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Suchwort: "Wäre"
Rubrik: Essay, Stichwort: Sloterdijk, Peter - 14 Artikel - Seite 1 von 2
Essay 23.12.2014 […] es hat "Welt" oder "Gegenstände" nur in dem Maß, wie es inmitten des akustischen Geschehens ist - man könnte auch sagen: sofern es im auditiven Raum schwebt oder taucht. Eine Philosophie des Hörens wäre daher von Anfang an nur als Theorie des In-Seins möglich - als Auslegung jener "Innigkeit", die in der menschlichen Wachheit weltempfindlich wird."13 Zugespitzt formuliert: erst das Gehör "öffnet" das […] überlagern auch alle biografischen Reminiszenzen an sie. Man schwebt oder gleitet in einem Zustand zwischen Innen- und Außenwelt, der sich bezeichnen lässt. Bewusstsein irgendwie noch, aber wovon? Und wäre diese Unbestimmtheit oder Bedeutungsleere gleichbedeutend mit der Erfahrung des Unendlichen? Und dieses ein Vorgefühl der terminalen Grenzüberschreitung? Dass Dark Ambient zeitgeistkonform entweder […] sanskritische Ausdruck für Erleuchtung, ursprünglich "Verlöschen"".21 Musik, die man mehr spürt als hört, ohne Anfang und Ende, Richtung, Entwicklung und Telos, folglich ohne strukturierte Zeit - was wäre besser geeignet (und ungefährlicher), auf die Ablösung von jenem Ich einzustimmen, in dem Susan Sontag zurecht den unhintergehbaren Widerstand gegen das Verschwinden ins Nichts vermutet? Man muss dazu […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 17.10.2014 […] alten Spielzeug..."[61] Und wer - sieht man von sprichwörtlichen Bohémiens ab - wäre wohl am besten geeignet, diese zweite Unschuld zu erlangen und wie Kinder, aber im Bewusstsein, nichts zu verlieren zu haben, vom Recht nichts mehr wissen zu wollen? Indignatio - Empörung, Entrüstung der Alten, Kranken, Sterbenden: das wäre immerhin ein Anfang, eine autosuggestive Mobilmachung ungeahnter Kräfte mit einem […] Beispiel direktdemokratische Partizipation oder eigenverantwortlichen Umgang mit Drogen - mit einer epidemischen Ausbreitung der bislang nur von wenigen (vergebens) reklamierten Spielräume konfrontiert wäre. Suizid ist zwar nicht verboten, jedoch nur, weil der Täter sich ohnehin dem staatlichen Zugriff entzieht. Aber wehe die Tat misslingt oder der Betroffene verrät seine Absichten durch einschlägige Signale […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 01.10.2014 […] dieses "Mehr" zurückzuführen, das endlich auch die psychischen, sozialen und spirituellen Umstände des Sterbens anvisiert.
Eine Sterbepädagogik für Mediziner, das wäre, richtig verstanden, eine Revolution ärztlichen Bewusstseins, das wäre: Abschied vom "therapeutischen Aktionismus" (de Ridder) des nur irgend Machbaren, vom besinnungslosen Anschließen und Einschalten der Geräte, Ausdruck zumeist nur […] Kunst des Sterbens"[19] aufschlägt, wird gleich im Vorwort auf den herrschenden Minimalkonsens eingestimmt: es geht um die "Kultur der Medizin am Lebensende". Aha. Nicht dass dieses Thema nicht zentral wäre in der Diskussion. Aber von Überlegungen "auf der Suche nach neuen Sterbekulturen... jenseits der Grabenkämpfe zwischen Sterbehilfe-Befürwortern und -Gegnern" würden wir doch zumindest Zweifel erwarten […] Kreislaufsysteme, der Atmungsorgane, des Verdauungsapparats, des Nervensystems sowie der "bösartigen Neubildungen" (Krebs) zurück. Das liest sich so, als ob menschliches Dahinscheiden begründungsbedürftig wäre und die Verstorbenen ohne diese lästigen und zufällig tödlichen Begleiterscheinungen ihres Lebenswandels gar nicht hätten sterben müssen. "Aber du stirbst nicht, weil du krank bist, du stirbst, weil […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 17.06.2013 […] prüfe sodann, ob die betreffenden Ereignisse in Handlungslogik und Rechtfertigung dem Muster des mosaischen Narrativs folgen. Literatur mit "Quellenmaterial" gibt es hierzu mehr als genug.[4] Doch damit wäre die Tragweite der Assmannschen Thesen noch lange nicht erschöpft, die Intentionen des Kulturwissenschaftlers deuteten ohnehin in eine andere Richtung. Ich werde im Folgenden einige bislang, nicht zuletzt […] "Alles ist dem Glaubenden möglich" (Mk 9,23, Mt 17,21). Tatsache jedoch ist, dass dieses missionstaktische Inzitament ohne das am Sinai geschlossene Bündnis mit dem Allmächtigen nie ausgegeben worden wäre.
Der Historiker und Psychoanalytiker Charles B. Strozier fasst in seiner Studie über Gewalt und Religion das paranoide Bewusstsein des Fundamentalismus dahingehend zusammen, dass es "grandios und […] monotheistischen Dispositivs ist so gesehen eine verräterische Metapher, weil sie eine subtile Rache der usurpierten Schöpfungsmacht indiziert (matrix lat. = Stammmutter, Gebärmutter). Und so reizvoll es wäre, mit Peter Sloterdijk "die ganze Bühne um 90 Grad zu drehen" und endlich von der "Wiederkehr des Unverstandenen" im Begriff der Religion zu handeln[37], so unerledigt scheint mir noch das Freudsche […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 30.05.2013 […] impassibilis. Was wäre das für eine Liebe, die gegenüber dem Leiden des Geliebten gleichgültig bliebe? In diesem Sinne notiert Origenes: "Der Erlöser ist zur Erde abgestiegen aus Mitleid für das Menschengeschlecht. Er hat unsere Leiden (passiones) auf sich genommen, ehe er das Kreuz erlitt, ja ehe er sogar unser Fleisch anzunehmen geruhte: hätte er sie nicht zuerst gespürt, so wäre er nicht gekommen […] Mosaische Unterscheidung in Frage zu stellen."[27] Aus theologischer Sicht wäre rückzufragen, ob dieser Satz nicht den Unrechtszusammenhang wieder verschleiern will, der durch den biblischen Monotheismus aufgedeckt wurde. Statt die Sünde, die im Horizont der Mosaischen Unterscheidung ein Akt der Untreue ist, zu denunzieren, wäre umgekehrt zu sagen, dass durch die Religion des einen Gottes die faktische […] Bemerkungen zur Debatte um das Gewaltpotential des Monotheismus:
1. Monotheismus unter Gewaltverdacht? Wahrnehmungsdifferenzen
In der Debatte um das Gewaltpotential des biblischen Monotheismus sind - das wäre eine erste Beobachtung - nicht unerhebliche Differenzen zwischen den Außen-Zuschreibungen und der Binnen-Wahrnehmung von Religion zu registrieren. Im aktuellen Religionsdiskurs scheint es inzwischen […] Von
Jan-Heiner Tück
Essay 21.02.2013 […] konstitutiv.
Summarisch läßt sich sagen, daß die Mahnung zur unbedingten Bund-Bewahrung jederzeit die strikteste Kultpflicht mit sich bringt. Wer es versäumt, das Pessachfest zu feiern (es sei denn, er wäre auf Reisen und der Kultgemeinde fern), "soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden"[12]. "Wer einem anderen Gott als Jahwe ein Schlachtopfer darbringt, an dem soll die Vernichtungsweihe vollstreckt […] der Furcht das Vertrauen überformt. Die helle Seite des Glaubens läßt sich danach nur durch ein Wegdenken des Bedrohlichen gewinnen. Dieses Muster wirkt noch im Glaubensbegriff des Paulus nach.
Es wäre nun ein gravierender Fehlschluß, wollte man annehmen, die Wirkungen des Sinai-Schemas beschränkten sich auf die Religionsverfassung Israels in vormoderner Zeit. Wenn es tatsächlich gute Gründe gibt […] Gespräch mit dem Grafen Reventlow gefragt haben: "Können Sie mir einen einzigen unwiderlegten Gottesbeweis nennen?" Darauf soll Reventlow geantwortet haben: "Jawohl, Majestät, die Juden!" Vielleicht wäre ein Gottesbeweis durch ein Volk zu viel verlangt, aber der Volksbeweis durch das Festhalten an einem unverwechselbaren Gott kann als erbracht gelten. Ob Volksbeweise eines Tages gewaltfrei erfolgen […] Von
Peter Sloterdijk
Essay 29.01.2013 […] Sonnenreligion an ihre Stelle gesetzt hat, und nach seinem Tod einer radikalen Damnatio Memoriae unterworfen wurde. So wie es Mose nicht als historische Figur gibt, die aus unabhängigen Quellen zugänglich wäre, so gibt es Echnaton nicht als Erinnerungsfigur.
Mein Buch "Moses der Ägypter" hat nun bei vielen Lesern den Eindruck erweckt, ich verträte die These, dass Mose ein Ägypter und überdies von Echnaton […] Ringparabel in "Nathan der Weise", deren Vorstufen bis ins 8. Jahrhundert zurückreichen, läuft auf eine ähnliche These hinaus. Jeder soll seine bestimmte Religion praktizieren, als ob sie die wahre wäre, in voller Anerkennung der Möglichkeit, dass die Wahrheit bei einer anderen liegt oder vielmehr: dass die Wahrheit verborgen ist und alle Religionen sie auf ihre Weise anstreben. Da es Religion nun […] Von
Jan Assmann