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Suchwort: "Wäre"
Rubrik: Essay, Stichwort: Altes Testament - 9 Artikel
Essay 04.05.2015 […] Ferney seinen Enzyklopädisten-Freunden vor, aus ihrem Atheismus einen Grundsatz des Lebens zu machen, und darauf eine Religion ohne Gott zu errichten, die ebenso beengend und ebenso fragwürdig wie jene wäre, die sie bekämpften. Das Europa von heute ist das von Voltaire, weil es nicht in dem Sinne atheistisch ist, dass es die Nicht-Existenz Gottes als ethisches Fundament des gemeinsamen Lebens vorschriebe […] Theorie gefordert - de Sade: "Franzosen, noch ein Versuch, ihr wollt doch Republikaner sein." Einige haben das mit unerhörter Gewalt in die Praxis umgesetzt - Lenin und Hitler, Trotzki und Mao. Nichts wäre Voltaire fremder gewesen als diese Grammatik des Wahns, nichts würde dem Europa der Gegenwart mehr schaden. Das Infame, das Voltaire am Ende seiner Briefe stets zerschmetterte, genau über seiner Signatur […] Unschuldige einsperrt, foltert und hinrichtet; die tobenden Massen, die der Barbarei beipflichten, ihre Unterwerfung genießen und über Quälereien frohlocken. Und außerdem? Angesichts der Vielfalt der Fälle, wäre es unrecht, Voltaires ganzen Ärger in einen einzigen Antiklerikalismus zu sperren. Gewiss, es ist nicht zu übersehen, dass der Philosoph kaum Sympathien für die Kirchen hegte, angefangen bei seiner […] Von
Andre Glucksmann
Essay 17.06.2013 […] prüfe sodann, ob die betreffenden Ereignisse in Handlungslogik und Rechtfertigung dem Muster des mosaischen Narrativs folgen. Literatur mit "Quellenmaterial" gibt es hierzu mehr als genug.[4] Doch damit wäre die Tragweite der Assmannschen Thesen noch lange nicht erschöpft, die Intentionen des Kulturwissenschaftlers deuteten ohnehin in eine andere Richtung. Ich werde im Folgenden einige bislang, nicht zuletzt […] "Alles ist dem Glaubenden möglich" (Mk 9,23, Mt 17,21). Tatsache jedoch ist, dass dieses missionstaktische Inzitament ohne das am Sinai geschlossene Bündnis mit dem Allmächtigen nie ausgegeben worden wäre.
Der Historiker und Psychoanalytiker Charles B. Strozier fasst in seiner Studie über Gewalt und Religion das paranoide Bewusstsein des Fundamentalismus dahingehend zusammen, dass es "grandios und […] monotheistischen Dispositivs ist so gesehen eine verräterische Metapher, weil sie eine subtile Rache der usurpierten Schöpfungsmacht indiziert (matrix lat. = Stammmutter, Gebärmutter). Und so reizvoll es wäre, mit Peter Sloterdijk "die ganze Bühne um 90 Grad zu drehen" und endlich von der "Wiederkehr des Unverstandenen" im Begriff der Religion zu handeln[37], so unerledigt scheint mir noch das Freudsche […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 30.05.2013 […] impassibilis. Was wäre das für eine Liebe, die gegenüber dem Leiden des Geliebten gleichgültig bliebe? In diesem Sinne notiert Origenes: "Der Erlöser ist zur Erde abgestiegen aus Mitleid für das Menschengeschlecht. Er hat unsere Leiden (passiones) auf sich genommen, ehe er das Kreuz erlitt, ja ehe er sogar unser Fleisch anzunehmen geruhte: hätte er sie nicht zuerst gespürt, so wäre er nicht gekommen […] Mosaische Unterscheidung in Frage zu stellen."[27] Aus theologischer Sicht wäre rückzufragen, ob dieser Satz nicht den Unrechtszusammenhang wieder verschleiern will, der durch den biblischen Monotheismus aufgedeckt wurde. Statt die Sünde, die im Horizont der Mosaischen Unterscheidung ein Akt der Untreue ist, zu denunzieren, wäre umgekehrt zu sagen, dass durch die Religion des einen Gottes die faktische […] Bemerkungen zur Debatte um das Gewaltpotential des Monotheismus:
1. Monotheismus unter Gewaltverdacht? Wahrnehmungsdifferenzen
In der Debatte um das Gewaltpotential des biblischen Monotheismus sind - das wäre eine erste Beobachtung - nicht unerhebliche Differenzen zwischen den Außen-Zuschreibungen und der Binnen-Wahrnehmung von Religion zu registrieren. Im aktuellen Religionsdiskurs scheint es inzwischen […] Von
Jan-Heiner Tück
Essay 21.02.2013 […] konstitutiv.
Summarisch läßt sich sagen, daß die Mahnung zur unbedingten Bund-Bewahrung jederzeit die strikteste Kultpflicht mit sich bringt. Wer es versäumt, das Pessachfest zu feiern (es sei denn, er wäre auf Reisen und der Kultgemeinde fern), "soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden"[12]. "Wer einem anderen Gott als Jahwe ein Schlachtopfer darbringt, an dem soll die Vernichtungsweihe vollstreckt […] der Furcht das Vertrauen überformt. Die helle Seite des Glaubens läßt sich danach nur durch ein Wegdenken des Bedrohlichen gewinnen. Dieses Muster wirkt noch im Glaubensbegriff des Paulus nach.
Es wäre nun ein gravierender Fehlschluß, wollte man annehmen, die Wirkungen des Sinai-Schemas beschränkten sich auf die Religionsverfassung Israels in vormoderner Zeit. Wenn es tatsächlich gute Gründe gibt […] Gespräch mit dem Grafen Reventlow gefragt haben: "Können Sie mir einen einzigen unwiderlegten Gottesbeweis nennen?" Darauf soll Reventlow geantwortet haben: "Jawohl, Majestät, die Juden!" Vielleicht wäre ein Gottesbeweis durch ein Volk zu viel verlangt, aber der Volksbeweis durch das Festhalten an einem unverwechselbaren Gott kann als erbracht gelten. Ob Volksbeweise eines Tages gewaltfrei erfolgen […] Von
Peter Sloterdijk
Essay 29.01.2013 […] Sonnenreligion an ihre Stelle gesetzt hat, und nach seinem Tod einer radikalen Damnatio Memoriae unterworfen wurde. So wie es Mose nicht als historische Figur gibt, die aus unabhängigen Quellen zugänglich wäre, so gibt es Echnaton nicht als Erinnerungsfigur.
Mein Buch "Moses der Ägypter" hat nun bei vielen Lesern den Eindruck erweckt, ich verträte die These, dass Mose ein Ägypter und überdies von Echnaton […] Ringparabel in "Nathan der Weise", deren Vorstufen bis ins 8. Jahrhundert zurückreichen, läuft auf eine ähnliche These hinaus. Jeder soll seine bestimmte Religion praktizieren, als ob sie die wahre wäre, in voller Anerkennung der Möglichkeit, dass die Wahrheit bei einer anderen liegt oder vielmehr: dass die Wahrheit verborgen ist und alle Religionen sie auf ihre Weise anstreben. Da es Religion nun […] Von
Jan Assmann