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Suchwort: "Wäre"
Rubrik: Essay - 254 Artikel - Seite 2 von 20
Essay 19.08.2022 […] darunter die bemerkenswerten deutschen Produktionen "Blackout" und "Tribes of Europa", die er ausführlich und didaktisch pointiert vorstellt. Wollte man eine Quintessenz aus seinen Analysen ziehen, so wäre dies die, dass Humanität, wie wir sie kennen, ein unvorstellbar dünner Firnis über anthropologisch invariante Potenziale der Bestialität ist.
Nun ist diese Erkenntnis nicht gänzlich neu, zuletzt hat […] Ausnahmecharakter, wie sie wohl nur auf dem Lande denkbar ist.
Realistischer mutet da schon die Empfehlung an, genügend Bargeld in Reserve zu halten, die als Forderung an die Politik weiter zu reichen wäre, die von Finanzdienstleistern forcierte Abschaffung des Bargelds endlich ad acta zu legen - bei Strafe massenhafter Plünderungen, wenn bei Stromausfall niemand mehr mit Karte bezahlen oder vom Automaten […] von Vorschlägen, aus dem immersiven Dämmerkonsum schauerlicher Bilder- und Geräuschkulissen aufzuwachen und die Panik verwilderter Notgemeinschaften mit den Augen potentiell Betroffener zu sehen. Viel wäre fürs erste gewonnen, wenn man im nächsten Winter die Finger von den millionenfach neu erworbenen Heizlüftern lässt, deren Betrieb spätestens nach Abschaltung der Kernkraftwerke zu einer Überlastung […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 27.08.2021 […] Kontexten herausfällt, und das noch heute klingt, als wäre es gestern komponiert: "Pagodes", das erste Stück aus dem Triptychon der "Estampes".
1888 und -89 hatte Debussy in Bayreuth den "Parsifal", die "Meistersinger" und "Tristan und Isolde" erlebt. Nicht auszudenken, wie seine Auseinandersetzung mit Wagner nach "Pelléas et Melisande" verlaufen wäre, hätte er nicht im Herbst 1889 anlässlich der großen […] Körperlichkeit, die Ereignishaftigkeit", also das, was schon Nietzsche als das "Elementarische" oder "die sinnliche Oberfläche der Musik" an Wagner hervorhebt ("Der Fall Wagner"). Posthermeneutisch wäre eine solche Musikwissenschaft, wenn sie sich nicht darauf beschränkte, den "Sinn" oder die "Bedeutung" einer Komposition anhand der Analyse ihrer Partitur herauszuarbeiten, sondern das "Unreine, Un […] moderne Bedeutungsentleerung: sie können etwas bedeuten. Wir wissen zwar nie, was, aber wir spüren, wenn sie es tun. Womit ich bei einer weiteren Dimension ihrer mutwillig herbeigeführten Vergessenheit wäre.
Zur Erinnerung: unsere Kulturgeschichte beginnt im antiken, vorklassischen Griechenland mit gleich mehreren Erzählungen - vier mythologischen und einer philosophischen - von der Entstehung der Musik: […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 23.08.2021 […] verändert, hast du eine Art Chandos-Moment erwähnt, etwas wie ein Fremdwerden der Worte - habe ich das richtig verstanden, und was hat es damit auf sich?
Katharina Raabe: Fremdwerden der Worte - das wäre zu hochgegriffen. Das "unerklärliche Unbehagen", das Lord Chandos in Hofmannsthals "Brief" empfindet, gilt dem Gebrauch von Wörtern wie "Geist", "Seele" oder "Körper" und wie gedankenlos die Menschen […] und so weiter - Communities entwickeln ihre sensiblen, rücksichtsvollen und "gerechten" Sprachformen untereinander und erwarten, dass auch andere Menschen diese Formen übernehmen. Warum eigentlich? Wäre es dem politischen Ziel - das Ende jeglicher Diskriminierung und Marginalisierung, Gleichheit von Menschen jederlei Geschlechts, rechtliche Gleichstellung von Minderheiten, kurz: eine offene Gesellschaft […] zwischen marktkonformer Ansprache und den Texten, die für sich stehen sollen und deren Qualität es ausmacht, dass sie aus der unendlichen Vielfalt ihrer Möglichkeiten schöpfen, wie du oben gesagt hast. Das wäre in etwa zu vergleichen mit dem Verhältnis zwischen der Lingua Franca und den lokalen, regionalen Sprachen in multilingualen, aber nicht durchweg polyglotten Staaten (etwa Tansania mit seinen über 120 […] Von
Katharina Raabe, Olga Radetzkaja
Essay 14.07.2021 […] Online gewidmeten Redaktionsteil, vor: Tasnim Rödder befragt hier junge Menschen, die zu Weihnachten ihre Herkunftsfamilien besuchen, und klagt, so auch der Titel des Gesprächs: "Ich tue lieber so, als wäre ich aus ihrer Perspektive 'normal'." Einer ihrer Gesprächspartner*innen sagt unter anderem: "Von meiner Mutter kommt stillschweigende Akzeptanz. Ich denke, sie ahnt, dass ich queer bin - ich habe mal […] 10.2019, https://www.zeit.de/kultur/literatur/2019-09/ocean-vuong-auf-erden-sind-wir-kurz-grandios-literatur/komplettansicht [letzter Zugriff am 8.3.2021].
11 Tasnim Rödder: "Ich tue lieber so, als wäre ich aus ihrer Perspektive 'normal'", https://www.zeit.de/zett/queeres-leben/2020-12/outing-weihnachten-familie-identitaet-queer-transgender [letzter Zugriff am 8.3.2021].
12 Rainer Nicolaysen: Foucault […] [letzter Zugriff am 8.3.2021].
15 Inzwischen wird selbst der schwule schwarze Schriftsteller James Baldwin nur noch queer verstanden- als ob der, wie es mancherorts heißt, "Ikone" es einerlei gewesen wäre, ein weibliches oder ein männliches Gegenüber potenziell zu begehren; das Gegenteil war der Fall- Baldwin wurde seiner Art wegen queer gelesen, auch zu seiner Zeit, was nichts an der Tatsache änderte […] Von
Jan Feddersen
Essay 19.05.2021 […] Trägheit und Fatalismus. Das Verhaltensmuster offenbart jene verhängnisvolle Tendenz, die Walter Benjamin auf die berühmte Formel brachte: "Dass es so weitergeht, ist die Katastrophe!". Doch die Sequenz wäre unvollständig und würde das epochale Versagen der verantwortlichen Akteure nicht erklären, wenn wir sie nicht um einen eher unauffälligen Aspekt der Hölderlinschen Sentenz erweiterten: die Gefahr, die […] kommt nämlich nicht von außen, diese Gefahr sind wir selbst. Und nur weil wir uns unser eigenes Grab schaufeln, können wir uns auch selbst davor bewahren, darin begraben zu werden. In diesem Sinne wäre das änigmatische Echo des späten Nietzsche (1888) auf Hölderlins Verse zu verstehen: wo Gefahr ist, / da bin ich dabei,/ da wachse ich aus der Erde.
Zurück also zum Wachstum. Was traditionell das […] übernommen um zu suggerieren, dass in der Wirtschaft erstens eine Gewalt am Werk ist, die wie alles Naturgesetzliche alternativlos ist und gegen die sich gesellschaftlich oder politisch zu stemmen töricht wäre; dass zweitens dieses naturwüchsige Geschehen linear fortschreitet, also unumkehrbar ad infinitum und ungeachtet der Volatilität des Hochfrequenzhandels, börsenbedingter Tagesschwankungen, aber auch […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 26.01.2021 […] gemacht zum altbewährten Kreislauf zurückzukehren. Ein Traktor, befeuert von Biodiesel, über ein Rapsfeld tuckernd, vom Mensch gesteuert, von der Sonne beschienen, mutet schon wieder sehr ursprünglich an. Wäre da nicht der kleine Haken, dass, in Form von Diesel, Dünger, Pestiziden, mehr fossile Energie in das Feld gesteckt wird, als in Form von Rapsöl wieder herauskommen kann. Paradox auch, dass Mensch und […] zugehörigen Techniken: Pferd, Feuer, Kohlekraftwerk, Traktor, Solarkraftwerk - sind nur Werkzeuge um diese Energie nutzbar zu machen. Würde es gelingen eine kleine Sonne auf der Erde nachzubauen, es wäre eine folgerichtige Vollendung all dieser Technologien. Ein Fusionskraftwerk liefert märchenhafte Mengen an Energie: Ein Gramm fusionierter Wasserstoff liefert die Wärme von elf Tonnen verbrannter Steinkohle […] Fahrrad vor den Pflug spannen, käme man schnell an Grenzen. Die Wirtschaft will als Ganzes auf nachhaltige Beine gestellt werden. Ist die Fusion auch noch unreif, die Welt ist überreif für die Fusion. So wäre es schön, wenn wir uns darauf konzentrieren die Sonnenenergie auf die Erde zu holen, statt Menschen auf den Mond zu schießen.
Anstieg
Um das Sonnenfeuer zu zähmen, braucht es einen ausgefeilten […] Von
Johannes Siemensmeyer
Essay 25.01.2021 […] möglich wäre.
Die Gutenberg-Bibel ist vielleicht eines der schönsten Bücher überhaupt. Sie ist mit Sicherheit eines der bedeutendsten. Sie steht am Beginn einer Medienrevolution, die das Wissen der damaligen Welt aus den Klosterbibliotheken befreite - und damit der Kritik aussetzte, die sich nun ihrerseits viel leichter verbreitete. Ohne Buchdruck, so der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann, "wäre die […] Digitalisierung vor Augen. Dieser Festakt in der Form eines gestreamten Kammerspiels ist ein Beispiel für beides. So gut es ist, auf diesem virologisch unbedenklichen Weg zu Ihnen zu sprechen, schöner wäre es natürlich, hier im Lesesaal zusammen zu sein.
Bibliothekare mussten, im Gegensatz zu anderen Teilen der Gesellschaft, in der Pandemie kein Neuland betreten. Jahrelange Investitionen in E-Books, […] Von
Wolfgang Schäuble