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Rubrik: Bücherbrief - 172 Artikel - Seite 1 von 14
Bücherbrief 08.04.2024 […] den Weg gemacht durch die Pariser Banlieues - zu Deutsch: "Bannmeilen" -, jenen oft ziemlich struppigen Vorstädten, die nicht das Privileg haben, zur Stadt Paris zu gehören. Begleitet wird sie von dem algerisch-französischen Filmemacher Thierry, ein Freund Webers, der in den Pariser Randbezirken aufgewachsen ist. Nicht alle Kritiker belassen es dabei, sich von Weber nur literarisch durch die Banlieues […] Streifzüge angeschlossen, die Weber derzeit unternimmt, um ihren neuen Roman zu bewerben. Seine Vorbehalte, es handele sich um "Elendstourismus", kann Weber offenbar während der Begegnung und auch durch ihr Buch zerstreuen: In den tagebuchartigen Notaten über Begegnungen, Beobachtungen, Architektur und Geschichte der Banlieues macht der Rezensent wahres Mitgefühl aus. Dlf-Kritikerin Beate Tröger attestiert […] bei diesem atemlosen Abenteuerroman den Überblick, manches erscheint der Kritikerin "märchenhaft überzeichnet". Die sympathische Hauptfigur und die Liebesgeschichte im Roman tragen Hochweis aber gut durch die Geschichte. Gebannt liest auch FAZ-Kritiker Tilman Spreckelsen den Roman, der ihn unter anderem mit Mordanschlägen und Identitätsdiebstählen auf Trab hält. Der Held mit seinem "an Umschwüngen reichen […]
Bücherbrief 04.03.2024 […] wuchtigen Sterbemonolog der Großmutter das ganze Trauma des armenischen Volkes beschreibt. Ein Roman, der eindringlich vom "verlorenen Leben" dreier Generationen erzählt und der vor allem besticht durch eine bildhafte Sprache, die selbst das Grauen des Völkermords an den Armeniern und den Kurdenkonflikt in Sanftheit hüllt, so Balci. Auch FAZ-Kritikerin Amira El Ahl liest den bereits 2012 im türkischen […] wie sie versichert.
Sachbuch
Sofi Oksanen
Putins Krieg gegen die Frauen
Kiepenheuer und Witsch Verlag. 336 Seiten. 24 Euro
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Die Vergewaltigungen und Folterungen israelischer Frauen durch die Hamas am 7. Oktober sind spätestens seit dem Bericht des israelischen Association of Rape Crisis Centers in ihrer Grausamkeit und Perversion offenkundig. Aber auch Putin führt Krieg gegen die Frauen […] Tradition des russischen Kolonialismus ein, zum anderen legt sie dar, wie sich dieser Kolonialismus auch in Aggression gegen Frauen äußert - sowohl in Form politischer Ausgrenzung als auch ganz konkret durch sexuelle Gewalt. Ein wichtiges, mutiges Buch, lobt auch Ulrich Rüdenauer im Dlf: Die Autorin, deren Großmutter von russischen Soldaten vergewaltigt worden war, zeichnet Rüdenauer zufolge nach, wie Gewalt […]
Bücherbrief 05.02.2024 […] verlangt Nunez' Sprunghaftigkeit und Zitierfreudigkeit dem SZ-Rezensenten Hubert Winkels zwar ab, belohnt wird er aber mit allerhand Lebensweisheiten. Für den Spiegel ist Enrico Ippolito mit Nunez durch New York gestreift.
William Boyd
Der Romantiker
Roman
Kampa Verlag. 624 Seiten. 28 Euro
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Einen Schmöker für lange Winterabende beschert uns William Boyd mit seinem neuen Roman, der uns […] Regierungszeit seit dem Überfall Putins auf die Ukraine nach und zwar keineswegs als einseitiges Heldenporträt, wie uns Anna Prizkau in der FAZ versichert. So kommt der Autor, der als Ich-Erzähler durch die Geschichte führt, durchaus auch auf den propagandistischen Tonfall der Show "Diener des Volkes" des einstigen Fernsehkomikers zu sprechen oder beleuchtet, dass Selenskyi die Kriegssituation lange […] Ehe im Verlauf des Krieges ausgesetzt war, Filmsichtungen im Präsidentenbunker sowie die zunächst zögerliche Unterstützung des Westens. Für Prizkau ist das Buch brillant, große Literatur, weil es durch das Menschliche vom Universellen erzählt. Klar ist es auch Unterhaltung, aber das muss Erkenntnis ja nicht ausschließen, meint die Kritikerin, die eine klare Leseempfehlung ausspricht. Auch Michael […]
Bücherbrief 12.12.2023 […] von Frauen in Oberschlesien porträtiert. Kalina, die Ich-Erzählerin, ist die Jüngste, erfahren wir, ihre Urgroßmutter flieht vor der Unterdrückung des Vaters in eine Beziehung, wird schwanger, brennt durch und stirbt bei der Geburt ihres Kindes. Die Großmutter Barbara wird Messi, Mutter Violettas Träume sind zu groß für die Welt, erst Kalina kann mit dieser traumatischen Linie brechen. Das ist zwar ziemlich […] dargestellten Figur. Anders als der Musiktheoretiker Heinrich Schenker vertritt Bostridge die Auffassung, dass das Musikwerk der Aufführung bedürfe, die Figur wird laut Bostridge entsprechend erst durch den individuellen Charakter des Darstellenden zum Leben erweckt, erzählt uns Helmut Mauro in seiner begeisterten SZ-Besprechung: Die ausgesuchten Musikstücke - etwa Claudio Monteverdis Oper "Il co […]
Bücherbrief 10.10.2023 […] Geister
Roman
Kiepenheuer und Witsch Verlag. 288 Seiten. 25 Euro
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Die Feuilletons begeistern sich plötzlich für das Handwerk des Kürschners. Und das liegt nur am neuen Buch von Uwe Timm, der durch seinen Vater in den Fünfzigern selbst die Kürschnerei erlernte. Timm blickt zurück auf die ersten drei Jahrzehnte seines Lebens, im Zentrum aber steht die Tätigkeit des Pelzbearbeiters, die uns der […] Nicht zuletzt erkennt er hier Timms Poetik, die ihm vom Kürschnerhandwerk geprägt scheint. In der FAZ präzisiert ein hingerissener Tilman Spreckelsen: Timms Erinnerungen erscheinen ihm wie verbunden durch "auftrennbare Nähte" - die immer wieder neu vernäht werden können. Für den FR-Rezensenten Markus Schwering ist das Buch ein Muss in diesem Bücherherbst.
Anne Serre
Die Gouvernanten
Roman
Berenberg […] Meike Feßmann ist hin und weg von der Leichtigkeit, dem Schwung, und der ausgelassenen Freude an der Erotik, die Anne Serres drei junge "Gouvernanten" versprühen: Wenn die drei Frauen melancholisch durch den Tag treiben, ein Fest vorbereiten oder jagen, erliegt Feßmann schnell der "Sprachlust" und literarischen Fantasie des schmalen Romans. Die Atmosphäre erinnert sie an Beckett, die Landschaft an eine […]
Bücherbrief 07.08.2023 […] erschienen ist der neue Roman von Deborah Levy, der uns quer durch Europa führt. Meike Feßmann widmet ihm in der SZ eine hymnische Besprechung: Erzählt wird die Geschichte der 34-jährigen neurotisch-melancholischen Pianistin Elsa, die sich während eines Konzerts von Rachmaninows 2. Klavierkonzert verspielt, ihre Karriere aufgibt und quer durch Europa reist, um Privatunterricht zu geben. Zugleich sucht […] aussprechen. Für ein großes Werk und hellsichtiges Porträt der kolumbianischen Gesellschaft der fünfziger Jahre hält auch Hernán D. Caro in der FAS das Buch: Es erinnert ihn in seiner Wucht, Intimität und durch den erstaunlich klaren Blick für die Kräfte des Patriarchats gar an García Márquez' berühmten Roman "Hundert Jahre Einsamkeit".
Ulrike Sterblich
Drifter
Roman
Rowohlt Verlag. 288 Seiten. 23 Euro
[…] Kijowskas Biografie der polnischen Literaturnobelpreisträgerin. Kijowska zeigt nicht nur gute Kenntnis des Werks, sondern bringt uns die zurückgezogen lebende Dichterin näher, ohne deren Zurückhaltung durch Erklärungen zu stören. Stattdessen schreibt sie "verehrend, aber nie verklärend", so Pöhlmann, die dank dieses Buches in den Genuss von vielen Anekdoten und Zitaten wie "Kornel, du Mangelware!" kommt […]
Bücherbrief 10.07.2023 […] Abtreibung im Rumänien der siebziger Jahre, bei der sie ums Haar im Gefängnis gelandet oder verblutet wäre, resümiert Lehmkuhl. Der Abschluss der Trilogie besticht nicht nur durch die psychologisch exakte Figurenzeichnung, sondern auch durch die zahlreichen Verweise auf Flaubert, Balzac und vor allem Proust, meint der angetane Kritiker: Nur dass die Welt, die Adamesteanu beschreibt, geprägt ist von den "B […] ihn mit Freud, Nietzsche oder Pasternak vertraut macht, aus der ideologischen Bahn wirft, resümiert Geißler. Der Roman besticht nicht nur durch zahlreiche Verweise auf chinesische Geschichte und Kultur, die im gründlichen Anhang erläutert werden, sondern auch durch Bildreichtum und "grotesken Humor", schließt die Kritikerin, die ergänzend Liaos ebenfalls gerade auf Deutsch erschienene Schrift "Unsichtbare […] Sprachbarrieren, sprachliche Verortung, überhaupt die Bedingungen von Kommunikation. Sie erkennt auch einmal mehr Coetzees Kritik an der Vormachtstellung der englischen Sprache, die noch verstärkt wird durch seine Entscheidung, "Der Pole" zuerst auf Spanisch, Niederländisch und Deutsch zu veröffentlichen und dann erst - im Herbst 2023 - auf Englisch (was die Übersetzer - hier Reinhild Böhnke - vor keine […]
Bücherbrief 08.05.2023 […] schwindsüchtigen Mieczyslaw Wojnicz zwar nicht nach Davos, sondern in ein Sanatorium im schlesischen Görbersdorf des Jahres 1913. Hier treiben vor allem Männer ihr Unwesen, zusammengehalten werden sie durch hauseigenen Likör, Tuberkulose und ihren Hass auf Frauen. Irgendwann schlagen die Empusen, weibliche Schreckgeister, zurück: Diese Vorboten der Apokalypse führen die Männer und ihre mörderische Lust […] baten die Herausgeberinnen Katharina Raabe und Kateryna Mishchenko Wissenschaftler, Aktivisten und Künstler, ihre Eindrücke und Erlebnisse festzuhalten. Herausgekommen ist diese Anthologie, die sich durch eine staunenswerte inhaltliche Dichte und "analytische Schärfe" auszeichnet, so Rühle: Von der Tendenz zur "privaten Absolution" vieler Russen liest er etwa bei der nach Kasachstan geflohenen Alissa […] des Plans zur Desertion im Angesicht der Realität des Krieges bei Artem Chapeye. Andererseits, und trotz des Bemühens aller Texte, das Trauma "konstruktiv umzumünzen", gehe doch ein "tiefes Zittern" durch die Texte, denen ihre krisenhafte Entstehungssituation deutlich anzumerken sei - was sie für Rühle nur noch lesenswerter und wichtiger macht. Auch Christian Thomas (FR) legt uns den Band, in dem er […]
Bücherbrief 02.04.2023 […] den polnischen Autor kann "Geschichte nur als Fiktion" bewahrt werden, erkennt der tief beeindruckte Kritiker. Im Dlf Kultur staunt Martin Sander, wie Stasiuk die Schrecken von Krieg und Besatzung durch sinnliche Eindrücke vermitteln kann: "der Geruch der Bauern, der Angstschweiß der Herumirrenden, Wut und Angst des Schweins, das seinem Schlächter noch ein Stück Fleisch aus dem Körper reißt". Mit diesem […] ist hier angelegt, erläutert uns NZZ-Kritikerin Irene Binal: Wir folgen dem sechzehn Jahre alten Horace Thomas Cross, den ein Dämon heimsucht und ihm befiehlt, nackt und mit einem Gewehr bewaffnet durch die Kleinstadt Tims Creek zu rennen und sich seiner Schuld zu stellen: Horace ist homosexuell, in seiner streng religiösen Familie gilt das als Sünde. Dass Kenan auch Horace' Familie nicht verurteilt […] zusammengetragen haben, wie die horrenden Summen, die ihm aus dem russischen Energiesektor zuflossen. Zudem macht das Buch deutlich, so Keisinger, wie Schröder auch nach seinem Ausscheiden aus der Politik durch Vertraute wie Sigmar Gabriel seine politische Agenda durchsetzten konnte. Keisinger schätzt die Leserfreundlichkeit des Buches, stellenweise findet er die Ausführungen aber auch ein bisschen plakativ […]