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Public Seminar

1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 21.02.2023 - Public Seminar

(via Eurozine) Erdogan und seine Leute haben sich nicht sehr beeilt, den Erdbebenopfern zu helfen. Das ist kein Wunder, meint der Soziologe Utku Balaban, sie waren zu beschäftigt damit zu überlegen, wie sie das Ereignis in einen Wahlerfolg für Erdogan ummünzen können. Vier Hauptstrategien kann Balaban erkennen: "Die Regierung versucht derzeit, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass sie nichts hätte tun können, um die Menschen zu retten, da das Erdbeben außergewöhnlich schwer war. Zweitens gibt es starke Signale in den sozialen Medien, dass Erdoğan und seine Clique eine Verschwörungstheorie ausarbeiten und verbreiten: dass die Vereinigten Staaten das Erdbeben mit ihren fortschrittlichen Militärtechnologien ausgelöst haben. Eine dritte und ähnliche Komponente besteht darin, anonyme Zivilisten - und nicht die Auftragnehmer, die Regierung oder die wirklichen Verbrecher - als 'Plünderer', als 'schlechte Äpfel' einer ansonsten glorreichen Nation, in den Mittelpunkt einer Hasskampagne zu stellen. Erdoğan widmete einen großen Teil seiner Rede vom 10. Februar in Adıyaman der Verurteilung von Plünderern und stellte damit eine symbolische Verbindung zwischen ihnen und seinen politischen Gegnern her. ... Der vierte Teil des Plans besteht darin, die Katastrophe zu nutzen, um die demokratischen Rechte vor den Wahlen in diesem Jahr zu beschneiden. Die AKP-Regierung verhängte einen dreimonatigen Ausnahmezustand über die Erdbebengebiete, in denen etwa 16 Prozent der Bevölkerung leben. Kurden und Aleviten machen einen großen Teil dieser Wähler aus, und die Stimmen der Kurden werden wahrscheinlich eine entscheidende Rolle für das Wahlergebnis spielen."