"Die anderen Geheimnisse dieses extravaganten Hotels waren für
Ana Magdalena Bach nicht so einfach zu entschlüsseln. Als sie sich eine Zigarette anzündete, sprang eine klingelnde und
leuchtende Alarmanlage an, und eine autoritäre Stimme sagte ihr in drei Sprachen, dass sie sich in einem
Nichtraucher-Zimmer befand, das einzige, das sie in dieser Messe-Nacht gefunden hatte". So
beginnt "Die Nacht der Mondfinsternis", eine bislang nur in lateinamerikanischen Medien veröffentlichte Kurzgeschichte von
Gabriel Garcia Marquez, die nun von der mexikanischen Medienzeitschrift
Etcetera freigeschaltet worden ist. Die wahre Identität des
galanten Liebhabers, den Ana Magdalena Bach in jener Nacht kennen lernt, stellt sich übrigens erst Jahre später heraus.
In diesen Zeiten gerade in Deutschland sehr lesenswert auch die (zuvor schon in der kolumbianischen Zeitschrift
Cambio veröffentlichten) Gedanken von Garcia Marquez zum
Interview als journalistischem Genre. Der Nobelpreisträger
sieht da eine ganze Menge Probleme: "Jeder glaubt, er könne ein Interview machen, und deswegen werden häufig die
Anfänger mit vier Fragen losgeschickt, auf dass sie sich auf wundersame Art und Weise in Journalisten verwandeln". Aufnahmegeräte sollten seiner Ansicht nach in der Tasche bleiben; sie sind einer aufmerksamen Gesprächsführung wenig zuträglich. Und überhaupt: "Der Interviewte wird immer die Gelegenheit dazu nutzen, das zu sagen,
was er will, dem Interviewer dafür aber die Verantwortung zuzuschieben."
Wie spätestens seit "Nachricht einer Entführung" und dem ersten Band seiner
Memoiren bekannt, ist Garcia Marquez in
journalistischen Gefilden mehr als bewandert. 1982 trug er sich sogar mit dem Gedanken, in Kolumbien eine
eigene Zeitung zu gründen. Warum es dann doch nicht dazu kam,
schildert sein argentinischer Weggefährte
Tomas Eloy Martinez: Der Schriftsteller konnte es einfach
nicht lassen, sich ganz und gar seinen Roman zu widmen.