Magazinrundschau - Archiv

Gentlemen's Quarterly

38 Presseschau-Absätze - Seite 3 von 4

Magazinrundschau vom 04.10.2016 - Gentlemen's Quarterly

Der Autor Michael Chabon begleitet seinen Sohn Abe zu den Männer-Modeschauen in Paris. Der Junge, der mit seinen 13 Jahren supergut Bescheid weiß und einen ganz eigenen Stil hat, fällt sofort auf, wie der stolze Vater bemerkt, der seinem einer unverständlichen Leidenschaft frönenden Sohn die Reverenz erweist: "Was Abe von dem Moment an, an dem er er selbst wurde, anders machte - anders als seine Geschwister, seine Klassenkameraden, die meisten Kinder, die je gelebt haben - das war sein Wohlbefinden mit diesem Anderssein. Jeder will aus der Menge herausstechen, aber nur wenige von uns haben den Dreh raus und noch weniger wirklich die Courage, dem Druck der Konformität standzuhalten. Es war immer schon Abes seltene Gabe nicht nur herauszustechen und standzuhalten, sondern das auch noch mit Feuer zu tun. Und die Art, wie er sein Anderssein am deutlichsten ausdrücken konnte, war durch seine schicke Kleidung."

Magazinrundschau vom 06.10.2015 - Gentlemen's Quarterly

Mit großem Genuss beschreibt Matthew Shaer den Krieg der Turnschuhkonzerne Adidas - in der Rolle des David - gegen Goliath Nike. Und da gehts schon um was: "Die Experten schätzen den globalen Markt für Turnschuhe auf 55 Milliarden Dollar, das ist mehr als das Bruttosozialprodukt Äthiopiens. Niemand kauft mehr Turnschuhe als die Amerikaner und wir kaufen mehr als jemals zuvor. Laut dem Analysten NPD Group haben Amerikaner allein im letzten Jahr 28 Milliarden Dollar für Turnschuhe ausgegeben, das sind fast fünfzig Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Matt Powell, der sich selbst als "Sneakerologist" bei NPD beschreibt, glaubt, das Wachstum werde sich in der nahen Zukunft fortsetzten. Wir treten ein, sagt er, in "einen permanenten Zustand der sneaker-ness.""

Magazinrundschau vom 25.08.2015 - Gentlemen's Quarterly

Joel Lovell und Sebastian Kim zeichnen ein großes, wenn auch etwas langatmiges Porträt des amerikanischen Comedian Stephen Colbert, das dessen Katholizismus freilegt und immerhin diese schöne Passage bietet, die den Grundstein für Colberts Professionalismus beschreibt: "Du musst lernen, die Bombe zu lieben", wie ein Lehrer ihm einst empfahl. "Er habe sich selbst trainiert, sagt er, nicht nur auf der Bühne, sondern jeden Tag seines Lebens, sogar in seinen Träumen, auf die Angst zu- statt von ihr wegzusteuern. "Ich tue gern Dinge, die öffentlich peinlich sind", sagt er. "Ich will diese Peinlichkeit fühlen, einsinken und dann verschwinden lassen. Ich stelle mich gern in Aufzüge und singe zu laut in diesen kleinen Räumen. Das Gefühl, dass man dabei hat, ist beinahe wie ein Dampfschwaden. Unbehagen und der Wunsch, es möge vorbei sein, überkommen einen. Ich tue solche Dinge und atme sie ein." Er macht eine Pause, nimmt einen tiefen yogamäßigen Atemzug und schüttelt den Kopf: "Nö, bringt mich nicht um. Das bringt mich nicht um.""

Magazinrundschau vom 04.11.2014 - Gentlemen's Quarterly

Der Kanadier Frank Bourassa produzierte nicht nur in wenigen Monaten die größte Summe an Falschgeld in der Geschichte der Banknotenfälschung, es gelang ihm auch, mit sechs Wochen U-Haft davonzukommen - und ein Fünftel seiner Blüten zu behalten. In GQ erzählt Wells Tower die unwahrscheinliche Geschichte: "Als ich eines Nachmittags mit ihm in einer Bar saß, reichte ich ihm eine Reihe von Geldscheinen - einen 50-Euro-Schein, eine 100-Dollar-Note, einen kanadischen Zwanziger und einen 10-Dollar-Schein aus Neuseeland - und fragte ihn, welcher davon am schwierigsten zu fälschen sei. "Keiner", sagte er. Er nahm den Hunderter und klopfte auf das Portät Benjamin Franklins. "Ich könnte problemlos Leute dazu bringen, mir ein Wasserzeichen von diesem Typen zu machen." - "Wirklich? Ben Franklin?" - "Wenn du irgendjemand drüben in China bist, denkst du doch nicht zweimal darüber nach, diesen Scheißkerl zu drucken. Wer ist das? Das wissen die doch nicht. Für mich sieht er aus wie ein Clown. Ich würde sagen, "Ich bin vom Zirkus. Wir haben eine Vorführung und würden gerne Flugblätter drucken lassen. Dafür bräuchte ich einen Prägestempfel hiervon. Das ist unser Clown. Bozo.""

Magazinrundschau vom 16.09.2014 - Gentlemen's Quarterly

Die epidemische Zahl der Vergewaltigungen an amerikanischen Colleges (jede fünfte Frau ist betroffen) hat die Obama-Regierung jetzt veranlasst, Richtlinien für den Umgang mit den Opfern aufzustellen, die von den Colleges oft genug nicht für voll genommen werden. Noch tabuisierter als die Gewalt gegen Frauen ist die gegen Männer. Beim Militär machen sie mehr als die Hälfte der Opfer von sexueller Gewalt aus. Die wenigsten von ihnen melden die Vorfälle, berichtet Nathaniel Penn in GQ und enthüllt das systemische Versagen von Militär und Behörden: "Scham ist nicht der einzige Grund, warum diese Männer nichts sagen. Ein anderer ist Angst - vor Vergeltung, beruflichem Ruin, sozialem Stigma. Untersuchungen legen nahe, dass hochrangige Militärs illegalerweise veranlassen, Opfer sexueller Gewalt auszumustern, indem sie bei ihnen Persönlichkeitsstörungen diagnostizieren lassen. Zwischen 2001 und 2010 wurden 31000 Dienende aufgrund von Persönlichkeitsstörungen unfreiwillig ausgemustert. Es liegt nahe, dass es in vielen dieser Fälle darum ging, Opfer sexueller Gewalt loszuwerden. Diese Diagnosen sparen dem Kriegsveteranenministerium (VA) auch die Kosten der Nachsorge".

Magazinrundschau vom 16.05.2014 - Gentlemen's Quarterly

Lange bevor Jim Nelson Chefredakteur von GQ wurde, versuchte er in Hollywood durchzustarten. Als Assistent zweier Comedy-Autoren, die er M und L nennt, war er Muse, Sklave und dankbares Publikum in einem, erinnert sich Nelson in einem sehr amüsanten Artikel: "Am schlimmsten war es nach dem Mittagessen, wenn sie sich ihre Nachrichten im Eingangsraum abholten und alle ihre Assistenten versammelt waren. Direkt vor meinem Schreibtisch brachen sie in ungebändigte Improvisation aus. L: "Lunch war toll! Steak in, was war das, Speichelsauce?" M: "Nein, ich glaube das war, äh, Fußpilz." L: "Ja, Fußpilzsauce! Köstlich!" M: "Und, Jim, wir haben ganz vergessen dir zu sagen: Du bist gefeuert! Haha..." Irgendwann konnte ich es nicht mehr vortäuschen. Als ich es nicht mehr über mich brachte, sie anzusehen oder mich wegzudrehen und zumindest ein einfaches "Ha" herauszubringen, entwickelte ich die Methode, schnell mit den Schultern zu zucken und hörbar einzuatmen, als hätten sie mir das letzte Lachen aus den Lungen geraubt."

Magazinrundschau vom 14.01.2014 - Gentlemen's Quarterly

Jason Kersten folgt den amerikanischen Drogenfahndern bei ihrem ziemlich aussichtslosen Kampf gegen die mexikanischen Kartelle, die sich darauf verlegt haben, für ihre Transporte die Grenze zu den USA zu durchlöchern wie einen Schweizer Käse: "Viele Drogentunnel werden entdeckt und wieder zugeschüttet, bevor sie operabel sind, aber das macht kaum etwas, es werden noch mehr kommen. Ökonomisch sind sie unangreifbar. Es braucht neun Monate oder länger, um einen guten Tunnel zu graben, und kostet um die drei Millionen Dollar, aber wenn er nur für zwei Stunden offenbleibt, können die Kartell genug Marihuana durch ihn hindurch bewegen, um ganze Zeitzonen damit zu versorgen - und dabei genug Profit zu machen, um zwanzig weitere Tunnel zu finanzieren."
Stichwörter: Marihuana, Käser

Magazinrundschau vom 12.11.2013 - Gentlemen's Quarterly

2011 erschoss ein Zehnjähriger in Riverside, Californien seinen Vater, als der auf dem Sofa seinen Rausch ausschlief. Der Vater war nicht nur führendes Mitglied der NSM (National Socialist Movement), es war auch bekannt, dass er den Jungen misshandelte. Nun ist der Prozess abgeschlossen und der Junge, inzwischen 13 Jahre alt, wurde zu 40 Jahren Haft verurteilt. Allerdings muss er nach dem Gesetz spätestens mit 23 Jahren entlassen werden. Ankläger, Gericht und sogar die Reporterin Amy Wallace haben zwar Mitleid, sind aber überzeugt, dass er für seine Tat verantwortlich ist. Keiner kommt auf die Idee, dass ein Zehnjähriger für gar nichts verantwortlich sein kann: "'Das war kein naiver kleiner Junge, der die Welt nicht kennt. Der Minderjährige hatte Ausflüge an die Grenze gemacht, mit Waffen geschossen und er wusste, wie man hasst', sagte die Richterin. 'Aber in dieser speziellen Nacht gab es nicht wie üblich Streit und Schreierei zwischen Vater und Sohn. Der Vater schlief auf der Couch.'"
Stichwörter: Der Prozess

Magazinrundschau vom 11.06.2013 - Gentlemen's Quarterly

Kein Ausländer kam dem nordkoreanischen Regime so nah wie der japanische Sushi-Meister Kenji Fujimoto. Pulitzerpreisträger Adam Johnson erzählt die Geschichte des Manner, der als Koch begann und im Laufe der Jahre zu Kim Jong-ils Vertrauensperson, Hofnarr und Spielgefährten wurde - ohne viel über seinen Vorgesetzten zu wissen: "Fujimoto wusste nicht, dass das Geld für die Luxusartikel aus Zwangsarbeitslagern stammte oder dass die Männer, die er bekochte, Kims Spezialeinheiten angehörten: Geldfälschung, Waffenhandel, Drogenherstellung. Er hatte keine Ahnung, dass die schönen Mädchen in fernen Ländern ihren Familien geraubt worden waren und dass ihre einzige Aufgabe darin bestand, Kims Wünsche zu erfüllen. Er konnte nicht wissen, dass Menschen, die verschwanden, in kommunale Arbeitslager, in Umerziehungscamps oder kwan-li-so Gulags gebracht wurden, vollkontrollierte Gebiete, aus denen niemand zurückkehrte."
Stichwörter: Geld, Gulag, Waffenhandel

Magazinrundschau vom 18.12.2012 - Gentlemen's Quarterly

Sean Flynn porträtiert den in Libyen ermordeten amerikanischen Botschafter J. Christopher Stevens, einen Kalifornier, der sich in die arabische Welt verliebte und in eine Europäerin namens Henrietta: "Er sagte, ihm habe mein Geruch gefallen. Chris war ein sinnlicher Mensch, er benutzte all seine Sinne, um die Welt zu erfahren. Für Menschen wie uns ist der Nahe Osten verlockend. Der Geruch des Kaffees mit Kardamon, und des Apfeltabaks in der Wasserpfeife, die Farbe und die Berührung von Teppichen und Stoffen, der Ton des Muezzin, der zum Gebet ruft, und die Energie des verrückten städtischen Verkehrs und der großen Wüstenlandschaften. Die Wärme der Menschen und der Klang ihrer Musik und Sprache. Wenn man das kombiniert mit einer analytischen Neugierde, die in das Verständnis der langen Geschichte der Region und der komplizierten Verstrickungen ihrer gegenwärtigen Politik investiert wird, dann ist der Nahe Osten ein Ort, dem man nicht widerstehen kann. Es ist nicht nur eine intellektuelle Anstrengung - man fühlt sich einfach vollkommen lebendig.'"

Ein Mann teilt aus: eine Frau kriegt den Inhalt seines Wasserglases, eine andere seine Fäuste ins Gesicht. Im Juni gingen die Bilder von dem Eklat in einer griechischen Talkshow um die Welt. Chris Heath hat für GQ mit den beteiligten Politikern - Rena Dourou, Liana Kanelli und den Fäuste schwingenden Ilias Kasidiaris - über den Vorfall gesprochen. Zu seinem Erstaunen hatte die Episode für Kasidiaris und seine rechtsextreme Partei "Goldene Morgenröte" keinerlei negative Auswirkungen: "'Insgesamt hat die Öffentlichkeit meine Reaktion gutgeheißen', sagt er mit kurzem, kaltem, selbstgefälligem Lächeln. 'Wir haben ganz bestimmt keine Stimmen verloren.' Es scheint ihn zu amüsieren, dass die drei mittlerweile im selben Parlamentsgebäude arbeiten. Ich frage ihn, was passiert, wenn sie sich in der Cafeteria begegnen. 'Wir werden uns nicht in der Cafeteria begegnen', sagt er mit hämischem Grinsen. 'Wir werden uns im Boxring begegnen.'"