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Suchwort: "Wissen"
Rubrik: Essay, Stichwort: Krankenhaus - 10 Artikel
Essay 16.02.2015 […] "arabische Ziffern" ein, die bekanntlich aus Indien kamen.
Da greift schon eher das vom Bundespräsidenten beschworene "Bekenntnis zum Rechtsstaat", das "alle eint". Wirklich alle? Von Aleviten und Sufis wissen wir es mit Bestimmtheit, doch sie machen gerade zehn Prozent der in Deutschland lebenden Muslime aus. Auf der anderen Seite des Spektrums hätten nur erklärte Salafisten (7.000) ein Problem mit unserer […] te selbst und es ist unbestritten, dass der Prophet "Gotteslästerer" hinrichten ließ.
Was also ist ein friedlicher Moslem? Eine contradictio in subjecto? Spätestens seit Voltaire und Montesquieu wissen wir, dass Menschen, die ihre Identität primär über ihre Religionszugehörigkeit definieren, sich nur solange friedlich und tolerant verhalten, wie sie nicht die Macht haben, ihr Wertesystem mitsamt […] Mensch glaubt ernsthaft daran, dass Deutschland oder irgend ein anderes Land in Europa sich auf dem Weg ins Kalifat befindet.
Andrerseits weiß jeder, der mit den Augen Heinz Buschkowskys und dem Wissen um sein so einfallsreiches wie vergebliches Engagement durch Neukölln geht, dass der Islamisierungsprozess in manchen Quartieren inzwischen einen irreversiblen Stand erreicht hat. Die Debatte darüber […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 13.11.2014 […] Paradigmenwechsel haben kann, an dessen Ende mindestens die Verringerung der Kluft zwischen dem Wissen vom eigenen Tod und dem Glauben daran - mit noch unabsehbaren Folgen für die Praxis und die Politik des Sterbens - stehen wird, war eine der Prämissen dieses unvollständigen Überblicks. Einer, der im Wissen um seinen baldigen Tod sein Sterben festgehalten und mit diesem Videotagebuch die von Freud beklagte […] =====
Ein korpulenter Mann Ende fünfzig mit großem kahlrasierten Schädel in einem Liegestuhl auf der Veranda einer Landvilla. Der weitläufige Garten mit großen alten Bäumen grenzt an einem See. Wir wissen, er hat Lungenkrebs im Endstadium, er stirbt. "Es war mir eine große Freude, meine Zeit mit euch verbringen zu dürfen, meine Freunde. Und euer Lachen wird mich immer begleiten." Eben noch hatte er […] sich das Individuum tatsächlich erst durch den Tod des anderen beziehungsweise das Andere des Todes für die Gemeinschaft (der Freunde, der Liebenden, auf die auch Bataille seine communauté beschränkt wissen wollte), also wenn diese zugleich aufhört, physisch zu existieren? Die Gegenprobe darauf hat Michael Haneke in seinem letzen Film "Liebe" (2012) gemacht, der unsentimental zeigt, wie ein Schlaganfall […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 01.10.2014 […] er, dann ist sie bei ihrem prekären Gesamtzustand in wenigen Tagen tot. Na und, insistiere ich, sie hat durch die Nahrungsverweigerung schon lange signalisiert, dass man sie gehen lassen soll. - Das wissen wir nicht mit Bestimmtheit, meint der Mediziner, da sie sich nicht klar äußern kann; und dass sie nichts mehr essen mag, kann auch den Ausstrahlungen des Trigeminus in den Kiefernbereich geschuldet […] Gian Domenico Borasios, Deutschlands profilierteste Streiter für einen Ausbau der Palliativmedizin.[16]
Mag sein. Aber wer garantiert, dass konfessionelle Überzeugungstäter je Gebrauch von einem Wissen machen werden, das ihrem mittelalterlichen Katechismus widerspricht? Noch immer klammern sich Ärzte an eine obsolete Standesethik, die Lebensverlängerung auf jeder organischen Schwundstufe mit Leb […] ungeachtet aller Nekrologe auf seine sinnorientierende Symbolkraft lebens- und sterbepraktisch als Inbegriff sadistischer Nächstenliebe. Mit seinem als Mitleid getarnten Paternalismus, der stets zu wissen glaubt, wie zumutbar oder unzumutbar, wie sinnvoll oder sinnlos das Leid des anderen ist; mit seiner als Gewissen etikettierten Gesinnungspriorität vor jeder konkreten, individuellen, unübertragbaren […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 11.03.2010 […] blieb wenig. Das eigentliche Geheimnis bestand in der Offerte der Führer an die Geführten, sich aus der Verantwortung zu stehlen: Weil die Deutschen nicht wissen durften, dass ihre Mitmenschen in den Tod deportiert wurden, brauchten sie es nicht zu wissen, konnten wegblicken, verdrängen, ihren Kindern etwas von "Arbeitseinsatz" erzählen. Auf diese Weise blieb den Volksgenossen die moralische Überforderung […] antworteten die Eltern: "Das sind Leute, die zum Arbeitseinsatz weggebracht werden!" Das Wort "Juden" vermieden die Eltern. Protest regte sich nicht. Die Darmstädterinnen und Darmstädter wollten nicht wissen, was da vorging. Sie waren längst mitschuldig geworden, und die öffentlich organisierte Deportation zog sie noch tiefer in die Mitverantwortung.
Kurz vorher, im November 1941, hatte Thomas Mann in […] Darmstädter Bürgerinnen und Bürger) an ihre Nazi-Führer fesselten: "Das Unaussprechliche, das in Russland, das mit den Polen und Juden geschehen ist und geschieht, wisst ihr, wollt es aber lieber nicht wissen aus berechtigtem Grauen vor dem ebenfalls unaussprechlichen, dem ins riesenhafte gewachsenen Hass, der eines Tages, wenn eure Volks- und Maschinenkraft erlahmt, über euren Köpfen zusammenschlagen muss […] Von
Götz Aly
Essay 16.06.2008 […] s sind Bakterien und Miasmen jedoch gleichermaßen unsichtbar, bedrohlich, angriffsbereit und rationale Erklärungen vom Mythos nur schwer zu unterscheiden. Deshalb das übervorsichtige "Man kann nie wissen" der Alltagshygiene.
Aber fühlen, das kann man. Als zu Pettenkofers Zeiten in München die Schwemmkanalisation anstelle von Versitzgruben eingeführt werden sollte, leisteten die Hausbesitzer Widerstand […] zumeist von Helen selbst. Und wie der Mann mit dem Häusel den amtlichen Eingriff ins Gebiet seiner Sanitärhoheit entrüstet abwehrte, so möchte Helen, wo es eben geht, nichts von moderner Arbeitsteilung wissen. "Selber machen klappt am besten", sagt sie - und faltet sich, gegen die "amerikanische Tamponindustrie", ihre Hygieneartikel in friedvoller Heimarbeit selbst. Gerade der technische, in zig Produkte […] Individuums für seinen Selbstentwurf. Es sind die gegebenen Nachbesserungsmöglichkeiten, es ist der Wettbewerb als Modell auch für Sex und Liebe. Märkte formen sich Teilnehmer nach ihrem Bilde, das wissen wir.
Aussteigen also. Das soll Roches Roman vorexerzieren, der offenkundig gegen die aseptischen Körperbilder des spätkapitalistischen Zeitalters angeschrieben ist. Sie wolle kein Tabu brechen, sondern […] Von
Beate Meierfrankenfeld