Magazinrundschau - Archiv

Newsweek

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Magazinrundschau vom 24.01.2012 - Newsweek

Die Sehnsucht nach Nostalgie ist groß, stellt der Kunsthistoriker Simon Schama zu seinem Missvergnügen fest. Warum gucken jetzt selbst die Amerikaner in Scharen die britische Kostümserie "Downton Abbey"? "Geschädigt vom Schwelgen in der Trockener-Martini- und Tüten-BH-Welt von 'Mad Men'? Keine Angst, 'Downton Abbey' serviert eine dampfende, versilberte Terrine voll Snobismus. Es ist eine unterwürfige Soap opera, die eine amerikanischen Öffentlichkeit, die verzweifelt alles, was ihre Gedanken von den Wirren der Gegenwart ablenkt, nur zu gern in großen dankbaren Schlucken herunterschluckt. Ich weiß, auf ihre Weise ist die Serie perfekt. Niemand schlägt das britische Fernsehdrama, wenn es darum geht, die Instinkte kultureller Nekrophilie zu bedienen."

In der Titelgeschichte erklärt Andrew Sullivan Rechten und Linken, warum sie mit ihrer Kritik an Obama gleichermaßen falsch liegen und resümiert schließlich: "'Zu sehen, was man vor der Nase hat, ist ein ständiger Kampf', schrieb einst George Orwell. Was ich vor meiner Nase sehe, ist ein Präsident, dessen Charakter, Erfolg und Versprechen so grotesk unterbewertet werden wie sie 2008 absurd überhöht wurden."

Magazinrundschau vom 19.07.2011 - Newsweek

Alan Rusbridger, Chefredakteur des Guardian - und Harry-Potter-lookalike, wenn es je einen gegeben hat - zeichnet ein kleines heroisches Porträt des Guardian-Reporters Nick Davies (Homepage), der 2009 nicht nur Julian Assange für den Guardian entdeckte, sondern auch von kriminellen Machenschaften im Murdoch-Imperium gehört hatte. "Interessiert? Die Antwort in beiden Fällen war - natürlich. Gefolgt von einem inneren Schlucken angesichts des schieren Ausmaßes und der Folgen dieser Geschichten. Gefolgt von einem Blick auf Nick, wie immer gekleidet in Jeans und eine aufsässig unmoderne braune Lederjacke, wie er aus der Tür marschiert, auf der Suche nach Ärger."

Der konservative britische Europaabgeordnete Daniel Hannan (sein Blog) reagiert in einem Kommentar sehr lässig auf die Enthüllungen des Guardian. Braucht man in Britannien jetzt eine staatliche Regulierung der Presse? Total unnötig: "News of the World wurde nicht vom Presserat oder irgendeinem Gesetz gestürzt, auch nicht von einem Gericht, sondern von Adam Smiths unsichtbarer Hand. Anzeigen verschwanden, ein Massenboykott drohte und die Aktien von News Corp. fielen. Mit anderen Worten: Wo die Regierung versagte, war der Markt erfolgreich. Das System funktioniert."

Magazinrundschau vom 19.04.2011 - Newsweek

Francis Fukuyama hat ein neues Buch geschrieben "The Origins of Political Order: From Prehuman Times to the French Revolution", und damit, schreibt Andrew Bast, der den Politologen in Kalifornien besucht hat, ist Fukuyama, der sich inzwischen von den Neocons entfremdet hat, zu seinen Anfängen zurückgekehrt: Er "überlegt wie die Menschen ihre Stammeskonflikte überwunden und sich in politischen Gesellschaften organisiert haben. 'In der entwickelten Welt halten wir die Existenz von Regierungen für so selbstverständlich, dass wir manchmal vergessen, wie schwierig es war, sie zu schaffen', schreibt er."

Magazinrundschau vom 01.03.2011 - Newsweek

Manchmal bedeutet Geschichtsschreibung auch, dass man am Ende nicht genau weiß, was wirklich passiert ist, lernt Tracy McNicoll aus Agata Tuszynskas Buch über die Sängerin Wiera Gran, "Accused: Wiera Gran", das in Polen schon einige Aufregung ausgelöst hat. Gran sang im Warschauer Ghetto im Cafe Sztuka, mit Wladyslaw Szpilman als Begleiter. Szpilman, heute berühmt als Polanskis "Pianist", hatte Gran jedoch schon in seiner 1946 erschienenen Autobiografie ignoriert. Später soll er ihr vorgeworfen haben, mit den Nazis kollaboriert zu haben. Grans Leben wurde von diesen Gerüchten vergiftet. Sie starb 2007 in einem finsteren Appartement in Paris, die Wände bekritzelt mit Sätzen wie "Help! Szpilman and Polanski's clique want to kill me! HELP!": "Tuszynskas Buch ist eine nützliche Studie über Zweifel. Es ist eine Reflexion über den Raum zwischen dem Nebel des Kriegs und der Eindeutigkeit Hollywoods und was als verbürgte Tatsache überleben sollte, wenn die Tatsachen umwölkt sind. Während die letzten Überlebenden sterben, könnte das letzte Wort buchstäblich demjenigen gehören, der am lautesten gesprochen hat. 'Accused: Wiera Gran' behauptet nicht, das letzte Wort zu haben."

Außerdem: Der Historiker Norman Stone hat seine Zweifel, ob Ägypten den Fußstapfen der Türkei folgen kann. Und eine Fotostrecke erinnert an Journalistinnen, die für ihre Arbeit ihr Leben riskiert - und manchmal auch verloren - haben.

Magazinrundschau vom 01.02.2011 - Newsweek

Die Angst ist weg, stellen Babak Dehghanpisheh, Christopher Dickey und Mike Giglio fest, die über die Proteste in Kairo berichten. Gameela Ismail, die in letzter Sekunde zusammen mit anderen ihre Kinder aus einem Polizeiwagen befreien konnte, erklärt ihnen das so: "'Im Augenblick bin ich sehr optimistisch, aber ich habe Angst, dass die Dinge außer Kontrolle geraten. Mubaraks Partei wird nicht aufgeben. Sie werden die blutige Konfrontation suchen, wenn sie das Gefühl haben, die Macht zu verlieren. Aber die gute Sache ist andererseits: Das Baby ist geboren! Endlich, endlich haben die Menschen das Selbstbewusstsein, dass sie etwas Gutes tun können, dass sie ihren Ärger zeigen können, dass sie 'Nieder mit Mubarak' rufen können. Sie haben die Barriere der Angst durchbrochen - das Baby ist geboren. Wird es ein Mädchen sein oder ein Junge? Wird es an der Brust gesäugt werden oder mit Milchpulver ernährt? Wie werden wir es aufziehen? Auf welche Schule wird es gehen? Wir wissen es noch nicht. Aber das Baby ist geboren.'"

Magazinrundschau vom 25.01.2011 - Newsweek

Wird der Funke des Aufstands in Tunesien auf andere Staaten überspringen? Das wird sich heute in Ägypten zeigen, meint Mike Giglio. Denn in Kairo soll es an diesem Dienstag einen Protestmarsch geben, der an die Ermordung des ägyptischen Händlers Khaled Said durch Polizisten im letzten Sommer erinnert. Said hatte in seinem Blog ein Video veröffentlicht, auf dem Polizisten beschlagnahmte Drogen unter sich aufteilten. Kurz nach seiner Ermordung entstand die Facebook-Seite "We Are All Khaled Said", die sich schnell zum Sammelbecken für Menschenrechtsaktivisten entwickelte. "Nachdem die Demonstranten in Tunesien den autokratischen Präsidenten des Landes vertrieben hatten, schlug 'We Are All Khaled Said' einen agressiveren Ton an. Innerhalb von Tagen rief die Webseite zu einer großen Demonstration am heutigen Dienstag in Kairo auf. Die Forderungen reichen von der Beendigung der Polizeibrutalität über die Erhöhung des Mindestlohns auf 180 Dollar monatlich bis zur Auflösung des Parlaments. Der Administrator der Seite ... erklärte Newsweek: Die Ereignisse in Tunesien 'haben uns alle mit Hoffnung erfüllt, dass die Dinge sich ändern können.'"
Stichwörter: Tunesien

Magazinrundschau vom 18.01.2011 - Newsweek

Mike Giglio besingt die tunesischen Blogger, die es mit einer staatlichen Zensur aufgenommen haben, die gleich hinter der von China und Iran rangiert: "Die Aktivistin und Bloggerin Lina Ben Mhenni zum Beispiel, begann, durch das Land zu reisen, um auf Fotos und Videos Proteste aufzunehmen und die Menschen, die, wie sie sagt, bei den Niederschlagungen getötet wurden. 'Es gibt keine Journalisten, die das tun. Die offiziellen Medien haben sogar noch angefangen, Lügen über die Ereignisse zu verbreiten', sagt Ben Mhenni und fügt hinzu, dass sie sich entschieden hat, unter ihrem wirklichen Namen zu bloggen. 'Selbst wenn man ein Pseudonym benutzt, finden sie einen', meint sie. Man kann anderen ein Beispiel geben. Sie sagen dann: Seht, sie hat keine Angst.'"

Weiteres: Daniel Lyons erklärt Rupert Murdoch neue Online-Strategie: "Worauf es ankommt, ist Knappheit. Im Netz gibt es keine." Und Dan Ephron stellt den israelisch-palästinensischen Schriftsteller Sayed Kashua vor, der es schafft, mit seinen Haaretz-Kolumnen und Romanen Israelis und Palästinenser gleichermaßen gegen sich aufzubringen.

Magazinrundschau vom 23.11.2010 - Newsweek

Duncan Hewitt hörte in Schanghais supermodernem Grand Theatre - nicht eine Symphonie von Beethoven, das dort übliche Programm - sondern einen Mann, der auf einem Blatt blies. Das Konzert war von der in Kanton geborenen Sängerin Zhu Zheqin organisiert worden. "2009, nachdem sie zur Botschafterin des Entwicklungsprogramms der UNO ernannt worden war, reiste Zhu durch einige der abgelegensten Regionen Chinas - begleitet von einer Filmcrew, Fotografen und Autoren - um die traditionelle Musik verschiedener Minderheiten zu dokumentieren. Im Verlauf ihrer viermonatigen Odyssee nahmen sie über tausend Lieder auf. In Miao beobachtete Zhu junge Leute, die in den Bergen Liebeslieder sangen - ein traditionelles Ritual der Werbung in einer ethnischen Gruppe, die keine Schrift kennt. Sie hörte hunderte Menschen der Dong-Minderheit komplizierte vielstimmige Musik ohne Dirigenten singen. Und in Tibet entdeckte sie eine historische Form der religiösen Musik, die nur in einem einzigen Dorf gespielt wurde. Aber Zhu stellte fest, dass viele der besten Musiker alt waren und ihre Musik auszusterben drohte. 'Ich war schockiert von der Schönheit der Musik - sie war so gut', sagt sie. 'Aber sie braucht Unterstützung. Ich hoffe, dass auch andere Menschen diese Schönheit in der heutigen Zeit sehen." Hier ein Video der Uno zu dem Projekt:


Stichwörter: Beethoven, Ludwig van, Tibet, UNO, Miao

Magazinrundschau vom 26.10.2010 - Newsweek

Digg.com, eine der erfolgreichsten Websites in den USA, verliert gerade massiv an Lesern (von 18 Millionen unique visitors auf 5,3 Millionen) und an Wert (von 130 auf 30 Millionen). Daniel Lyons überlegt, woran es liegen könnte. Die Konkurrenz durch Twitter? Bei Digg kann man über Artikel abstimmen. Mit Twitter kann man Artikel weiterverbreiten. Das sind eigentlich zwei verschiedene Dinge. "Aber so läuft das in der Technologie. Es geht fast nie um direkte Konkurrenz. Eher kommt von unerwarteter Seite etwas Neues und bietet einen neuen Weg an, etwas zu tun. Es hat viele Digg-Nachahmer gegeben, ohne dass es Digg sehr geschadet hätte. Und niemand hätte vorhersehen können, dass Twitter den Platz von Digg einnehmen würde, nicht einmal die Jungs, die Twitter geschaffen haben. Wahrscheinlich wird der Erfolg von Twitter ebenfalls von etwas unterbrochen, das sich nicht vorhersehen lässt. Das ist der Grund, warum Facebooks Mark Zuckerberg vor ein paar Monaten auf einer Konferenz erklärte, dass 'unser größter Konkurrent jemand ist, von dem wir noch nie gehört haben'."
Stichwörter: Lyon, Zuckerberg, Mark

Magazinrundschau vom 12.10.2010 - Newsweek

Für junge Chinesen ist Amerika nur noch ein Zwischenstopp und Europa - bestenfalls - eine Rundreise im Alter, stellte Rana Foroohar fest, als sie sich kürzlich mit Studenten der Tsinghua Universität in Peking unterhielt. "Ich fragte ein Physikgenie in einem fusseligen pinkfarbenen Pulli, was sie nach ihrem Abschluss machen wolle. Sie hatte sich schon für ein Stipendium in Stanford beworben, um dort ihren Master zu machen. Danach, sagte sie, 'bleibe ich vielleicht noch eine Zeit lang in den Vereinigten Staaten und arbeite für McKinsey oder eine Venture-Kapital-Firma in Silicon Valley'. Dann, fuhr sie fort, 'gehe ich nach China zurück und gründe eine Firma. Nachdem ich mein Geld gemacht habe, ziehe ich mich zurück und bereise mit meinen Eltern Europa.'"
Stichwörter: Geld, Silicon Valley