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Rubrik: Vom Nachttisch geräumt, Stichwort: Mann, Thomas - 6 Artikel
Vom Nachttisch geräumt 28.03.2007 […] Gedanke immer wieder auf: Wie wäre es, wir würden unsere Schulbücher in Physik, Chemie und Biologie abschaffen und stattdessen Bryson lesen? Wenn ein Zehntausendstel von dem hängen bliebe, was er schreibt, so wäre der Bryson-Schüler - ich bin versucht, nur wenig übertreibend zu sagen: um Lichtjahre - schlauer als ich es war, als ich nach dreizehn Jahren die Schule verließ. Er wäre es auch deshalb, weil Bryson […] ist es ihnen nicht.
Wir brauchen kein Manna, wir brauchen Bryson. Das Schönste wäre, es gäbe eine Bryson-Society, wie es eine Bible-Society gibt, die dafür sorgt, dass in fast jedem Hotel-Nachttisch sich ein Neues Testament befindet. Eine Welt, in der "Eine kurze Geschichte von fast allem" von fast allen gelesen würde, wäre - soweit das überhaupt möglich ist - eine bessere Welt. Sie wüsste zum Beispiel […] erwachen" aus dem Jahre 1900 zurückblickt auf die 1.300 Seiten, der wird sich erinnern, dass schon Peer Gynt erst zum Volksheld wurde, als das Volk ihn für tot hielt.
Lassen wir uns nicht einreden, Ibsen wäre altmodisch. Keine der Fragen, die Ibsen durch immer neue Konstellationen jagte, ist überholt. Über keine von ihnen haben wir heute eine klarere Vorstellung, als Ibsen sie hatte. Es gibt keinen Grund […] Von
Arno Widmann
Vom Nachttisch geräumt 21.07.2003 […] noch ein paar Seiten kommen, dass also noch gar nicht Schluss sein kann. "Leibhaftig" hat einen ersten sehr schönen Schluss auf Seite 171 von 185 Seiten: "Sie lieben das Leben?" "Ja." Wäre das der Schluss, dann wäre klar: das "happy end" ist das Leben, das wir alle führen, so lange wir keine Schmerzen haben. Aber dann kommen noch ein paar Gespräche über die DDR, traurige Nachrufe, Versuche der Befreiung […] Europa verwandelte sich in eine Applausmaschine. Kagans Buch macht klar, dass wer die Macht will, das Machtspiel spielen muss. Wer es nicht spielt, hat es verloren. Das ist nicht verwerflich, aber es wäre naiv zu glauben, man könne beides haben: die Vorteile der Macht und die der Ohnmacht.
Robert Kagan, Macht und Ohnmacht - Amerika und Europa in der neuen Weltordnung, aus dem Englischen von Thorsten […] Von
Arno Widmann
Vom Nachttisch geräumt 11.07.2002 […] gewinnen, auf 150 Seiten die zentralen Erkenntnisse seiner Forschung vorzustellen? Wenn dann ein Lektor sich noch einmal 14 Tage darüber her machte, wir hätten ein Buch und keine Kopienmappe und es wäre ein kluges, ein großes Buch. Der Leser, der sich durch die zahlreichen Wiederholungen, die unscharfen Formulierungen, das unbeholfene Deutsch Singers hindurch quält, sieht dieses Buch immer wieder vor […] ungeschickten Stolperschritte der Wirklichkeit angenehm aufgeraut wird, so dass die Versöhnungen, die Momente des Glücks nur desto schöner sind.
Kitsch also. Es gibt keine Kunst, die nicht auch Kitsch wäre. Wer den Kitsch fürchtet, der fürchtet die Kunst, der fürchtet ihre verklärende Kraft, der fürchtet, worin sie der Religion am nächsten kommt: der fürchtet ihren Trost. Ved Mehta (homepage) ist blind […] Von
Arno Widmann