Magazinrundschau - Archiv

Cosmopolitan

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 21.01.2020 - Cosmopolitan

Religiöse Gemeinschaften, die sich von der übrigen Umwelt abschotten, können leicht zur Brutstätte für Verbrechen werden, eben weil sie nichts nach außen dringen lassen. Wie das funktioniert, erzählt Sarah McClure in einer Reportage über sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen bei den Amish. "Während meiner Recherchen fand ich 52 offizielle Fälle von sexuellen Übergriffen auf Amish-Kinder in sieben Staaten in den letzten zwei Jahrzehnten. Erschreckenderweise gibt diese Zahl nicht annähernd das ganze Bild wieder. Praktisch alle Opfer, mit denen ich sprach - meist Frauen, aber auch mehrere Männer - erzählten mir, dass sie von ihrer Familie oder den Kirchenführern davon abgehalten wurden, ihren Missbrauch der Polizei zu melden, oder dass sie konditioniert worden waren, keine Hilfe von außen zu suchen. ... Es ist üblich, dass die Amish-Gemeinschaft die Opfer für genauso schuldig hält wie die Vergewaltiger - als einwilligende Partner, die Ehebruch begehen, selbst wenn sie Kinder sind. Von den Opfern wird erwartet, dass sie die Verantwortung mittragen und, nachdem die Kirche den Täter bestraft hat, schnell vergeben. Wenn sie dies nicht tun, sind sie das Problem. Wenn - selten genug - tatsächlich mal ein Fall vor Gericht kommt, unterstützen die Amishen mit überwältigender Mehrheit die Täter, die in der Regel mit fast ihrer gesamten Gemeinde hinter ihnen erscheinen, sagen Überlebende und Strafverfolgungsbehörden. Das kann das Trauma des Sprechens noch verstärken. 'Wir hatten Fälle, in denen 50 Amish für den Täter eintraten und niemand für das Opfer sprach', erinnert sich der Richter Craig Stedman."

Magazinrundschau vom 13.08.2019 - Cosmopolitan

Um manche Jobs kann man seine Mitmenschen wirklich nicht beneiden: Andrea Stanley hat eine aus guten Gründen anonym bleibende Polizistin besucht, die sich undercover durch Onlineforen und -Communities wühlt, in denen Männer sich in ihrer vermeintlich verletzten Ehre gegenseitig ideologisieren, anstacheln und in detailliert ausgemalten Gewaltfantasien gegenüber Frauen und Minderheiten solange übertrumpfen, bis einer von ihnen tatsächlich zur Tat schreitet und ein Massaker anrichtet. Die Frau - Stanley nennt sie K - wertet plattformübergreifend Profile aus, dokumentiert Chatverläufe und kundschaftet nach außen hin abgeschottete Zusammenhänge aus - bis sie sich sicher ist, dass einer der beobachteten Leute so radikalisiert ist, dass eine Tat unmittelbar bevorsteht, um dann ihre Vorgesetzten zu alarmieren. Einige Anschläge konnten so bereits verhindert werden. "K hat derzeit mehr als 1000 Männer im Fokus. Sie nennt sie 'ihre Liste'. Sie befinden sich genau hier, in einer Tabelle - zahlreiche Seiten voller Gesichter, helle Augen und speckige Wangen, dunkle Augen und tief sitzende Pickel, alte Haut, neue Haut. Ein Typ wohnt keine Meile weit von ihr entfernt. 'Ich kenne ihre Onlinenamen, ihre echten Namen, ihre falschen Namen und weiß auch, wenn sie ihre Namen ändern', sagt sie. ... Ihre genauen Methoden kann ich nicht offenlegen, aber ich will es mal so sagen: Wer auch immer im Netz offen seinen Hass auf Frauen artikuliert, hat sie im Netz wahrscheinlich schon mal angefunkt - ob es um Motorräder ging oder um Familienangelegenheiten. In dieser Hinsicht sind die Männer verletzbar, weil sie den Drang haben, sich selbst auszustellen. Das Internet ist ihr Megafon, die beste Art, ihre Schüler zu erreichen."