Mieko Kawakami

Brüste und Eier

Roman
Cover: Brüste und Eier
DuMont Verlag, Köln 2020
ISBN 9783832183738
Gebunden, 496 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Japanischen von Katja und Busson. An einem drückend heißen Sommertag wird die dreißigjährige Natsuko von ihrer älteren Schwester Makiko und deren Tochter Midoriko in Tokio besucht. Makiko, die mit zunehmendem Alter mit ihrem sich verändernden Körper nicht zurechtkommt, ist davon besessen, sich einer Brustvergrößerung zu unterziehen. Währenddessen ist ihre zwölfjährige Tochter Midoriko von der einsetzenden Pubertät überfordert und sieht sich außerstande, in einer Gesellschaft, die alles Intime und Körperliche tabuisiert, ihre Ängste, Bedürfnisse und Fragen offen zu kommunizieren. Und auch die asexuelle Natsuko hadert mit der Frage, welche Rolle noch bleibt - als unverheiratete Frau, die nicht mehr Tochter ist und vielleicht nie Mutter sein wird. Rasant und radikal widmet sich Mieko Kawakami der Diskriminierung von Frauen und damit einhergehenden Fragen nach sozialem Geschlecht, Schönheitsnormen sowie dem Alterungsprozess des weiblichen Körpers - und wagt es zu fragen, welchen Wert Frauen in der Gesellschaft haben, wenn sie sich all diesen Erwartungen widersetzen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.11.2020

Rezensentin Katharina Granzin hat keine Probleme mit der diskursiven Schwere dieses Romans der japanischen Autorin Mieko Kawakami. Schon der hohen Literarizität des Textes wegen, aber auch weil die Kritikerin hinter der Geschichte um Natsuko, die sich ein Kind wünscht, aber keinen Sex mag, deren Schwester Makiko, die gern größere Brüste hätte, und deren pubertierender Tochter Midoriko die deutliche Kritik am immer noch bestehenden Bild der sich unterordnenden Frau in der japanischen Gesellschaft erkennt. Überhaupt staunt die Kritikerin, wie leichthändig Kawakami schwere Sinnfragen in Dialoge packt und dabei ganz eigenwillige (Frauen-)Figuren schafft. Ein paar grundsätzliche Fragen - etwa zum menschlichen Recht auf Fortpflanzung oder zum Muttersein - hätte sich Granzin abschließend allerdings doch noch gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 08.10.2020

Rezensentin Katharina Borchardt ist gespaltener Meinung über Mieko Kawakamis Roman. Dass Männer darin kaum vorkommen und Frauen nur als um ihre Körper als Ware besorgte Wesen, findet die Rezensentin frech. Auch sprachlich geht der Text recht "direkt" los, meint sie. Bis auf die Passagen, in denen die drei weiblichen Protagonistinnen über Brustwarzenfarben und künstliche Befruchtung u.ä. schwadronieren. Diese Teile des Buches scheinen Borchardt eher essayistisch, spannungsarm und voller Längen. Dass in einem Roman über Brüste und Eier "null Erotik" vorkommt, findet Borchardt hingegen schon fast spektakulär.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.09.2020

Ursula März erkennt in Mieko Kawakamis Erzählung von Frauenschicksalen in Osaka das Universelle. Weiblichkeit in der Postmoderne ist das Thema, meint März, Teezeremonien hin oder her. Die Protagonistinnen im Roman, die sich um Brustvergrößerung, Menstruation und Kinderwunsch sorgen und zugleich mit prekären wirtschaftlichen Verhältnissen zu kämpfen haben, stehen laut März zwischen Tradition und Emanzipation. Wie die Autorin das herausarbeitet, findet März gedanklich scharf und von boshaftem Witz. Als Gesellschaftsroman über das japanische Prekariat funktioniert das Buch auch, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 12.09.2020

Rezensent Peter Praschl erlaubt keine Illusionen: In diesem Buch geht es ausschließlich um die immens strapaziösen und zirkulären Themen unerfüllbarer Erwartungen an Frauen, feministischer Abkehr von ihnen und die Frage, wie frau sich zwischen beidem zurechtfinden soll, erklärt er. Dennoch empfiehlt der Kritiker die Lektüre unbedingt: Die Geschichte über die asexuelle Natsuko, die sich mit einem Leben ohne Mann abgefunden und zur erfolgreichen Schriftstellerin gemausert hat, nun aber Ende 30 einen starken Kinderwunsch verspürt, zählt zum "wildesten, wärmsten, lebensverknalltesten, ernsthaftesten und unterhaltsamsten", das der Rezensent seit langem gelesen hat. Das liegt ihm zufolge nicht nur daran, dass die Autorin sich an klare Sprache, hohes Tempo und grandiose Dialoge hält, sondern auch daran, dass sie sich erlaubt, ihre Figuren zu lieben - etwas, das laut Praschl heutzutage viel zu selten geworden ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.08.2020

Bei dem "grausigen" Kirschblüten-Cover versteht Rezensentin Juliane Liebert keinen Spaß, sonst aber ist sie hingerissen von Mieko Kawakamis originellem Roman "Brüste und Eier". So provokativ wie sein Titel ist er nicht, versichert Liebert, tatsächlich schreibe Kawakami recht beiläufig, aber sehr genau von weiblichen Erfahrungen - körperlichen, sexuellen und gesellschaftlichen. Kawakami erzählt von einer erfolglosen Tokioter Schriftstellerin namens Natsuko Natsume, deren Schwester Makiko mit der pubertierenden Tochter Midoriko zu Besuch kommt, informiert Liebert. Großartig findet die Rezensentin, was für unverwechselbare Stimmen Kawakami diesen drei Frauen gibt, die überdies von Katja Busson in einer übersetzerischen "Höchstleistung" eingefangen würden. Von dem dramatischen Finale möchte Liebert immerhin so viel verraten, dass dabei "nicht mehr ganz frische Hühnereier" eine entscheidende Rolle spielen. Weltliteratur!, ruft die Rezensentin.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.08.2020

Rezensentin Marlen Hobrack liest Mieko Kawakamis Roman mit Vergnügen. Wie die drei Protagonistinnen im Buch über Brustvergrößerung, das Kinderkriegen und japanische Schriftzeichen räsonieren, findet Hobrack unterhaltsam. "Schillernde", groteske Szenen erfreuen sie vor allem im ersten Teil. Den zweiten Teil findet Hobrack wegen seiner Konzentration auf das Thema Mutterschaft und die Darstellung unterschiedlicher Haltungen dazu durch den Auftritt verschiedener, ansonsten kaum relevanter Figuren, etwas schwierig, da die Motivfäden des ersten Teils hier "gekappt" werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.08.2020

Irmela Hijiya-Kirschnereit lässt sich nicht schrecken von dem "reißerischen" Titel. Mieko Kawakamis Roman über die Ziele der postmodernen japanischen Frau (Brustvergrößerung, hellrosa Brustwarzen) hat für sie durchaus seine Raffinessen. Den subtilen Humor etwa, die Schilderungen und "peppigen" Dialoge aus einem "ärmlichen Ambiente" und die "überzeichnete" Sprache und der Osaka-Sound, die in der Übertragung von Katja Busson laut Rezensentin gut rüberkommen. Spannend zu sehen findet die Rezensentin, wie in der japanischen Gesellschaft mit dem Thema Selbstoptimierung umgegangen wird. Die ein oder andere geschwätzige Passage im Roman nimmt sie dafür in Kauf.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Themengebiete