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Suchwort: "Gedichte"
Rubrik: Vorgeblättert - 71 Artikel - Seite 1 von 6
Vorgeblättert 22.01.2015 […] unbestimmten Intonation war nicht zu erkennen, ob er dieses Levitenlesen begrüßte oder nicht.
»Wer?«, fragte der Journalist.
»Ich kann mich an den Namen nicht erinnern. Er zitiert jedenfalls Gedichte und meint, sie seien unverständlich.«
»Aber er schreibt wirklich irgendwie besonders dunkel«, sagte der Journalist leicht vorwurfsvoll. »Meine Frau hat mir kürzlich laut vorgelesen, wir haben […] Minuten.
»Aber Baratynskij, den werden sie Ihrer Meinung nach verstehen?« Ich bemühte mich, langsam und leise zu sprechen. »Diese Mädchen aus dem Dorf Bykowo? Oder Fet? Kaum, denn für die sind Gedichte eine völlig ungewohnte Form, Gedanken zu äußern. Und nun, sollen wir deshalb vielleicht unsere Klassiker alle über Bord werfen oder den Deutschen schenken?! Weil Anja und Lisa sie nicht verstehen […]
Vorgeblättert 03.09.2014 […] es Frauen. So an dem Abend, als ich zu einer dicken M… ging. Aber ich blieb impotent. Es gelang nicht. Ich war froh und dankbar, als ich sah, daß ein Kern in mir noch unangetastet ist. Sind meine Gedichte zu sehr Gewächse des Willens, der künstlerischen Arbeit, als der Schöpfung, daß danach die große Unlust, die große Unlust kommt? Aber immer wenn ich Gertrud und das Kind seh, wird etwas in mir bewegt […] gekauft. Wie ein Wiedersehen. Habe es gern zur Hand genommen. Es ist so prächtig geschrieben.
Malraux, "La condition humaine" ist beinah unerträglich. Rudi gesprochen. Er fragte mich, ob die Gedichte für Gertrud seien. Ich verneinte. Sagte, daß in dem Anlaß Dichtung und Wahrheit durcheinander gingen. Er bestätigte hastig. Ein Judas-Gedicht begonnen. Selbstporträt. Vorläufig stecken geblieben. […]
Vorgeblättert 03.09.2014 […] höfischen Verbeugungen - seine Briefe - seine Gedichte überreichend und Liebe erweckend, nicht sie genießend, - in der Tat: Minnesänger.
Der erste Eindruck, den seine Gedichte auf mich machten, ist der einer ungeheuren Schwäche, die kristallisiert, gesäubert und umgemünzt wurde. Ich rieche fast den Schweiß der Anstrengung. Das letzte Mal, als ich seine Gedichte wieder einmal zur Hand nahm - denn ich […] diesem Kampf ist sie noch liebenswert, unsagbar lieblich und milde, - Dinge, die mich so besonders an sie gebunden haben. Auch meine Gedichte sind fast zu Ende. Habe das Gefühl, wie ein Vampyr aus dem Menschen Hanna und dem Leben Blut gesaugt und damit meine Gedichte gespeist zu haben. Das unmoralische Treiben des Dichters! Es ist das Asoziale als Vorbild! Dazwischen meine Begegnungen mit Gertrud, […] begann. Es endet auch dieses letzte Jahr, das das kritischste meines Lebens war. Alle Kräfte, die ich in mir hab, kamen in Bewegung und zogen nach allen Seiten. Unter diesem hohen Druck schrieb ich Gedichte und Prosa. Es scheint, daß nur diese äußerste Belastung des Gewissens und des anderen seelischen Apparates mich in Stand setzt, produktiv zu sein. Daneben ging der Wunsch, Gertrud zu schonen um ihrer […]
Vorgeblättert 03.09.2014 […] Eben beim Durchlesen - dem X.L - fällt mir wieder auf und ein: Wenn später diese Gedichte (Sonnette) gedruckt werden sollten und sie ein anderer in die Hand bekommt, wer weiß, ob er dann den großen Kampf um die Klärung in einem Herzen wird fassen können. Mir ist jetzt, da ich es las, die existentielle Seite der Gedichte, die rein - mir - persönliche fast so wichtig wie die ästhetische. Ich will darüber […] 9.
Gestern abend das erste Mal keine Angst mehr vor Rilkes Gedichten. Ich kann sie lesen mit innerer Ruhe, ohne befürchten zu müssen, an ihnen meinen eigenen Klang zu verlernen. Auch meine eigenen Gedichte kann ich dagegen halten nicht als Herausforderung, vielmehr in der Gewißheit der Ruhe, daß in einigen von ihnen (Sonnette!) ein eigener, starker Ton anklingt, der bestehen bleibt. Rilke kommt mir […] durch meine Natur getrieben werde, bis zum äußersten zu gehen und einen anderen Menschen dadurch mitreißen muß. So wieder mit Hanna geschehen. Die Konzentration auf das vergeistigte Objekt meiner Gedichte hat mich dem gleichen lebenden Subjekt entfremdet. Sie merkte es, daß meine Nähe Kühle ist, - in der letzten Zeit. Nur der Trieb, der mir half, mein Bewußtsein auszuschalten, in dem kein Platz für […]