Artikel
Suchwort: "Sehen"
Rubrik: Vom Nachttisch geräumt, Stichwort: Walser, Martin - 6 Artikel
Vom Nachttisch geräumt 04.04.2018 […] auch nur in die nicht weniger komplexen Verzweigungen einer einzigen Seele. Wenn wir durch ein Mikroskop schauen, fällt uns keine Sekunde ein, das, was wir dort sehen, moralisch zu beurteilen. Wir sind dabei, wie etwas geschieht. Wir sehen es uns an. Wir intervenieren nicht. Wir verteidigen nicht die Blattläuse gegen die Marienkäfer oder die Pflanzen gegen die von Blattläusen übertragenen Viruserkrankungen […] damit, dass wenn die Blicke einander begegnen, der eigene inzwischen so verblasst ist, dass die Jugend ihn für bereits erloschen hält. Schauen wir uns Justus Mall an. So einen bekommen wir selten zu sehen.
Martin Walser: Gar alles oder Briefe an eine unbekannte Geliebte, Rowohlt, Reinbek 2018, 107 Seiten, 18 Euro […] Von
Arno Widmann
Vom Nachttisch geräumt 19.03.2018 […] Zauberer nicht mehr davor zurückschreckt, seine Tricks zu verraten.
Manchmal sieht man ihn wie einen Marionettenspieler die Fäden an seinen Protagonisten ziehen. Es gibt Menschen, die wollen das nicht sehen. Sie wollen betrogen sein. Das Buch kommt ihnen entgegen. Es wird ihnen nicht schwerfallen, sich wie die Kinder ganz auf die beiden Gesprächspartner zu konzentrieren und die langen Beine des Marion […] Das ist der Schlusssatz dieses Kapitels. Augsteins Frage ist der Knopf, auf den der Autor Walser drückt, um eine fertige Pointe loszuwerden, die er seiner Figur Martin Walser in den Mund legt. Wir sehen einem Dramatiker bei der Arbeit zu, wie er Szenen kreiert, in denen seine Figuren auf Ideen, auf Formulierungen kommen. Die in Wahrheit natürlich nicht in diesen Situationen entstanden, denn diese […] Von
Arno Widmann
Vom Nachttisch geräumt 16.11.2006 […] einem Naturfreund an Nazi denkt, der denkt gewissermaßen nicht selbst, sondern er denkt, was gedacht werden soll. Man tut wahrscheinlich gut daran, in diesem hier kritisierten "man" den Autor selbst zu sehen, der sich warnen möchte, vor der Mechanik, mit der er nachbetet, was er nicht denkt, sondern nur zu denken meint. Am Verblüffendsten aber ist, dass in diesem Tagebuch das ganze Jahr 1961 hindurch der […] Von
Arno Widmann
Vom Nachttisch geräumt 06.02.2006 […] Schrift und Bild gleich große Rollen spielten. Die Blätter, auf denen Berge und Täler, riesige Panoramen oder nichts als ein Bambus, ein Vogel zu sehen ist und dazu ein Gedicht oder auch nur ein paar Worte, die manchmal zu beschreiben scheinen, was wir sehen und ein andermal wieder scheinbar nichts zu tun haben mit dem Abgebildeten. Die Vorstellung, dass solche Bilder nicht nur in den Zimmern der Gelehrten […] Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) war wahrscheinlich die wichtigste Figur des deutschen Nachkriegsfilms. Ganz sicher kam ihm an Produktivität niemand gleich. Seine Filme sind nur noch selten zu sehen. Die frühen, die ihn sehr schnell bei der damals filmisch sehr interessierten politischen und kulturellen Avantgarde berühmt machten, sieht man so gut wie nie. Wer aber "Liebe ist kälter als der Tod" […] Peter Rühmkorf und Martin Walser. Wer weiter liest, stößt auch auf den Namen Horst Tappert. Ich hatte nicht erwartet, Deutschlands erfolgreichsten Schauspielerexport einmal in solchen Zusammenhängen zu sehen. Dieter Grossherrs kleines Buch über München zwischen 1949 und 1962, zwischen Gründung der BRD und Schwabinger Krawallen, bietet einige solcher Geschichtslektionen. Den eifrigen Leser versorgt es auch […] Von
Arno Widmann
Vom Nachttisch geräumt 20.01.2004 […] nicht schnell weiter kommen möchte bei der Lektüre, sondern sich die Zeit nimmt, so lange auf die abgebildeten Szenen zu blicken, bis er sieht, was Giuliani ihm zeigt, dem bringt Giuliani Lesen und Sehen bei.
Er tut das in aller Ruhe und so, dass auch Nicht-Archäologen ihm leicht folgen können. Es geht bei seiner Untersuchung darum, was bei der Übersetzung vom einen ins andere Medium verloren geht […] Odysseus-Gefährten zum Ausdruck zu bringen."
Diese Verschiebung ist uns geläufig. Im Theater wird nur selten das Schreckliche gezeigt, sondern meist der Schrecken, den es bewirkt. In Hitchcocks "Psycho" sehen wir ein Messer und die entsetzten Blicke einer Frau. Keine Einstellung zeigt, wie das Messer ihr in die Haut fährt. Für derartige Darstellungen gibt es ein eigenes Genre: das Splattermovie. Es scheint […] Von
Arno Widmann