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Suchwort: "Recht"
Rubrik: Essay, Stichwort: Testament - 15 Artikel - Seite 1 von 2
Essay 09.09.2013 […] Verfechter der Wahrheitsordnung sich selbst berufen sehen, diese mit Gewalt durchzusetzen. Für sie handelt es sich natürlich um legitime Gewalt, denn sie verletzt nicht das Recht, gegen die sie sich richtet, sondern stellt das Recht der Wahrheit her.
Nun ist Gewalt unter den Bedingungen der transzendent-immanent-Unterscheidung natürlich nicht identisch mit der Gewalt, die in der Neuzeit und Moderne […] Begrenzung ihres Gewaltanspruchs ermöglichten. In der islamischen Tradition lässt sich die Bedeutung der Richtigkeit als die Gewalt der Wahrheitsordnung begrenzendes Handlungsfeld sehr gut bestimmen. Das Recht konnte den Geltungsbereich der Wahrheitsordnung dadurch begrenzen, dass es die Wahrheit nur als moralischen Rahmen einer Richtigkeitsbeurteilung gelten ließ; in dem Moment, wo die Wahrheit vollkommene […] Gewalthandlungen, deren Subjekte sich auf diese Aussage beziehen. Wenn jemand sagt: Gott hat mir befohlen, meine Feinde zu töten" und dieser jemand tötet dann auch Menschen, dürfen wir mit fug und Recht davon ausgehen, dass der Täter subjektiv seine Handlungen als religiös attribuiert (und sich deshalb von der Verantwortung freispricht). Es handelt sich also um ein Motiv. Religiöse Gewalt müsste demnach […] Von
Reinhard Schulze
Essay 17.06.2013 […] rme Denk- und Verhaltensmuster stabilisiert.
Zu Recht betont Jan Assmann in diesem Kontext die entscheidende Rolle der Schrift, doch es ist eine besondere Schrift: "Das Gesetz gilt, weil es geschrieben steht. Die Schrift informiert nicht, wie Recht gesprochen werden soll, sondern sie spricht Recht, und dieser performative Anspruch macht beim Recht nicht Halt, sondern beansprucht in jedem Satz autoritative […] (was im Islam zur Rechtfertigung der Burka dient); oder gar nach aberwitzigen Aufforderungen zum Selbsthass (Mt V,38) die Pflicht zur schlechterdings unerfüllbaren Feindesliebe eingeschärft wird. Zu Recht merkt Christopher Hitchens hier an, dass mit derlei Überforderungen die Mitglieder einer Organisation nicht nur angehalten werden, sich ständig in Selbstvorwürfen, Selbstgeißelungen und Schuldgefühlen […] theogenen Masochismus ist noch zu schreiben); vom manichäischen Exklusivismus ("Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich", Mt 12,30) bis hin zum absolutistischen Wahrheitsbesitz ("Die Partei hat immer recht")[12]; von der Konstruktion einer lückenlosen Feindesfront bis hin zur "Verinnerlichung von Gewalterwartungen"; von den Reinheits- und Entmischungsgeboten (etwa dem Verbot von Mischehen) bis hin zur […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 30.05.2013 […] ibungen und der Binnen-Wahrnehmung von Religion zu registrieren. Im aktuellen Religionsdiskurs scheint es inzwischen einen anschwellenden Chor von Stimmen zu geben, die den biblischen Monotheismus recht pauschal unter Intoleranz- und Gewaltverdacht stellen. Schriftsteller wie Martin Walser, Michel Houellebecq, José Saramago,[3] aber auch Stimmen wie Peter Sloterdijk und Ulrich Beck haben ihr Unbehagen […] Absoluten oder Unbedingten trennen sich nämlich die logischen Beziehungen von den empirischen, trennt sich die Geltung von der Genesis, die Wahrheit von der Gesundheit, die Schuld von der Kausalität, das Recht von der Gewalt usw."
[27] Assmann: "Moses der Ägypter", 282.
[28] Vgl. Johann Baptist Metz: "Mystik der offenen Augen", Freiburg 2008.
[29] Vgl. Karl Lehmann: "Das Christentum - eine Religion […] Von
Jan-Heiner Tück
Essay 17.05.2013 […] von ihren Konsequenzen her. Wenn ich mir jetzt, durch Richard Wolin und andere aufgeklärt, meine damaligen Formulierungen anschaue, erschrecke ich selbst. In der Tat, darin muss ich meinen Kritikern Recht geben, habe ich, auf diese Lektüre nicht gefasst, fahrlässig formuliert. So hatte ich in "Moses the Egyptian" z.B. geschrieben:
"When Sigmund Freud felt the rising tide of German anti-Semitism outgrowing […] ist allerdings auch alles andere als neu. In der Religionswissenschaft wird sie meist unter den Begriffen von "Monolatrie" (="schwacher" M.) und "Monotheismus" ("starker" M.) verhandelt. Pally hat Recht, sie in unserer Debatte zum Tragen zu bringen. Man kann sich aber fragen, ob "schwach" und "stark" hier die richtigen Begriffe sind, um diesen Gegensatz zu charakterisieren. Ich möchte statt dessen […] Gott, der mit dem befreiten Volk einen Bund schließt, sondern dem Schöpfer von Himmel und Erde, der es mit der gesamten Menschheit zu tun hat. Diesen Monotheismus gibt es auch anderswo, und Pally wird Recht haben, wenn sie hier persischen Einfluss vermutet. In der hebräischen Bibel findet er sich erst bei den späten Propheten, Deuterojesaja, Jeremiah, Daniel und anderen. Das ist kein Monotheismus der Treue […] Von
Jan Assmann
Essay 11.04.2013 […] folgenden einige Beispiele:
1.1.1. Griechische Antike
So schrieb Parmenides (ca. 549 - 500 v.d. Zeitrechnung):
"Denn keinerlei schlechte Fügung entsandte dich, diesen Weg zu kommen,... sondern Gesetz und Recht. Nun sollst Du alles erfahren", sagt die Göttin [!!!] im Lehrgedicht des Parmenides, "sowohl der wohlgerundeten Wahrheit unerschütterlich Herz wie auch der Sterblichen Schein-Meinungen."[1]
Das ist […] Religion der "Griechen", der "Götter Griechenlands" (Walter F. Otto) entspricht, ist durchaus strittig: So stellt etwa Henning Ottmann zurecht fest, dass "Themis" und "Dike" als göttliche Mächte von Recht und Gerechtigkeit (also von praktischer Wahrheit!) das Denken der Hellenen zumal bei der Begründung, inneren Ordnung und Verteidigung ihrer politischen Gemeinschaften entschieden motiviert hat.[2] Wurde […] Sie sagten drei Worte: 'Seid bedachtsam beim Richten, sorgt für viele Schüler und macht einen Zaun um die Tora.'"[22]
Später dann heißt es im selben Traktat: "Auf drei Dingen ruht die Welt: Auf Recht, auf Wahrheit und auf Frieden". Einen Zaun um die Lehre zu machen, kommt in diesem zentralen Text überhaupt erst an dritter Stelle - nach dem Üben der Gerechtigkeit und der Weitergabe der Tradition […] Von
Micha Brumlik
Essay 09.04.2013 […] kommt so zustande, dass jeder mit jedem in Folgendem übereinstimmt: "Ich autorisiere diesen Menschen oder diese Versammlung von Menschen und übertrage ihnen mein Recht, mich zu regieren, unter der Bedingung, dass du ihnen ebenso dein Recht überträgst und alle ihre Handlungen autorisierst."[15] Dieser "covenant" ist die Geburtsstunde des Leviathan, "jenes sterblichen Gottes, dem wir unter dem unsterblichen […] fast allen Religionen finden lässt. Moses Mendelsohn etwa unterschied zwischen einer allgemeinen Menschheitsreligion und einem konfessionellen Glauben. Assmann macht auf die Unterscheidung zwischen Recht und Kult in der ägyptischen Religion aufmerksam. Aber auch in der Hebräischen Bibel ist diese Differenz zu finden: Nicht von einer Gottebenbildlichkeit der Juden ist in Genesis 1 die Rede, sondern von […] n Gottes, an ein ewiges Leben, an die Bestrafung der Bösen und die Belohnung der Guten, sowie an die Heiligkeit des Gesellschaftsvertrages.
Während Rousseau noch davon ausging, dass der Staat das Recht auf die Durchsetzung eines zivilreligiösen Bekenntnisses habe, muss unter den Bedingungen der Religionsfreiheit, die Zivilreligionsfreiheit einschließt, nach anderen Wegen gesucht werden, die Zustimmung […] Von
Rolf Schieder
Essay 04.03.2013 […] Ende eines Schöpferlobes einmal nennt (Sir 43,27; vgl. Röm 11,36; 1Kor 12,6; 15,28), bleibt der eine Gott ein Gegenüber zur Welt, was Jan Assmann in seinem Perlentaucher-Essay (2013) vollkommen zu Recht als wesentliches Kennzeichen des Monotheismus bezeichnet hat. Der große Hymnus in Sir 42,15-43,33 zeigt, dass der alttestamentliche Monotheismus gerade keine "Entzauberung der Welt" bewirkt, sondern […] Von
Markus Witte
Essay 21.02.2013 […] vormals unausweichlichen "politischen Theologe" mit sich bringt[30] - , zum anderen die progressive Erhebung der Individuen zu Trägern unveräußerlicher Grundrechte. Unter denen ragen das Recht auf Freizügigkeit und das Recht auf freie Religionswahl hervor.[31] Wenn es auch übertrieben ist, von einer Sakralisierung der Person in der Moderne zu sprechen, die Souveränisierung der Person ist nicht zu leugnen […] Lager von Tor zu Tor! Es töte ein jeder selbst den Bruder, Freund und Nächsten.' 28 Die Leviten handelten nach des Moses Befehl. So fielen an jenem Tag vom Volk gegen dreitausend Mann."[4]
Man hat zu Recht des öfteren bemerkt, daß die dargestellte Gewaltentfesselung, keine "extravertierte", angriffskriegerische oder imperiale Stoßrichtung aufweist. Es handelt sich, im Gegenteil, um eine Entladung von […] Selbst- und Fremdverfluchung, der Drohrede und des Reuebekenntnisses ("das (richtige) Opfer für Gott ist ein zerknirschter Geist…"[17]) zu einem Strom stetiger Selbstermahnung, ja Selbsterschreckung. Zu Recht spricht Assmann davon, daß der "exklusive Monotheismus" - ich würde jetzt lieber sagen: die singularisierende Strategie in der Kult- und Völkerkonkurrenz - aus innerer Notwendigkeit einer "Semantik […] Von
Peter Sloterdijk