Gary Kamiya lebt seit mehr als vierzig Jahren in
San Francisco und ist seit je
fasziniert von
Tenderloin, dem berüchtigsten Viertel der Stadt, in dem Drogendealer, Prostituierte und Diebe ihr Unwesen treiben. Obwohl TL, wie es dort genannt wird, mitten in der Innenstadt liegt, macht sich eine
Gentrifizierung, wie sie in anderen amerikanischen Städten um sich greift, dort
noch nicht bemerkbar. Woran liegt das, wundert sich Kamiya, wo San Francisco doch im Geld schwimmt? Der Hauptgrund ist die eigenartige Wohnsituation dort: Es gibt in TL fast nur Einzimmerwohnungen. Die seien doch ideal für junge Leute, meint die Stadt und will diese mit günstigen Mieten anlocken und so das Viertel aufwerten. Wenn das gelänge, käme das
einem Wunder gleich, findet Kamiya. "Am Ende, so sieht es das Szenario vor, wird aus der Gegend ein funktionierender, verrückter
Flickenteppich: ein von Block zu Block, von Gebäude zu Gebäude wechselndes Patchwork von Wohlstand und Armut, Schwarzen und Weißen, Asiaten und Latinos. Einzimmerwohnungen neben renovierten Apartments, Sozialwohnungen neben neuen Eigentumswohnungen. Es ist nicht Pacific Heights. Aber es ist ein produktives, pulsierendes Viertel im Herzen von San Francisco." Gentrifizierung also, ohne dass Tenderloin seine
Seele und seinen Charme verliert?