Heinrich August Winkler

Die Deutschen und die Revolution

Eine Geschichte von 1848 bis 1989
Cover: Die Deutschen und die Revolution
C.H. Beck Verlag, München 2023
ISBN 9783406805394
Gebunden, 176 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Als die Franzosen im Juli 1789 das Symbol des absolutistischen Ancien Régime, die Pariser Bastille, stürmten, jubelten ihnen auch viele deutsche Dichter und Denker zu. Doch die Begeisterung hielt rechts des Rheins nicht lange an. Als Ludwig XVI. auf dem Schafott endete und die Revolution in Terror überging, rückten viele Deutsche erschrocken von ihr ab. Seither ist das Verhältnis der Deutschen zu Revolutionen ein schwieriges Kapitel geblieben. Heinrich August Winkler schildert die Etappen der deutschen Revolutionsgeschichte von 1848 bis 1989 und nimmt dabei auch die düsterste aller Revolutionen, jene der Nationalsozialisten, mit in den Blick. Lieber Reformation statt Revolution: Das war lange die Devise all jener Bürger und Intellektuellen in Deutschland, die mit den bestehenden Verhältnissen haderten und doch keinen gewaltsamen Umsturz wollten. Nachdem in der Revolution von 1848/49 das Doppelziel Einheit und Freiheit verfehlt worden war, gab Bismarck in einer Revolution von oben mit der kleindeutschen Reichsgründung gleichsam eine Antwort auf das Scheitern von 1848. Aus der Revolution von 1918/19 ging mit der Weimarer Republik ein neues demokratisches System hervor, dem die Diktatur des Nationalsozialismus ein Ende bereitete. Ob diese eine Revolution war, erörtert der glänzend geschriebene Band ebenso prägnant wie die Frage nach dem historischen Ort der "friedlichen Revolution" von 1989, mit der die "deutsche Frage" in Gestalt der Wiedervereinigung gelöst wurde. Der neue Heinrich August Winkler Ein Crashkurs durch die deutsche Revolutionsgeschichte Behandelt auch die friedliche Revolution von 1989 in der DDR

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.10.2023

Rezensent Hans von Trotha staunt, wie reich ihn der Blick Heinrich August Winklers auf die Geschichte beschenkt. Wenn Winkler dem Verhältnis der Deutschen zur Revolution nachspürt, kommen Erkenntnisse zum besseren Geschichtsverständnis dabei heraus - bezogen auf die Jahre 1848-1989, aber ebenso auf die Gegenwart, versichert Trotha. So schmal das Buch, so erhellend ist für den Rezensenten, wie Winkler Wendepunkte wie 1848 oder 1871 analysiert und in lange Entwicklungslinien einbettet, faktenreich und mit Kenntnis der Forschung. Was aus den Versprechungen der Revolutionen wurde (und der Autor benennt), relativiert laut Trotha manche als "Zäsur" ausgegebene Jahreszahl. Andere Ereignisse wie die Revolution der Sandinisten in Nicaragua erhalten mehr Gewicht, wundert sich der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.09.2023

Rezensent Joachim Käppner empfiehlt Heinrich August Winklers Buch als klugen, souveränen und lebendig erzählten Versuch, vergangenheitspolitischen, manipulativen Ansätzen eine klare Geschichtswissenschaft entgegenzusetzen. Lohnend für ein breites Publikum findet Käppner Winklers kritische Darstellung des Verhältnisses der Deutschen zur Revolution, weil der Autor die Revolution bewusst breiter fasst, nämlich auch als "Revolution von oben" und zugleich vor Verklärungen (vor allem von 1848) warnt und vor radikaldemokratischem Wunschdenken.
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