Artikel
Suchwort: "Mich"
Stichwort: Testament - 19 Artikel - Seite 1 von 2
Vorgeblättert 25.08.2014 […] »höfischer« Perspektive betrachten konnte. Was dabei half, dem Haus, in dem wir wohnen, sein bisheriges charakteristisches Aussehen zu rauben und es fremd wirken lassen.
Seit jeher beschäftigt mich die Frage, warum ich unsere Wohnung nicht wie eine fremde Wohnung sehen kann. Voller Geheimnisse wie die Wohnungen anderer Leute, unserer Nachbarn und Bekannten. In den unzugänglichen Ecken jener Räume […] Perspektive erscheint und selbst von den Anwohnern nicht erkannt wird. Daran sieht man, dass jeder Winkel unseres Raums doppeldeutig ist, was sich mit einem gewöhnlichen Spiegel beweisen lässt. Ich erinnere mich, wie ich als Kind vom Bettchen aus in dem Spiegel im Flur einen Gast sah, der sowohl in unsere verkehrte Wohnung als auch in ein Zimmer trat, das nur im Spiegel existierte.
Wir haben kaum Spiegel […] Sie sind das Testament für die Zukunft einer Rasse, die sich nicht an solche Ratschläge hält.
*
Durchgang
Vielleicht kommt es mich noch mal teuer zu stehen, dass ich so oft in fremde Wohnungen gucke, aber wie sollte man ohne hinzuschauen eine Geschichte, egal über was, schreiben?! Gerade entdecke ich bei den Nachbarn auf der g […]
Essay 09.09.2013 […] Gegenwart fortgeschrieben werden kann, kurzum, warum also gegenwärtige Verhältnisse nicht in einen genealogischen Zusammenhang zu vorneuzeitlichen Ordnungen gebracht werden können. Empirisch wollte ich mich auf das islamische Feld beziehen. Der Koran bot sich mir auch deshalb an, weil er - wenn auch zeitlich sehr viel später als die in der Debatte verhandelten biblischen Narrative entstanden - als Rek […] solchen erzwingenden Gewalt zu tun, denn wenn sich der Wahrheitstreue weigert, die Götter zu zerstören, leugnet er die Wahrheit. Wenn die Wahrheit sagt: "Ich bin die Göttlichkeit, so tötet, die, die mich leugnen", dann ist der Fall klar. Hier ist Gewalt unmittelbar mit dem Geltungsanspruch der Wahrheit verbunden.
Etwas anderes ist es, wenn Verfechter der Wahrheitsordnung sich selbst berufen sehen, […] wieder bei der Ausgangsfrage dieser Diskussion. Sie sollte aber lauten: Definiert, stiftet oder beglaubigt eine t-Wahrheit in besonderer Weise Gewalt? Die Antwort ist: Ja. Entscheidend ist aber für mich der modale Ausdruck in besonderer Weise, der sich auf das Verb definieren, stiften oder beglaubigen bezieht. Nicht die Gewalt ist das Besondere, sondern der Modus, in dem sie hervorgerufen wird.
Nun […] Von
Reinhard Schulze
Vorgeblättert 02.09.2013 […] vielen Reden. So lange schon rede ich mit mir. Tonnenweise Sätze, in allen Tonlagen, in den unterschiedlichsten Stimmungen, voller Widersprüche … Ich redete, hörte zu, schwieg, regte mich auf, schimpfte, beherrschte mich wieder, wurde wütend und merkte, dass meine Augen dabei brannten, als würden sie Feuer sprühen. Ich wollte weinen und konnte nicht. Schon lange kann ich nicht mehr weinen. Ich habe es […] werde ich weiterreden? Und nun wieder das Schweigen, die Bäume, die Wolken und der Flug der Krähe durch das ewige Grau. Ich habe darum gebeten, dass sie kommt und sich neben mich setzt. Sie ist gekommen und hat sich neben mich gesetzt, so wie sie es schon ein Dutzend Mal, hundert Mal getan hat, fröhlich, mit großer Lust. Doch dieses Mal hat sie kein Gesicht, und ich habe keine Stimme. Ich sehe den […] er will ihr klar und deutlich sagen: "Weißt du, wie dieses Bild mich erschütterte? Ich hatte die Vorstellung, ich sei in einen Eiszapfen verwandelt, der von einer Eissäule abgebrochen war. Ich hockte auf dem Boden und war völlig von Sinnen."
"Warum vernichtet Gott nicht mein Denkvermögen? Wie soll ich weiterdenken, nachdem du mich verzaubert hast und jeden meiner Gedanken beherrschst?"
Aber sie […]
Vorgeblättert 02.09.2013 […] bloß: Endlich, da bist du!" Er sagte ihr nicht: Dein Erscheinen hat mich wieder mit Leben erfüllt und von dem allgegenwärtigen Tod befreit, der mich bisher stets begleitet hatte. Er sagte nicht: Deine Stimme hat die gestaute Wut in mir zum Platzen gebracht, in der Mitte meines Lebens mein Innerstes aufgewühlt, mir ermöglicht, mich wieder zu fassen und zu erneuern im Glanz deiner sprühenden Augen. Wie […] müssen zwei Menschen sich begegnet sein, um sich aneinander zu erinnern? Nein, das muss nicht unbedingt sein. Gheiss hatte "sie" ja auch lange gesucht, noch bevor "sie" geboren wurde.
"Also kann ich mich an einen Menschen erinnern, der erst nach mir leben wird. Und dies auf einem kalten Friedhof, unter einem grauen Wolkendach. Wolken, die sich so ballen und türmen, dass sie sich zu einem Dach schließen […]
Vorgeblättert 22.07.2013 […] vergessen. Als sie sich kurz auf die Wange küssen, kann er sie nicht richtig sehen, und jetzt blickt sie nach vorn und zeigt nur ihr Profil.
Wir müssen noch kurz zu mir nach Hause, okay? Ich muss
mich umziehen. Wenn's dir nichts ausmacht.
Sie lenkt ihn durch kleine, uneben gepflasterte Straßen in
den älteren Vierteln der Stadt. Riesige Hunde und schnelle Radfahrer sind auf den nächtlichen Straßen […] unsichtbaren Trägern und eine silberne Sonne an einer Kette. Die Haare sind mit einem weißen Haarband hochgebunden und quellen wie eine schwarze Koralle daraus hervor. Ihre Lippen glänzen.
Lass mich dich ansehen, sagt er, und sie dreht sich zu ihm.
Auf dem Weg bittet sie ihn, an der Tankstelle zu halten. Sie kauft ein Bier und einen Schokoriegel und bietet ihm von beidem an. Auf der Straße […] also brüllen. Du kannst jetzt nicht los, schreit sie und legt ihm die Hand auf die Brust. Doch, brüllt er. Mir gefällt es hier nicht, und ich muss mir morgen früh eine Wohnung suchen. Aber du musst mich mit zurücknehmen, sagt sie, leicht verärgert. Dann komm. Mann, ey, protestiert sie. Okay, hau ab, ich komm schon nach Hause. Du bist echt bescheuert. Ohne nachzudenken greift er ihr in die Haare, dringt […]
Essay 17.06.2013 […] 5], beziehungsweise von Richtig- und Falschgläubigen verschiebt sich zweitens die anthropologisch bis dahin übliche Grenzziehung zwischen Freund und Feind dramatisch: Feind ist jetzt nicht nur, wer mich angreift, nach meinem Besitz, Leben oder Territorium oder nach der Macht in meinem Gemeinwesen trachtet, sondern schon jeder, der nicht meinen Glauben (und das heißt meine gesamte Lebensweise) teilt […] hin zu ihrer Umdeutung als guter Führer, Hirte oder Aufseher (die Geschichte des theogenen Masochismus ist noch zu schreiben); vom manichäischen Exklusivismus ("Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich", Mt 12,30) bis hin zum absolutistischen Wahrheitsbesitz ("Die Partei hat immer recht")[12]; von der Konstruktion einer lückenlosen Feindesfront bis hin zur "Verinnerlichung von Gewalterwartungen"; […] Obligation." Die Gefahr, dass gewaltförmige Fantasien zur Aktion drängen, hängt zum einen mit ihrem kontraphobischen Charakter zusammen, "dem Gefühl: 'Ich muss den bösen anderen bekämpfen, bevor er mich angreift.'" Zum anderen wird die Paranoia von einer apokalyptischen, wörtlich einer Enthüllungssucht getrieben, die nicht zu befriedigen ist. In Canettis Worten: "Der Paranoiker leidet an einem Ver […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 17.05.2013 […] ich allgemein den Religionstyp, der in der Antike mit der Christianisierung der Alten Welt die "heidnischen" Religionen verdrängte und sich allgemein durchsetzte. Da mich vor allem die Ursprünge dieser Wende interessierten, hielt ich mich an die hebräische Bibel, wiederum im Glauben, es hier mit dem Alten Israel und nicht mit dem (rabbinischen) Judentum zu tun zu haben. Als Ägyptologe blickt man auf […] und der in einem Essay des New Yorker Philosophen Richard Wolin, den Marcia Pally zitiert, endlich einmal auch explizit und in aller Klarheit erhoben worden ist. Was diesen Vorwurf angeht, möchte ich mich Rolf Schieder anschließen, der in einem Konstanzer Vortrag Anfang des Jahres sagte "Es wäre an der Zeit, den Begriff des Antisemitismus einfach nicht mehr zu verwenden. Nicht nur, weil er sachlich […] came to murder the Jews," but "how the Jew came to attract this undying hatred.""[1]
Mit der Parenthese "remarkably enough" wollte ich meiner Verwunderung über Freuds Fragestellung Ausdruck geben und mich von ihr distanzieren. Wolin aber las das als "praise":
"It is in that vein that, in "Moses the Egyptian", Assmann praises Freud"s strategy in Moses and Monotheism of asking "how the Jew came to attract […] Von
Jan Assmann
Essay 09.04.2013 […] Bund zu schließen. Dieser Bund kommt so zustande, dass jeder mit jedem in Folgendem übereinstimmt: "Ich autorisiere diesen Menschen oder diese Versammlung von Menschen und übertrage ihnen mein Recht, mich zu regieren, unter der Bedingung, dass du ihnen ebenso dein Recht überträgst und alle ihre Handlungen autorisierst."[15] Dieser "covenant" ist die Geburtsstunde des Leviathan, "jenes sterblichen Gottes […] been to the mountaintop bekannt geworden ist. Am Ende seiner Ansprache sagte er: "Wie jeder andere, würde auch ich gern ein langes Leben führen. Ein langes Leben hat seinen Wert. Doch das beunruhigt mich im Moment nicht. Ich möchte einfach Gottes Willen tun. Er hat mir erlaubt, auf den Berg zu steigen. Und ich habe hinüber geschaut und ich habe das gelobte Land gesehen. Ich werde vielleicht nicht mit […] eine Obsession mit dem Judentum bescheinigt. Seinen Plan, sich eine Wohnung in Berlin zu kaufen, hat er nach seiner Reise durch Deutschland wieder aufgegeben. "Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich wie ein 'Jude' - und das ist ein schreckliches Gefühl." (328) Gerade weil die Deutschen ihr Verhältnis zum Judentum zivilreligiös aufgeladen haben, werden die wenigen real existierenden Juden zu Re […] Von
Rolf Schieder
Essay 29.01.2013 […] ergab sich ein Bogen, der sich von Echnaton bis Sigmund Freud spannen ließ. Dieses Buch gab dann aber den Anstoß zu Debatten, die Themen in den Vordergrund stellten, die für mich ursprünglich eher am Rande lagen, und die mich in ihrer Radikalität und Polemik selbst überrascht haben.[2] Die bislang schärfste Abrechnung mit "meinen Thesen", die sich als solche überhaupt erst im Verlauf der Debatte h […] Ende des Opferkults. Die religiösen Mutationen der Spätantike", Berlin 2011, herausgearbeitet.
[12] Da mich Schieder auch für Sloterdijks kühne Ausweitungen einiger meiner Gedanken verantwortlich macht ("Assmanns und Sloterdijks Thesen", S. 82) muss ich diesen Unterschied betonen. Ich beziehe mich ausschließlich auf die Ursprungssituation, in der es die anderen Monotheismen noch nicht gibt, Sloterdijk […] Heidelberg 1993.
[17] Das richtet sich nicht explizit gegen mich, sondern gegen Ulrich Beck, der in seinem Buch "Der eigene Gott" dafür eintritt, die eigene Religion mit den Augen der anderen sehen zu lernen. Allerdings wird dann auch Beck einige Seiten später als "Assmann-Gläubiger" apostrophiert (S. 191), und ich muss einräumen, dass ich mich in "Religio Duplex" in der Tat ziemlich in Ulrich Becks Sinne […] Von
Jan Assmann