteilen. Die Firma hat fast 500 Millionen mobile Nutzer, aber ihre mobilen Apps sind schwerfällig und spiegeln die Tatsache wieder, dass Facebook aus der Zeit der Personal Computer stammt. Um diese Schwäche auszugleichen, hat Facebook kürzlich 1 Milliarde Dollar für Instagram, einen rasant wachsenden, mobilen Foto-Service hingeblättert, und es ist kaum auszuschließen, dass Facebook Teile seiner Aktieneinkünfte dafür nutzen wird, sich weitere mobile Player einzuverleiben. Aber bis die Firma eine eigene, robuste mobile Plattform entwickelt, wird sie gegenüber harschen Herausfordern wohl verwundbar bleiben."

Weiteres: Der Ausblick auf einen "chaotischen Ausstieg Griechenlands aus dem Euro" unter den Bedingungen eines Post-Sarkozy-Splits zwischen Deutschland und Frankreich sollte jeden, der unmittelbar damit zu tun hat, in Angst versetzen und könnte sogar Obamas Wiederwahlchancen empfindlich mindern, warnt dieser Artikel.
Archiv: Economist

Le Monde diplomatique (Deutschland / Frankreich), 11.05.2012

Niels Kadritzke zeichnet in seiner ausführlichen Reportage ein düsteres Bild von Griechenland, ohne die Griechen dabei einfach nur als Opfer zu stilisieren. Nur, wen sollen sie jetzt wählen? Die Parteien, die über Jahrzehnte den Schlamassel mit angerührt haben? Oder eine der drei linken Parteien, deren Vertreter kürzlich minutenlang im Fernsehen aufeinander einbrüllten? Ein Grund für den Streit der Linken ist der Euro, den die Kommunisten wieder abschaffen möchten: "In der Währungsfrage sind sich die nichtkommunistischen Linksparteien mit weiten Teilen der Bevölkerung einig. Laut Umfragen wollen 75 Prozent der Befragten alles tun, um in der Eurozone zu bleiben. ... Alle seriösen griechischen Ökonomen sind sich darin einig, dass ihr Land mit einer billigen Drachme noch lange kein Argentinien wäre, das sich nur - und mühsam genug - mit Rohstoffexporten zu steigenden Weltmarktpreisen sanieren konnte. Die Rückkehr zur Drachme würde vielmehr den Zusammenbruch der griechischen Banken auslösen, während die inflationäre Währung die unentbehrlichen Importe und damit auch das Leben extrem verteuern würde. Vor allem aber würde der Abschied vom Euro den Ausverkauf des Landes zu Schleuderpreisen einleiten. Die Profiteure wären unter anderem die Griechen, die ihre Euro-Schätze im Ausland gebunkert haben. Und natürlich die internationalen Hedgefonds und Tourismuskonzerne. ... Dass ausgerechnet die griechischen Kommunisten einen solchen Raubzug der 'Euro-Plutokraten' ermöglichen wollen, war in diesem babylonischen Wahlkampf die absurdeste Pointe."

Rolling Stone (USA), 10.05.2012

Als der "Dodd-Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act" verabschiedet war, ein Gesetz, das Anleger besser vor Finanzhaien schützen soll, wischten sich amerikanische Abgeordnete den Schweiß von der Stirn und dachten, uff, geschafft. Von wegen. Matt Taibbi erzählt in einer für den Nichtamerikaner erst etwas drögen, dann aber doch sehr spannenden Reportage, wie die Lobbyisten das Gesetz Stück für Stück unterminieren: "Gesetze entwerfen ist ein schwieriger Prozess. Aber Gesetze verwässern? Sie mit Prozessen und Kommentaren und Kommittees strangulieren? Gar nicht schwierig, wie es aussieht. ... Menschen können ihre Stimme abgeben oder sich für Proteste und Wahlen zusammentun, aber echte Menschen - sogar engagierte Profis - werden irgendwann müde, ein Labyrinth von wiederstreitenden Emotionen zu durchlaufen oder sich durch tausende von Seiten über swaps-execution facilities und NRSROs zu lesen. An fünf Tagen die Woche kämpfen sie für ihre Sache, vielleicht auch an sechs, aber am siebten Tag schauen sie sich ein Baseballspiel an statt noch einmal den Morast höllischer Akronyme zu durchwaten. Nur Geld wird nie müde."
Archiv: Rolling Stone

Elet es Irodalom (Ungarn), 11.05.2012

Mit der Abwahl des bisherigen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy wurde vor allem seinem Konzept einer "neuen Rechten" eine Absage erteilt, in die Sarkozy sowohl das politische Zentrum als auch den rechten Rand integrieren wollte, meint Ádám Balázs vom ungarischen "Institut für die demokratische Alternative" (IDEA): "Sarkozy hatte vor fünf Jahren ein ganz bestimmtes Frankreich entworfen, ein Land der 'stillen Mehrheit', der Frühaufsteher. Allerdings blieb dieser Traum vielen französischen Bürgern verwehrt: Jenen, die nachts arbeiten, die es nicht gerne sehen, wenn sie aufgrund ihrer Herkunft mit den heutigen illegalen Einwanderern gleichgesetzt werden, die keine Schmarotzer, aber doch angewiesen sind auf Unterstützung durch die französischen Sozialsysteme. Frankreich ist eine farbenreiche, komplexe Welt. Sarkozy wollte der Champion einer Nation sein, wurde aber nur der Held einer dünnen Schicht. Hollande ist weder ein Champion noch ein Held, er will seinem Land dienen. Das bedeutet, dass er Perspektiven aufzeigt, Aussichten aufweist und den Franzosen nicht vorschreibt, wie sie ihre eigene Zukunft gestalten sollen. Dafür bedarf es einer politischen Intelligenz, die vorerst noch auf sich warten lässt."
Stichwörter: Neue Rechte, Sarkozy, Nicolas

London Review of Books (UK), 10.05.2012

Der chinesische Historiker Wang Hui schreibt über die in China kontrovers diskutierte Absetzung von Bo Xilai, dem Vorsitzenden der chinesischen kommunistischen Partei in der Region Chongqing, der dort in Abweichung zur Staatsdoktrin ein neo-maoistisches Projekt verfolgt hat und seit geraumer Zeit im Zentrum einiger, von außen nur schwer durchschaubarer Skandale steht (siehe dazu zum Beispiel hier die Süddeutsche): Nach der Absetzung scheint sich "die Regierung nicht immer ganz sicher zu sein, welchen Standpunkt sie in der Affäre einnimmt. So wurde Bos Rauswurf und die Verhaftung seiner Ehefrau Gu durch eine Pressekonferenz des Premierministers Wen als Angelegenheit von äußerster politischer Dringlichkeit herausgestellt, nachdem sie zuvor als 'isolierte Angelegenheiten' heruntergespielt worden war. Wens Einschätzung der Chongqing-Reformen als Vorboten einer Wiederholung der Kulturrevolution scheint darauf hinzuweisen, dass offene Politik - soziale Experimente und ein Wettbewerb zwischen unterschiedlichen politischen Positionen - in China nicht länger erlaubt sind. (Die bezeichnendste Ähnlichkeit mit der Kulturrevolution zeigt sich aber in der Geschwindigkeit, mit der Bo aus dem Amt befördert wurde, wie zahlreiche Onlinekommentatoren anmerkten)."

Außerdem: Benjamin Kunkel befasst sich sehr ausführlich mit neuen Buchveröffentlichungen zum Schuldenkapitalismus und hofft abschließend, dass die Linke sich endlich dazu aufrafft, gerechte Geld- und Schuldensysteme zu entwickeln. Michael Wood bespricht den "imposanten, schönen" Film "Once Upon a Time in Anatolia", dessen Regisseur Nuri Bilge Ceylan "exzessiv dem Bild vertraut". Hal Foster befasst sich anlässlich der großen Ausstellung im MoMA nochmal genauer mit den Fotografien von Cindy Sherman. Ian Jack liest die Memoiren des früheren Londoner Bürgermeisters Ken Livingstone und Rosemary Hill Susannah Clapps Erinnerungen an die feministische Schriftstellerin Angela Carter.

MicroMega (Italien), 10.05.2012

Wlodek Goldkorn unterhält sich für Micromega mit dem britischen Historiker Eric Hobsbawm, der sich freut, dass am Ende seines bislang 95-jährigen Lebens zwar nicht der lange Zeit vergeblich ersehnte Kommunismus, aber wenigstens eine Tendenz zum Staatskapitalismus eintritt. Seine Sympathie gilt dem chinesischen Modell: "Hinter der chinesischen Wirtschaft steht der Wunsch, die Bedeutung einer Kultur und Zivilisation wieder aufzurichten. Das ist das Gegenteil dessen, was in Frankreich passiert. Der größte französische Erfolg der letzten Jahrzehnte war Asterix. Und das ist beispiellhaft. Asterix ist die Rückkehr ins gallische Dorf, das dem Zusammenprall mit dem Rest der Welt widersteht - ein Dorf, das überlebt, aber verliert. Und die Franzosen wissen, dass sie dabei sind zu verlieren."

Außerdem: Maria Mantello befürchtet in einem Leitartikel das Aufkommen einer klerikal-faschistischen Allianz gegen Frauenrechte.
Archiv: MicroMega

Le Monde (Frankreich), 12.05.2012

Der Bühnenautor Driss Ksikes macht sich Sorgen über die Entwicklung des Königreichs Marokko nach der Demokratisierung. Islamisten reißen die Initiative an sich, während sich die säkularen Parteien gerade in religiösen Fragen kaum trauen, abweichende Positionen zu artikulieren: "Da wird feierlich eine Halal-Charta für Rundfunk und Fernsehen verkündet. Es gibt eine implizite Entscheidung, wieder Koranschulen zu eröffnen, über die offiziell kaum gesprochen wird. In den Stadtvierteln entsteht eine populistische Sittenpolizei. Marrakesch wird als Ort der Lasterhaftigkeit auf den Index gesetzt, der Fall eines vergewaltigten Mädchens, das sich umbrachte, nachdem es seinen Vergewaltiger heiraten sollte, verharmlost. Seit kurzem treten Widersprüche über den Status des Individuums, der Frau, des öffentlichen Dienstes, der Minderheiten an die Oberfläche, die bisher kaum wahrnehmbar waren und in der kaum vorhandenen öffentlichen Debatte verdrängt wurden."
Archiv: Le Monde

Eurozine (Österreich), 11.05.2012

Der Schriftsteller Mykola Rjabtschuk berichtet von der in der Ukraine offenbar grassierenden Praxis des raiding, bei der dubiose Gruppen in Firmen und Büros eindringen und einen Anspruch auf die Gebäude geltend machen. Unterstützt werden sie dabei von korrupten Richtern, die ihre gefälschten Unterlagen anerkennen. Im Zentrum dieser Praxis sieht Riabchuk keinen geringeren als Präsident Janukowitsch: "Vor zwei Jahren haben wir Ukrainer zugelassen, dass die raiders unrechtmäßig das Parlament und die Regierung übernehmen. Jetzt lassen wir zu, dass sie einen nach dem anderen von uns zerstören und unterwerfen,... Die Ukraine hat eine Regierung, die sich für nichts interessiert als rohe Gewalt, riesige Geldsummen und zynische Lügen."

Kein Land der EU hat eine höhere Jugendarbeitslosigkeit als Spanien, wo rund die Hälfte der unter 25-Jährigen keinen Zugang zum Arbeitsmarkt findet. Diese jungen Menschen werden von der Krise besonders heftig getroffen, weil sie im Bewusstsein aufgewachsen sind, dass sich Wohlstand und Stabilität von Generation zu Generation erhöhen, erklärt Ramón González Férriz. Zugleich sei dieses Bewusstsein jedoch für die Krise mitverantwortlich: "Die Katastrophe und ihre Konsequenzen als Erfindung einer privilegierten Elite abzutun, deren Opfer alle anderen sind, ist das Verantwortungsloseste, was wir tun können. Nein: wir - die Generation, die jetzt in ihren Dreißigern ist - haben diese Krise mitverursacht, mit unserem Lebensstil, unseren Bildungsentscheidungen, unserem Konsum, unseren überzogenen Erwartungen. Wir haben einen gewissen Konservatismus mit einer gewissen Fortschrittlichkeit kombiniert: alles muss so gut bleiben, wie es jetzt ist, auch wenn wir nahezu alles ändern."
Archiv: Eurozine

Reason (USA), 01.05.2012

Chris Kjorness erzählt eine Geschichte, wie neue Technik fröhlich begrüßt wurde, um große Veränderungen durchzusetzen. Es begann 1888, als in Amerika der erste Sears, Roebuck Katalog erschien. Im Süden interessierte man sich am meisten für die Farmgeräte, die dort angeboten wurden, und für die günstigen Gitarren. "1930 erstand Muddy Waters eine gebrauchte Stella, die höchstwahrscheinlich ursprünglich über den Katalog gekauft worden war, und begann Gigs zu geben. Schnell verdiente er genug, um sich eine brandneue Gitarre von Sears zu kaufen. B.B. King lernte die Grundtechniken seines Instruments aus einem Übungsbuch, das er über den Katalog bestellt hatte. Und natürlich waren Bluesmusiker nicht die einzigen, die von der Verfügbarkeit billiger Gitarren profitierten: Weiße Countrymusiker wie Roy Clark bestellten ihr erstes Instrument im selben Katalog wie schwarze Bluesmänner wie Son Thomas. Das Zusammenspiel von neuer schwarzer ökonomischer Freiheit, neuer Massenmarkt-Technologie und eine neue musikalische Form schufen einen Sound und einen Stil, der nicht vergehen wird."
Archiv: Reason
Stichwörter: King, B.B, Waters, Muddy, Gitarre

Open Democracy (UK), 11.05.2012

Violeta Davoliute berichtet von einem bizarren Streit in Litauen, der ein seltsames Licht auf die politische Klasse in diesem Staat wirft. Es geht um ein kleines Mädchen, das vom Vater gekidnappt wurde mit der Begründung, die Mutter hätte es an einen Pädophilenring verkaufen wollen. Dafür gab und gibt es keinerlei Hinweise. Der Vater erschoss zwei Menschen und starb dann selbst. Mehr Leichen tauchten auf. Das Kind wird immer noch von seiner Familie festgehalten. Die Schwester des Vaters, Neringa Venckien?, tritt derweil mit dem Kind im Fernsehen auf und sorgt so dafür, dass der Mob um ihr Haus versammelt bleibt, der seit Monaten verhindert, dass das Kind, wie vom Gericht angeordnet, der Mutter übergeben wird. "Venckien?s Medienkampagne hat große Resonanz in einem Land, in dem Pädophilie und Homosexualität regelmäßig verwechselt werden. Sie verstärkt die populäre Ablehnung liberaler Anliegen wie Schwulenrechte und eine erweiterte Definition von Familie, die nach Ansicht vieler Litauern dem Land von der 'liberast' (liberal + Päderast) EU-Bürokratie aufgedrückt werden. ... Die Familie hat zu Ehren ihres toten Angehörigen eine politische Partei gegründet, genannt 'Drasos Kelias' oder 'Pfad des Muts' und Venckien? ist inzwischen eine der einflussreichsten Medienfiguren in Litauen. Sie hat ein Buch veröffentlicht, tourt durchs Land und heizt die Mobjustiz an. Die Medien spekulieren, dass sie sich fürs Parlament aufstellen lassen will, ihre Chance scheinen überraschend groß zu sein. Sie genießt die Unterstützung verschiedener radikaler und ultranationalistischer Politiker sowie Schutz durch die prominentesten Politiker im Land." Dazu gehört auch Vytautas Landsbergis, das erste Staatsoberhaupt Litauens nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1990!
Archiv: Open Democracy

Newsweek (USA), 14.05.2012

Andrew Sullivan kann immer noch nicht ganz glauben, dass Barack Obama sich öffentlich für die Schwulenehe ausgesprochen hat. "Das Interview wurde zufällig einen Tag nach dem Tag gesendet, an dem North Carolina mehrheitlich dafür stimmte, alle Schwulenrechte aus der Länderverfassung zu streichen. Für schwule Amerikaner und ihre Familien wurde die emotionale Dunkelheit dieses Dienstags zur Leinwand auf die Obama eine Morgenröte zeichnete. Ich hatte das nicht erwartet. Wie viele andere hatte ich mich auf eine Enttäuschung vorbereitet. Doch als ich das Interview sah, flossen die Tränen. Der Moment erinnerte mich an meinen Hochzeitstag. In meinem Kopf war alles klar, aber nicht in meinem Herzen. Ich war vollkommen unvorbereitet darauf, wie sehr mich dieser Moment psychologisch verändern würde."

Außerdem: Anna Nemtsova stellt die Familie Dzyadko vor, die die Opposition gegen Putin anführt. Und Trevor Snapp berichtet in einer langen Reportage über ein Flüchtlingscamp im Südsudan.
Archiv: Newsweek

Al Ahram Weekly (Ägypten), 10.05.2012

Ati Metwaly stellt das Al Nour Wal Amal Orchestra für blinde Mädchen vor. Ihr Repertoire reicht von ägyptischen Komponisten wie Abou-Bakr Khairat bis zu Mozart, Verdi und Dvorak. "Dirigent Aly Osman erklärt, dass, obwohl die Vorbereitungen für ein Konzert langwierig sind, das Orchester ein großes, sich jedes Jahr erweiterndes Repertoire hat. Wenn sie eine neue Komposition einüben, bekommen die Mädchen die Noten in Braille. Mit Hilfe professioneller Musiker memorieren sie jeden einzelnen Takt. 'Wenn sie erstmal alles auswendig können, übt jede Sektion des Orchesters getrennt. Dann trifft sich das ganze Orchester und probt die Komposition zusammen', erklärt Osman."
Archiv: Al Ahram Weekly
Stichwörter: Mozart, Wolfgang Amadeus

New York Times (USA), 13.05.2012

In einer eindrucksvollen Reportage beschreibt Robert F. Worth im Magazine die Zustände in Libyen, wo es noch immer keine Regierung, keine Gesetzgeber, keine Provinzgouverneure, keine Gewerkschaften und keine Polizei gibt - höchstens auf dem Papier: "Was es in Libyen gibt, sind Milizen, mehr als 60, bemannt mit Rebellen, die wenig oder gar kein Militär- oder Polizeitraining hatten, als die Revolution vor weniger als 15 Monaten ausbrach. Sie bevorzugen die Bezeichnung Katibas oder Brigaden, und ihre Mitglieder sind allgemein als Thuwar oder Revolutionäre bekannt. Jede Brigade hat uneingeschränkte Autorität in ihrem Gebiet. In den Baracken - meist umfunktionierten Schulen oder Polizeistationen - findet ein gewaltiges Experiment in Rollentausch statt: Die Wächter sind jetzt Gefangene und die Gefangenen Wächter. Es git keine Regeln und jede Katiba hat ihre eigene Art im Umgang mit den Gefangenen. Einige haben schlicht die schlimmsten Foltern wiederholt, die unter dem alten Regime ausgeführt worden waren. Noch mehr haben dem widerstanden. Fast alle haben Opfern die Möglichkeit eingeräumt, ihren früheren Folterern von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen, ihre Instinkte zu prüfen, die Sehnsucht nach Rache auszubalancieren gegen den Willen, Libyen in etwas Besseres zu verwandeln als in einen Spielplatz für Verrückte."

Für die Technologieseiten haben Evelyn Rusli, Nicole Perlroth und Nick Bilton mit allen möglichen Leuten über Mark Zuckerberg und den anstehenden Börsengang von Facebook gesprochen und kommen zu der Auffassung: der Mann hat viel gelernt, heute ist er ein guter CEO. "Als der Instagram-Deal kurz vor dem Abschluss stand zum Beispiel, handelten Mr. Zuckerberg und Kevin Systrom den Kauf in Zuckerbergs 7-Millionen-Dollar-Haus in Palo Alto unter sich aus. Ihre Anwälte und Berater sahen aus der Ferne zu. 'Mark und Kevin saßen draußen und aßen Steaks und Eiscreme, während die Anwälte drinnen Game of Thrones sahen', sagt eine Person, die dabei war. 'Es blieb nicht unbemerkt', sagt diese Person weiter, 'dass zwei Mittzwanziger allein die Bedingungen für den Kauf festlegten'. Der Instagram-Deal unterstrich, wie Mr. Zuckerberg seine Macht in den letzten acht Jahren gefestigt hat. Facebooks Aufsichtsrat, der wenige Tage bevor der Deal veröffentlicht wurde, eine kurze Email über den Kauf erhielt, hat ihn nie zurückgehalten."

In der Sunday Book Review bespricht Adam Hochschild Paul Prestons kürzlich schon von Timothy Snyder hochgelobte Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs.
Archiv: New York Times