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Suchwort: "Mich"
Rubrik: Vorworte - 40 Artikel - Seite 2 von 4
Vorworte 25.05.2023 […] immer hatte mich die Vorstellung deprimiert, mein Leben lang nur um meinen Körper, meine Karriere, meine Freunde zu kreisen." Unwillig schiebt B ihren Teebecher weg. "Ich hoffte, die größeren Zusammenhänge zu verstehen, in die auch ich verstrickt war, hoffte, etwas tun zu können, das hinauswies über mich." A, ihr Gegenüber, ist bar solcher Ambitionen: "Meine Vorgesetzten kritisierten mich regelmäßig […] Frau haben außerhalb von Datenbanken und unseres Karteisystems kein Leben." Bitter ernüchtert zieht die junge Psychologin Bilanz über ihren Arbeitseinsatz: "Rückblickend wundere ich mich, was mir vorgeschwebt war, als ich mich auf diese Stelle bewarb: Hatte ich nicht bedacht, dass ich mit meinem Kittel in eine Rolle schlüpfen, gewissermaßen ein Glied jenes Asylsystems werden würde, dem ich doch gerade […] für meine Untätigkeit", gesteht er. "Nur einer von ihnen schaffte es von Zeit zu Zeit, mich zu ein paar Tätigkeiten zu bewegen, mit denen ich meine Arbeitsstunden ausfüllen konnte. Mein Problem bestand aber nicht nur darin, die Zeit zu füllen, sondern darin, etwas zu tun, das mir das Gefühl gab, es sei sinnvoll."
B, Psychologin, Anfang zwanzig, arbeitet in einer namenlosen deutschen Stadt in einer […] Von
Angela Schader
Vorworte 25.05.2023 […] Mitstreiter vermisste mich, und auch ich vergaß sie. Ich verfolgte nicht einmal mehr, was in Ägypten geschah, weil es mich deprimierte, und mit der Zeit endeten nicht nur die Kundgebungen in London, sondern nach und nach auch die in Ägypten selbst. Statt mich mit solch bedrückenden Dingen zu befassen, nutzte ich meine Wochenenden nun dazu, ins Fitnesszentrum zu gehen.
Das entschädigte mich für meine zweite […] tz strömten, und zwei Tage später hörte ich davon, dass es auch in London Leute gab, die vor der ägyptischen Botschaft Solidaritätsdemonstrationen abhielten. Ich beschloss, mich ihnen anzuschließen. Ehrlich gesagt habe ich mich für ägyptische oder sonstige Politik damals überhaupt nicht interessiert, und ich hatte auch Vorbehalte gegen das Wort Solidarität. Ich fand Solidarität überheblich oder im […] ging, standen dort immerhin etwa fünfzig Demonstranten, umgeben von drei Reihen metallener Absperrgitter, die die Polizei aufgestellt hatte. Die Stelle, wo demonstriert wurde, war eine Art Ecke, was mich veranlasste anzunehmen, dass es in diesem Land einen Zusammenhang zwischen Ecken und Meinungsfreiheit gab - nicht unbedingt im juristischen Sinn, aber zumindest aus einer Art Gewohnheit oder ästhetischen […]
Vorworte 14.04.2023 […] Sie starrten mich an.
Ich stamme aus diesem Dorf, sagte ich in der Hoffnung, Eindruck zu schinden.
Name, fragte die grimmige alte Schachtel.
Ich nannte ihn und aus unerklärlichen Gründen, möglicherweise Angst, verbeugte ich mich.
Ha, sagte einer der Männer, der bisher nicht aufgesehen hatte. Er starrte mich angestrengt an, stand auf und kam herüber. Seine große Nase versuchte, mich zu erschnüffeln […] hinzu und als reichte das nicht: Was wollen Sie hier? Haben Sie sich verirrt?
Eine Rikscha brachte mich zum Motel, wo ich meine paar Sachen auspackte, meine Gepäckstücke verstaute und meine Bücher auf den kleinen Schreibtisch legte, von dem aus man Blick auf die Straße hatte. Plötzlich überkam mich heftige Sehnsucht nach meiner Schreibmaschine, alter Nostalgiker, der ich bin. Auch nach meiner Freundin […] h, als ich mich gegen Mittag aufmachte, um zu sehen, was aus meinem Dorf geworden war. Nach einer Minute war ich außer Atem. Die Luft war so geschwängert von einer Neonwolke, die unablässig aus einer Reihe Fabriken am Stadtrand aufstieg, dass mir ein bitterer Geschmack auf der Zunge lag, der nur mit einem Gift meiner Wahl verdrängt werden konnte. Innerhalb einer Stunde rauchte ich mich durch ein Päckchen […]
Vorworte 17.01.2023 […] im dunkel getönten Gesicht. "Wie oft musste ich danebenstehen, wenn Delano von zufälligen Bewunderern und unseren Eltern umringt war" seufzt Trelawney in "Pestilenz"; "Wie oft hatte ich mich gefragt, ob ich mich in Luft aufgelöst hatte." Was nützt es dem Jüngeren, dass er blendende Noten aus der Schule heimbringt, später sogar ein Studium absolvieren kann? Weniger als nichts. Den Vorschlag der Gr […] Ungeziefer und die von den Ausdünstungen der nahen Mülldeponie geschwängerte Luft, die Escoffery in "Pestilenz" schildert, dürften auch prägende Elemente seiner Kindheitswelt gewesen sein. "Ich fühle mich gedrängt, meine eigene Geschichte zu bewahren, und durch eine Story wie 'Pestilenz' wollte ich den Lesern klarmachen, dass solche Orte tatsächlich existierten", sagt er im Interview mit Jane Ciabatti […] Von
Angela Schader
Vorworte 16.01.2023 […] wissen, warum ich mich abends in die Winkel des Gebäudes drücke, wieso ich durch finstere Flure husche wie eine Ratte durch den Ocean Drive. Dazu gleich mehr.
Wichtig ist dies: Sollte es uns in diesem Fiskaljahr gelingen, die Mietsteigerungen bis zur Grenze des Erlaubten auszuschöpfen, dann, so mein Manager, werde er die Verantwortlichen in der Hauptgeschäftsstelle dazu bewegen, mich zum Stellvertretenden […] Wörtchen tú. Als ich das Blatt umdrehte, las ich auf der
Rückseite El Jefe.
Gott sei Dank, dachte ich und übergab die Botschaft an meinen Chef mit den Worten: "Ist für Sie."
Würde ich behaupten, mich mit unseren Mietern zu identifizieren, meist Asylsuchende und Flüchtlinge, dann wäre das sicher eine Übertreibung, aber Mitgefühl habe ich schon. Meine Eltern waren keine Wirtschaftsflüchtlinge, […] abgeschleppt zu werden. Am Tag des Bewerbungsgesprächs für meinen jetzigen Job füllte ich eine Tasse für Ketchuptuben, die ich in einem Fast-Food-Restaurant geklaut hatte, mit flüssiger Seife und wusch mich einen Block weiter, am South Beach, unter einer Dusche. Ich lüftete meinen Anzug auf der Ufermauer und wartete, bis meine Unterhosen in der Sonne getrocknet waren.
Sie glauben vielleicht, das Beste […]
Vorworte 13.11.2022 […] jeder, so gut er kann, herumschlägt wie mit einem Schatten. Manchmal passte ich mich dem Unausweichlichen an. Oder ich setzte mich ganz einfach darüber hinweg und hüpfte mit rasender Unbekümmertheit durch die Runde der erhitzten Tänzer. Meistens jedoch ebbte alles in mir wieder ab. So war es auch an diesem Abend. Ich setzte mich auf eine Parkbank mit dem einzigen Ziel, so wenig niedergeschlagen wie möglich […] Schreiben erfordert immer etwas anderes von einem, etwas anderes in dieser Nacht mit ungewissem Ausgang.
Zwei Stunden später rührte ich mich wieder. Die Heimsuchung war zu Ende. Ich fand die Kraft, mich zu schütteln wie ein wildes Tier auf dem Trockenplatz und mich von der metaphysischen Beize der Parkbank loszureißen. Ich kehrte in das afrikanische Restaurant zurück. Der Koraspieler spielte weiter […] das eine noch das andere. Ich erzählte also, was ich wusste, alles in allem wenig, doch als ich endete, fühlte ich mich nicht erleichtert oder traurig, eher wund an Leib und Seele, als wöge dieses Seinsfragment Tonnen, Jahrtausende, als wäre es mit dem Gewicht seiner Zeitalter über mich hereingebrochen, während ich versuchte, von ihm zu erzählen. Nach meinem Bericht sagte Musimbwa mit dem feierlichen […]
Vorworte 13.10.2022 […] h aufgeklärt und hat in ihren Nächten alle Zeit der Welt, um destruktive Gedanken zu wälzen. So auch das Unbehagen über jene Formulierung, die sie nun als Schwindel empfindet. "Heute schockiert es [mich], wie trügerisch Worte sind. Jedes Wort beansprucht Autorität, giert nach Glaubwürdigkeit (…) Aber hinter einem Wort muss nicht notwendigerweise eine Erfahrung stehen. Ein Wort kann ein Schatten sein […] Lebens gefallen war. Es geschah an einem Abend im Pub, inmitten von Freundinnen und Freunden. "Und auf einmal fühlte sich die Situation so unwirklich an. Mir kam der Gedanke, dass die Szene, in der ich mich gerade wiederfand, mit diesen Leuten, in dieser Kneipe, ein Traum sein könnte, die Halluzination eines anderen Hirns in einer anderen Dimension - meines Hirns, das irgendwo in irgendeiner Flüssigkeit […] Von
Angela Schader
Vorworte 01.09.2022 […] zu lassen. Sie betrachte ihre Protagonistinnen nicht als Opfer, sagt sie 1993 im Gespräch mit Virginia Fowler, vielmehr habe sie in jedem dieser Leben einen - wenn auch winzigen - Sieg gesehen. "Für mich ist ein Opfer jemand, auf dem man herumtrampelt, immer wieder herumtrampelt, und der oder die glaubt, dass das so auch richtig ist. Opfer wehren sich nicht. Sie leisten keinen Widerstand. Aber so, wie […] Tunichtgute mit letzter Rohheit vergewaltigt wird.
Dass zahlreiche Leserinnen sie auf das negative Männerbild im Roman ansprachen, hat Gloria Naylor irritiert. "Wenn immer wieder Frauen aufstehen und mich fragen: 'Wo sind die Männer in diesem Buch?', dann mache ich mir schon Gedanken darüber, wie Frauen eigentlich sozialisiert werden." Allerdings revidierte die Schriftstellerin mit der Zeit ihre prononciert […] Von
Angela Schader