Das
Unglück von Smolensk bleibt das wichtigste Thema in Polen. Es herrscht kollektive Trauer, aber einige scheren aus und äußern sich auf der Webseite der linksintellektuellen
Zeitschrift Krytyka Polityczna. "Schon seit Samstag habe ich den Eindruck, dass wir einen
absurden Herdentrieb beobachten, nicht Trauer",
schreibt etwa die
Regisseurin Malgorzata Szumowska. "Trauer, wie ich sie auf dem polnischen Land erlebt habe, soll den Tod zähmen. Sie hat nichts von Hysterie oder Erhebung. Die Trauer, die ich im Fernsehen sehe, in den polnischen Straßen, hat mit der
Zähmung des Todes nichts zu tun. Es ist eine kollektive Hysterie, ein Gemeinschaftsakt, den die Polen wie die Luft zum Atmen brauchen. Wir sind wohl die einzige Nation in Europa, die zu so etwas fähig ist, im Namen der eigenen Exaltiertheit, des Erlebens von etwas Großem, im Namen des Patriotismus."
Außerdem: Auch die
Schriftstellerin und feministische Aktivistin
Manuela Gretkowska versucht sich an einer psychologischen Deutung der Ereignisse: "Die Polen fühlen sich
nicht als Bürger, sie haben keinen Anteil am Regieren; die nationale Trauer ist ein außergewöhnlicher Moment, in dem sie sich bedeutend und geeint fühlen können." Und in einem
Gastkommentar prophezeit der konservative Publizist
Cezary Michalski, dass die nationale Einheit nicht lange anhalten wird: "Mit der Beschwörung des Ereignisses, das über jegliche Politik hinaus geht, wird
gnadenlose Politik betrieben werden. Es wird ein brutaler Machtkampf stattfinden. In Ausschnitten publiziert werden ferner die Stellungnahmen
Olga Tokarczuks für die
New York Times (
hier auf Polnisch) und
Slawomir Sierakowskis für den "Freitag" (
hier auf Polnisch,
hier auf Deutsch).