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Suchwort: "Welt"
Stichwort: Krankenhaus - 112 Artikel - Seite 1 von 9
Essay 23.12.2014 […] psychoakustischer Immersion: "Wo sind wir, wenn wir Musik hören?" hier ungehört. Eine Antwort könnte nicht einmal auf die triumphalpathetische Weltschmerzformel "Ich bin der Welt abhanden gekommen" zurückgreifen. Denn Ich und Welt liegen (jetzt?) vermutlich unbeachtet irgendwo herum (wo, spielt keine Rolle), die Frage müsste eher lauten: Sind wir überhaupt, wenn wir Ambient music hören?
4. Coda
musik […] Sinn im Mutterleib erwacht und als letzter sich auf dem Sterbebett schließt.3 Warum sollte, dieser Symmetrie folgend, der letzte Gruß nicht dem ersten gleichen? Der Mensch kommt mit einem Schrei zur Welt: Ausdruck der Panik, des Entsetzens über das Herausgeschleudertsein aus dem einen - flüssigen - in das andere - ätherische Element. Dieses Trauma zu mildern und den Neuankömmling in der ungewohnten […] scheint wie im Kopfsatz von Schuberts B-Dur-Sonate? Ist umgekehrt Untröstlichkeit überhaupt vermeidbar, wenn man die Fülle und die Schönheit des Daseins vergegenwärtigt? Wem würde der Abschied von dieser Welt nach, sagen wir, dem Trio von Ravel leichter fallen? Und wie lebenssatt und/oder leidensmüde muss jemand sein, um sich etwa der Passacaglia des Präludiums gis-moll von Schostakowitsch anzuvertrauen […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 13.11.2014 […] und so vergessen macht wie Ozon die Verbrauchtheit von Sonnenuntergängen am Meer im Film), identifiziert er den Zuschauer mit dem Schicksal des Protagonisten: Wenn ein Mensch stirbt, geht die Welt, seine Welt, unter - und der Leichnam in den kosmischen Kreislauf ein. Schwärze. Abspann. Vom italienischen Philosoph Manlio Sgalambro stammt die Vision, dass der Tod eines jeden Individuums nur den Tod der […] 9/11; der Bürokraten in das Gesundheitssystem; der Leinwandstars in die Fantasie der Zuschauer; der Drogen in den Blutkreislauf ausgepowerter Leistungssubjekte -, zum Hintergrundrauschen der offiziellen Welt- und Gesellschaftsgeschichte verblassen, gewinnt die handlungsführend ins Bild gesetzte "Invasion" deutlich an Konturen: als eine die Grenzen von Bluts- und Wahlverwandtschaft, von Familien- und Fr […] n (ihrerseits meistens selber Einzelkinder) sein, die Freunde und Geliebte überlebt haben? Umgekehrt ist es keineswegs ausgemacht, dass ein festliches Ende mit großer Besetzung den Abschied von der Welt erleichtert und nicht vielmehr das einsame Verschwinden, das sich bereits abgekoppelt hat von der Gegenwart jener, von denen man sich nicht trennen und all dessen, was man nicht missen möchte.
Anders […] Von
Daniele Dell'Agli
Im Kino 19.08.2014 […] europäischen Großstädten seit einigen Jahren überall begegnet. Bewegen kann er sich nur dann, wenn die Kamera nicht hinsieht; seine Rede, ein halb entkörperlichtes voice-over, tönt wie aus einer anderen Welt. Den Gegenpol zu dieser allegorischen Gestalt bildet eine namentlich genannte Frau, die ihren Mann betreffende Polizeiprotokolle verliest. Ihr weinendes Gesicht in Großaufnahme suggeriert eine persönliche […] "Alive" in den Wettbewerb eingeschlagen. Ein undurchsichtiger, körperlich dafür umso wuchtigerer Realismus waltet in diesem Film, der viele verständnisrelevante Details bewusst ausspart. Am Ende wird die Welt von "Alive" wiedererkennbare Züge angenommen haben: Gelegenheitsarbeiter im karg-gebirgigen Umland der südkoreanischen Hauptstadt auf der einen, die Bosse auf der anderen Seite. Der Weg zu dieser M […] sind die torkelnden drei Stunden Laufzeit eigentlich nur ein Vorspiel zu der Epiphanie, mit der "Alive" schließt. In dem Maß, in dem die erzählerischen (und oft auch räumlichen) Zusammenhänge dieser Welt sich entziehen, ist man auf ihre Physis verwiesen, auf Selbstverstümmelung, schwere Arbeit, Panikattacken, ein intensives Theatervorsprechen und, als wiederkehrendes Bewegungsmotiv: Gerangel, Prügeleien […] Von
Nikolaus Perneczky
Vorgeblättert 26.05.2014 […] Tag geziemte es sich, jedem, der hinsah, zu zeigen, dass einen einzig und allein der große Tod des Jahres, des Jahrzehnts, ja, des Jahrhunderts interessierte: An dem Morgen, an dem ich das Licht der Welt erblickte, starb Juan Perón, und alle wollten wem auch immer beweisen, dass alles andere bedeutungslos war. Es gibt Tage, an denen die Einwohner eines Landes sich an ihrem Schmerz ergötzen, denn der […] nur diejenigen ein, die keinesfalls fernbleiben konnten. All die anderen, die ansonsten vielleicht aus eher mäßigem Interesse oder aus Pflichtgefühl vorbeigeschaut hätten, hatten die beste Ausrede der Welt, einen Termin sausen zu lassen, bei dem niemand sie vermisste: Ihr wisst ja, durch die Sache mit dem General war in der Stadt einfach kein Durchkommen. Ich war noch nicht einmal einen Tag alt, und mein […] Menschen an seine Kultur: das Anerkenntnis, dass er mit einer Reihe von Annahmen lebt, die nicht auf eigener Erfahrung gründen, sondern darauf, dass er akzeptiert, was die anderen über ihn und seine Welt sagen -, mein Vater also wäre nicht mein Vater oder - wundern würde mich das nicht - er wäre das, was meine Familie über all die Jahre ausgeheckt hat, um mir ein völlig falsches Bild von ihm einzuimpfen […]