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Suchwort: "Dich"
Rubrik: Tagtigall - 26 Artikel - Seite 1 von 2
Tagtigall 21.02.2024 […] leicht, nicht leicht. // Du vielleicht herausklettertest etwas. / Nicht kann, nicht kann. // Ich dir mit (einem) Löffel / werde helfen, helfen werde. // Besser du meiner, armer/n? Seele, / (dich) erbarme, (dich) erbarme, // Milch in andere Tasse / umgieß, umgieß.
In dieser "Interlinearversion" hat sie die originale Textur sichtbar gehalten. So schweben die Worte und geben Hinweise auf das Sprachreich […] doch auf die Eisscholle: klare Verhältnisse
geh vom Unort, fort auf die Eisscholle und dann
die nächste nach der ersterwähnten
(klare Verhältnisse). Verrücke
die eigene Position, dort
befindest du dich,
kein Fazit.
So entrückt oder richtiger "verrückt" viele ihrer Bilder, so ganz bei sich die Kompositionen, "Sie ist von selbst so." Aus sich heraus. Ohne Absichten.
Ob diese Absichtslosigkeit, die […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 18.12.2020 […] der Texte und geben Zeugnis davon, dass in der Krankheit die Linearität der Zeit aufgelöst scheint: anschauen, heben, begegnen, billigen. Immer wieder stößt man auf Momente der Schönheit:
Hast du dich nie gefragt ob dort, wo der schnee endet,
glücklichere gräser wachsen.
Der Band ist eine poetische Erzählung, aus lauter kleinen Szenen gebaut. Die Sprache des Originals setzt sich den Brüchen aus […] en dominieren nicht nur die Sprache.
Die du nie ruhe gesät hast, unaufhaltsames umsorgen
und nicht saßest am tisch zum essen
Bliebst stehn ich sagte dir nimm platz
und als wäre es ein gesetz hast dich gesetzt.
Die so oft beschworene Autonomie des Menschen ist aus vielen Gründen ein fragiles, ja, fragwürdiges Konzept, wie wir längst wissen. Nicht alle Gesetze, die das eigene Tun bestimmen, sind so […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 11.11.2020 […] Dichters in jenen Gegenden entstehe, in welche "the executives", die Funktionäre dieser Welt also, niemals hingelängen. "Mad Ireland hurt you into poetry", schrieb Auden über Yeats: "Narr Irland quälte dich zur Dichtung", übersetzte Ernst Jandl. Gedichte ereignen sich inmitten der Gefangenschaft unserer Tage und doch in einem Raum fernab von Politik und Gesellschaft. Als Sprachereignisse widerstehen sie […] ausstopfen. Wer hier die Milchschwester ist, und ob die Schaufel auf die Lager der Nazis verweist, bleibt Spekulation. Dichtung ist von eigener Welt. "Ich bin groß, du bist das Kücken,/ Hihihimmel, sollst dich bücken, / Muss mir meine Schputnicks pflücken", dichtete Celan sich ehedem in die Freiheit.
Wie fast alle seine Gedichte der späteren Zeit hat auch "Das ausgeschachtete Herz" keinen Titel. Celans […] mit Montage und Collage, mit Sehnsüchten und Übertreibungen. Zwischen den Schrecken der Bilder schaut ein Kobold hervor. "Wo ist dein ich, warum sieht man es nicht/ wieso sprechen andere leute für dich / oder du sprichst mit den stimmen von memmen und clowns ..." Wo die Dichtung der Zerrissenheit Raum gibt, verteidigt sie, so viel ist sicher, die Möglichkeit, sich nicht von Ohnmacht, Scham, Verzweiflung […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 24.11.2018 […] weiter, und verliere schneller: / Orte, und Namen, und wohin die Reise / gehen sollte. Nichts davon schmerzt dich sehr. //...// Verlor zwei Städte, hübsche. Und größer / einige meiner Reiche, zwei Flüsse, einen Erdteil. Ich misse sie aber nicht wirklich sehr. (dt. Steffen Popp)
(2) Selbst dich verlieren (scherzende Stimme, Geste, / die ich lieb) ändert nichts daran. Kein Zweifel, / Verlieren, diese […] Bishop einmal gesagt. Doch was macht man damit in anderen Sprachen? Gute Dichtung ist aus vielen Schichten gemacht, weshalb sie als unübersetzbar gilt. Und dennoch muss es unternommen werden. "Ärgert es dich nicht auch", fragt Bishop in einem Brief Robert Lowell, "wenn die Leute dir wie einen Schuldschein platte Statements hinüberschieben, was du wohl 'gemeint' hast?" Das ist das wahre Ärgernis, gegen das […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 12.09.2018 […] verzeihen wird.
Nicht unten hin, nein mitten auf das Blatt
Schreib, dass du selbst dir Heimat bist
und rein dein Herz.
Schreib, wofür man dich auslachen wird.
Warte nicht auf Beifall, schreibe ungehemmt
über die tägliche, gemeine Niedertracht
und über Gott, der dich nicht erhört.
Was noch? Schreib über Liebe, ja darüber auch
Und sag, du kennst nun ihr Geheimnis:
Dass man Gedichte vor der Liebe schreibt […] oder Leningrad, wenn' sein muss
Und dann begreifst du's,
Wie grauenerregend dieses Wort ist:
Generation.
Was für ein lausiger
Tifliser du bist
Du - ganz neunziger Jahre,
Wie du rumläufst
Jemand hat dich irgendwo gefilmt
Oder doch nicht.
Aber du bist trotzdem nur ein Film
Du bist das Unwort Generation
Und machst den Abgang ...
Das Gedicht geht noch weiter; irgendwann macht eine nächste Generation den […] Von
Marie Luise Knott