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1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 09.08.2016 - Population & Sociétés

Von 2013 an hat die chinesische Regierung ihre Ein-Kind-Politik gelockert und im vorigen Jahr völlig aufgegeben. Doch die französische Demografin und Sinologin Isabelle Attané glaubt nicht, dass sich die niedrigen Geburtenraten schnell verändern werden. Die Proklamation allein reiche nicht, nicht mal in China: "Obwohl die Wertschätzung der Frau noch immer stark an der Mutterschaft hängt, sind die Geburtenzahlen seit 2013 nicht angestiegen. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Zahl berufstätiger Frauen in der Stadt signifikant abgenommen hat, von 76 Prozent 1990 auf 61 Prozent im Jahr 2010. Die Berufstätigkeit von Frauen, die sich Maos Regierung noch auf die Fahnen geschrieben hatte, hat dem Wandel des Arbeitsmarkts nur auf dem Land standgehalten (wo mehr als acht von zehn Frauen einer Tätigkeit nachgehen). In den Städten sind Frauen einer doppelt so hohen Arbeitslosigkeit ausgesetzt wie Männer und oft Opfer von Diskriminierungen (weniger Lohn für gleiche Arbeit, ungerechtfertigte Entlassungen infolge einer Elternzeit, Diskriminierung bei der Einstellung, erzwungene Frührenten). Dieser unzureichende Schutz von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und die mangelnde Unterstützung des Staates bei der Kinderbetreuung macht die Verbindung von beruflichem und familiärem Leben zunehmend schwierig und kostspielig. Paare sehen sich daher oft gezwungen, die Geburt eines Kindes aufzuschieben oder sogar ganz darauf zu verzichten."