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Rubrik: Vorgeblättert - 1201 Artikel - Seite 1 von 93
Vorgeblättert 21.09.2023 […] einst mehrere Klassikredakteure fest angestellt waren, werden Oper und Konzerte oft nur noch von einem Menschen betreut.
Und noch etwas hat sich grundlegend verändert: Das Feuilleton verzichtet immer häufiger auf die Kultur als Spiegel der Welt. Einst dienten dem Feuilleton Bücher, Bühnen und Bilder als Grundlage dafür, unsere Wirklichkeit zu debattieren. Inzwischen wird die Wirklichkeit lieber […] Ressorts nebeneinander organisieren: einen Tag Verkehrsunfall, am nächsten Tag eine Opern-Aufführung. Die Zeit für Außer-Haus-Termine, etwa Besuche im Theater oder gar mehrtägige Dienstreisen, wird immer knapper, da der klassische Journalist oder Kritiker heute in erster Linie zum Blattmacher geworden ist. Er muss Artikel in Auftrag geben, sie korrigieren, Bilder organisieren und am Ende alles auf die […] mit der Internetseite Slippedisc selbstständig, die nach eigenen Angaben mehr als eine Million Aufrufe pro Monat generiert, dafür aber neben zahlreichen Provokationen auch viele ungenaue und nicht immer journalistisch sauber recherchierte Aufreger-Schnipsel präsentiert. Norman Lebrecht steht damit für einen vielleicht streitbaren, aber durchaus erfolgreichen neuen Weg der Klassik-Berichterstattung […]
Vorgeblättert 08.08.2023 […] Ketten, empfand ich als Kind immer auch als eine Gefahr. Vielleicht lag es daran, dass ich körperlich klein war, ein Kind eben, und die Kühe so groß. Aber eigentlich ist mein Eindruck von ihrer überlegenen Größe und Kraft nie verschwunden.
Wenn die Kühe im Frühjahr endlich auf die Weide gelassen wurden, war das wirklich wie eine Explosion. Ich vermute, dass es immer am Wochenende geschah, also wenn […] Natürlich war ein totes Tier immer auch ein materieller Verlust. Aber dass man es nicht geschafft hatte, ein Leben zu retten, wog in diesem Moment schwerer.
Hinter den Kühen hergehen war die Bewegungsform des Sommers. Zu ihnen auf die Weide spazieren – oder auch eilen –, allein oder mit einem Hund, Gatter öffnen, rufen, sich zu manchen einzeln hinbegeben, sie aufjagen, falls sie immer noch nicht aufgestanden […] anfangs und jedes Jahr wieder eine große Überwältigung. Manch eine trat mit Vorsicht und wie betäubt aus dem Stall hinaus, andere wurden schon durch die ersten Schritte weg vom Platz der Anbindung, wo es immer nur einen Meter nach rechts und einen nach links gegangen war, von einem übersprudelnden Drang erfüllt, sich zu bewegen. Sie eilten und stürmten zum Ausgang, drängelten die anderen weg und überholten […]
Vorgeblättert 19.07.2023 […] kurdischen Vornamen«, sagt er.
»Ja, nach irgendwem aus der Familie«, sage ich.
»Sprechen Sie Kurdisch?«, fragt er.
Beinahe muss ich lachen, aber ich beherrsche mich, und außerdem fließen immer noch Tränen, und ich weiß nicht, ob man lachen und weinen gleichzeitig kann. Vielleicht kann man es hier, im Osten dieses Landes.
»Nein«, antworte ich wahrheitsgemäß.
»Und Ihre Eltern, haben […] verstecken, weil man sich damit doch so klar als Teil des Militärs markiert. Aber ich weiß zu wenig über das Militär und über Kriegsführung, als dass ich das bewerten könnte. Hinter mir steht noch immer der Soldat, der mich aus dem Bus geholt hat, und um seine Schultern ist das Maschinengewehr geschlungen.
»Eine Frau allein in Diyarbakır zu dieser Zeit, das ist nicht gut«, sagt der General.
Er […] Niemand außer mir scheint sie zu bemerken, oder die Menschen sind schon lange an sie gewöhnt.
Die Hubschrauber donnern über die Dächer hinweg, sie ziehen wohl in die Berge, wo sich die Kämpfer noch immer verstecken. Der Lärm der Rotoren jagt grelle Nervosität durch meinen Körper. Alles ist neu. Sogar die Farben erscheinen mir in einer Schattierung, die ich nicht kenne. Braun, Khaki, Schwarz, gedämpft […]
Vorgeblättert 14.02.2023 […] Bericht enthüllt immer zunächst den Schreiber.« Man schreibe ja »immer nur sich selbst«.
Das saß. Weil es stimmte. Und weil Tucholsky es so formulieren konnte, dass man sich noch nach Jahren daran erinnern würde. Und Kisch wusste natürlich, dass Tucholsky recht hatte. Wenn er loszog, um für eine Reportage zu recherchieren, dann blieb er – anders ging es nun einmal nicht – immer der ganze Kisch, mit […] Emotionen oder Interessen streift sie durch die großen Städte, macht Nahaufnahmen, zoomt heraus und hinein, natürlich immer mit eingeschaltetem Mikrofon, verlässlich nur daran interessiert, die Wirklichkeit in Momentaufnahmen einzufangen, festzuhalten. Der Reporter, so Kisch, sei immer »von den Tatsachen abhängig«, er habe zu arbeiten, sich »Kenntnis von ihnen zu verschaffen, durch Augenschein, durch […] unterhalten. Sie sind noch sehr jung. Eines Tages werden Sie lernen, daß die Wahrheit nicht immer überzeugend ist und daß eine erfundene Pointe manchmal mehr Wahrheitsgehalt haben kann als das wirkliche Erlebnis. Sie kann einer individuellen Erfahrung allgemeine Gültigkeit geben. Aber das trifft natürlich nicht immer zu.
»Fiction«, Wahrheit, »Imagination« hin oder her – der Mythos vom unbestechlichen, […]
Vorgeblättert 20.01.2023 […] Leichtfuß wieder einmal wegen einer »Hundertfünfundsiebzigerei« einige Wochen in der Strafanstalt Berlin-Tegel hatte zubringen müssen, bedonnerte sie ihn: »Ich habe nicht im Entferntesten gedacht, dass Du immer noch diese Veranlagung lebst. Kein moralisch denkender und fühlender Mensch wird das jemals bejahen können. Ich empfinde das geradezu als eine Schande für unsere Familie, und ebenso empfindet Vater […] Tabak groß gewordenen, längst jedoch verarmten Bremer Kaufmannsfamilie. 1950 beschwor er seinen damals sechsundvierzigjährigen Sohn: »Du darfst niemals vergessen, dass Du meinen Namen trägst, den ich immer hoch in Ehren gehalten habe. Diese Schwei---- dürfen sich nie wiederholen!!!! Jede Versuchung, die Dir kommt, musst Du mit Pech und Schwefel von Dir weisen.«
Otto wehrte sich entschieden. Er war nun […] Kartenkontrolleur seine Rente aufgebessert hatte, kündigte ihm der Berliner Senat noch 1969 fristlos, weil er die als »einschlägig« erachteten Vorstrafen verschwiegen habe. (Rechtswidrig standen sie noch immer im Strafregister.)
1977 schied Otto aus dem Leben. Offensichtlich hatte er seinem amtlich dokumentierten »Herzversagen« nachgeholfen, weil sein Gedächtnis etwas nachgelassen hatte. Er, der sein ganzes […]
Vorgeblättert 27.10.2022 […] Staatsorgane durchaus begründet waren und der Verdacht, dass es sogar zur Kumpanei gekommen sein könnte, ernst genommen werden muss.
Insbesondere die bei gravierenden Straftaten mit rechtem Hintergrund immer wieder aus der Versenkung geholte These, es habe sich ja "nur" um Einzeltäter gehandelt, die sich "in ihrem jugendlichen Leichtsinn" und unter Alkoholeinfluss stehend zu solchen Vergehen "ganz" spontan […] "eine Art Stillhalteabkommen zwischen Polizei und rassistischen Randalierern" gegeben habe, ist die Ermöglichung eines faktischen Freiraumes, aus dem heraus dann Gewaltdelikte begangen werden können, immer noch nicht gleichzusetzen mit einem operativen Bündnis. Diese qualitative Differenz darf nicht verwischt werden, wenn nicht leichtfertig Bilder von einem Netzwerk zwischen Rechten und Staat suggeriert […] Bundesministerium für die Zeit von 1990 bis 1993 auf 30 Todesopfer gekommen war, hatte sie für denselben Zeitraum insgesamt 75 Todesfälle aufgelistet. Ihr Vorwurf lautete, die Bundesregierung versuche, wo immer nur möglich, das Ausmaß rassistischer Gewalt herunterzuspielen. Die Statistiken würden "bereinigt" und politische Hintergründe für die Mordtaten nach Möglichkeit bestritten.
Zu einem ganz ähnlichen […]
Vorgeblättert 11.10.2022 […] vor dem Bösen eines Neiders, wenn er neidet ...», und betete, Gott möge ihr einen männlichen Sämling in den Uterus pflanzen.
Sie sah dabei aus wie eine Jahrmarktshexe, deshalb versteckte ich mich immer hinter den Vorhängen, bis sie fertig war. Ich selbst hatte nichts Besseres zu tun, als mir die beschnittenen Penisse meiner Cousins anzuschauen, wenn wir nackt im Euphrat schwammen, und sie mit meinem […] Spitze sich anfühlt!
Ich nahm sie also fest bei der Hand und zog sie zur Tanzfläche. Die Spitze blieb an meinen Fingern kleben wie Eisenspäne an einem Magneten. Wir begannen zu tanzen und drehten uns immer wieder umeinander, bis meine Finger in die Spitze hineingerutscht waren. Wir waren von Frauen und Männern umringt, die in die Hände klatschten, mit den Schultern wackelten und auf den Boden stampften […]
Vorgeblättert 12.09.2022 […] Herr Nakao aus der Verwaltung gestorben.«
»Was? Wirklich?«
Alle jungen Frauen aus Nakaos Abteilung hoben gleichzeitig die Köpfe.
»Es soll ein Schlaganfall gewesen sein.«
Ich sah den attraktiven, immer freundlichen Herrn Nakao mit dem grau melierten Haar vor mir. Er war kultiviert gewesen und hatte exzellente Manieren besessen. Oft hatte er die Süßigkeiten, die Klienten ihm schenkten, mit uns geteilt […] So schlank und drahtig, wie er war.«
»Ich habe schon mal einen Mann mit einer ähnlichen Statur gegessen. Der schmeckte recht gut. Ein bisschen sehnig, aber angenehm auf der Zunge.«
»Es heißt ja immer, Männer ergäben eine bessere Brühe als Frauen.«
Die Kollegin legte ihre Tüte mit dem Pudding beiseite und wandte sich mir zu.
»Sie kommen doch auch, Frau Iketani? Zur Lebenszeremonie?«
»Ich weiß […] an, von denen es heißt, dass sie die Kadaver ihrer Artgenossen gemeinsam verspeisen. Angeblich produzieren sterbende Kakerlaken außerdem eine große Anzahl von Eiern. Abgesehen davon hatte es wohl immer Stämme gegeben, die ihre Toten betrauerten, indem sie sie verzehrten, so dass es sich gar nicht um eine plötzlich aufgekommene Sitte handelte.
Yamamoto zündete sich eine Ein-Milligramm-AmericanSpirit […]