Magazinrundschau - Archiv

The Bitter Southerner

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 19.09.2023 - The Bitter Southerner

Zum ersten Mal hörte Wyatt Williams Lucinda Williams im Auto seiner Mutter, die aus ähnlich ärmlichen, von Drogen geprägten Verhältnissen in Louisisana kam. Und noch heute kann er keinen Song von Williams hören, der keine Erinnerungen weckt, erzählt er anlässlich der Veröffentlichung von Williams' Memoiren: "Ich höre Lucinda immer noch mit meiner Mutter, wenn wir uns treffen. Die Musik ist ein klarer Teil meiner Erinnerungen an sie. Es muss in St. Landry Parish gewesen sein, nach ihrer zweiten Scheidung, als sie wieder nach Louisiana zurückgezogen war, im Schaukelstuhl auf ihrer umlaufenden Veranda saß und auf das pensionierte Rennpferd auf der Weide schaute. Es muss gegen Sonnenuntergang gewesen sein, als die schwachen goldenen Strahlen durch die Äste einer Eiche auf der nahen Weide fielen. Spinnweben über den Außenlautsprechern. Wir trinken Bier nach der Arbeit. Nicht viel sagen, nur den Liedern zuhören. Lucindas Stimme erfüllt die Ferne: 'Er hatte einen Grund, nach Lake Charles zurückzukehren / Er redete immer darüber / Er redete immer weiter.' Es gab Stapel Brennholz und einen krummen Stacheldrahtzaun und eine ausgefurchte Auffahrt, die durch eine Reihe von Eichen hinunterführte. Die einzige Möglichkeit, die Schönheit dieses Ortes zu beschreiben, besteht darin, die Dinge zu benennen, die es dort gibt. Meine Mutter fragte zwischen zwei Zügen an der Zigarette: 'Wer würde jemals so über Lake Charles sprechen?' Lucinda Williams wurde in Lake Charles, Louisiana, geboren, ein paar Monate vor meiner Mutter. Lucindas Vater, Miller, lehrte Poesie an Universitäten. Die Familie zog im Laufe ihrer Kindheit ein Dutzend Mal um - auf der Jagd nach kurzen, schlechten Lehrverträgen zwischen College-Städten in Iowa, Mississippi, Utah, Georgia, Louisiana und weiter südlich nach Chile und Mexiko. Ihre Mutter, Lucy, war eine Trinkerin. Sie waren oft knapp bei Kasse und liehen sich manchmal Brot von den Nachbarn, um zu essen.(...) In ihren Liedern kehrt sie immer wieder in dieselbe Gegend zurück und verortet ihre Worte an denselben vertrauten Orten. Eine der häufigsten Beobachtungen über Lucinda ist ihre Gabe, diese Ortsnamen zu singen. Auf ihrem Meisterwerk 'Car Wheels on a Gravel Road' kommen sie in der folgenden Reihenfolge vor: Macon, Jackson, Rosedale, Mississippi, Algiers, Opelousas, Louisiana, Lake Charles, Nacogdoches, East Texas, Lafayette, Baton Rouge, Lake Pontchartrain, Heaven, Greenville, West Memphis, Slidell, Vicksburg. Keiner singt diese Worte so wie Lucinda. Wenn sie sie benennt, macht sie sie zu ihren eigenen. Im Rest des Werks gibt es noch viele mehr: Beaumont, La Grange, Pineola, Subiaco, Thibodaux. Ich könnte weitermachen. Sie haben es verstanden. Sie hat es deutlich gemacht. Ziehen Sie eine Linie, die in Ost-Texas beginnt und durch Süd-Louisiana und über den Fluss und durch das Delta den ganzen Weg nach Memphis und über die Ozarks in Arkansas und wieder zurück nach Texas führt. Fügen Sie das Jenseits hinzu - das ist ihr Territorium."

Lake Charles:

Magazinrundschau vom 19.02.2019 - The Bitter Southerner

Die Amerikaner sind immer so gut im Erzählen von Erweckungsgeschichten. Michael Adno bekennt sich in einem langen Essay als ein großer Fan des Malers und Fotografen William Christenberry, der seinen künstlerischen Weg durch ein Fotobuch fand, Walker Evans' "Let Us Now Praise Famous Men", das ihn dazu brachte, in einer Art meditativen Fotografie den Verfall des alten amerikanischen Südens zu protokollieren. Evans hatte das Buch zusammen mit dem berühmten Reporter James Agee herausgebracht. Christenberry kontaktierte Evans, und Evans bat ihn, ihm seine Fotos zu zeigen. Es waren einfache Fotos von Häusern, Landschaften und Strukturen, die Christenberry mit einer Kodak-Kamera gemacht und in Drogerien hatte abziehen lassen: "Christenberry brachte seine Arbeiten in Evans' Heim. Evans nahm die Schachtel mit den Drogerieabzügen und zog sich in eine andere Ecke des Raums zurück, während Christenberry mit Evans' Frau Isabelle plauderte. Die Sekunden tropften wie Sirup durch ein Sieb, und er fürchtete, dass Evans niemals enden würde. Schließlich sah Evans auf und sagte: 'Junger Mann. Sie haben eine Art durch diese kleine Kamera zu gucken. Sie ist eine perfekte Verlängerung ihres Auges geworden, und ich schlage vor, die Bilder ernstzunehmen."