Magazinrundschau - Archiv

Krytyka Polityczna

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 20.04.2010 - Krytyka Polityczna

Das Unglück von Smolensk bleibt das wichtigste Thema in Polen. Es herrscht kollektive Trauer, aber einige scheren aus und äußern sich auf der Webseite der linksintellektuellen Zeitschrift Krytyka Polityczna. "Schon seit Samstag habe ich den Eindruck, dass wir einen absurden Herdentrieb beobachten, nicht Trauer", schreibt etwa die Regisseurin Malgorzata Szumowska. "Trauer, wie ich sie auf dem polnischen Land erlebt habe, soll den Tod zähmen. Sie hat nichts von Hysterie oder Erhebung. Die Trauer, die ich im Fernsehen sehe, in den polnischen Straßen, hat mit der Zähmung des Todes nichts zu tun. Es ist eine kollektive Hysterie, ein Gemeinschaftsakt, den die Polen wie die Luft zum Atmen brauchen. Wir sind wohl die einzige Nation in Europa, die zu so etwas fähig ist, im Namen der eigenen Exaltiertheit, des Erlebens von etwas Großem, im Namen des Patriotismus."

Außerdem: Auch die Schriftstellerin und feministische Aktivistin Manuela Gretkowska versucht sich an einer psychologischen Deutung der Ereignisse: "Die Polen fühlen sich nicht als Bürger, sie haben keinen Anteil am Regieren; die nationale Trauer ist ein außergewöhnlicher Moment, in dem sie sich bedeutend und geeint fühlen können." Und in einem Gastkommentar prophezeit der konservative Publizist Cezary Michalski, dass die nationale Einheit nicht lange anhalten wird: "Mit der Beschwörung des Ereignisses, das über jegliche Politik hinaus geht, wird gnadenlose Politik betrieben werden. Es wird ein brutaler Machtkampf stattfinden. In Ausschnitten publiziert werden ferner die Stellungnahmen Olga Tokarczuks für die New York Times (hier auf Polnisch) und Slawomir Sierakowskis für den "Freitag" (hier auf Polnisch, hier auf Deutsch).

Magazinrundschau vom 21.10.2008 - Krytyka Polityczna

Wenn es in Polen ein linkes intellektuelles Milieu gibt, dann ist die Zeitschrift Krytyka Polityczna (Politische Kritik) sicherlich sein Zentrum. In der letzten Ausgabe (hier das Inhaltsverzeichnis) bildet "un-menschliche Politik" einen thematischen Schwerpunkt. Dazu schreibt die Kultursoziologin Kinga Dunin: "Unser Verhältnis zur Natur und Technik muss neu überdacht werden. Die Richtung sollte für Linke klar sein: die Dimension der moralischen Verantwortung muss erweitert, eine neue, gerechtere Welt ... geschaffen werden. Schon allein die Vorstellung einer solchen Welt ist eine riesige intellektuelle Herausforderung, und Politik bedeutet Entscheidungen, die hier und jetzt getroffen werden müssen. Was sollte ihre Grundlage und Motivation sein, jenseits raffinierter Theorien und Weltanschauung? Mitleid. Das hat die Linke immer ausgezeichnet. Das Fehlen von Mitleid führte zu ihrer Kompromittierung im Totalitarismus. Viele typisch linke Reflexe kann man erklären, wenn man sie auf Empathie bezieht."
Stichwörter: Empathie, Totalitarismus