Magazinrundschau

Holz für Ikea

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
22.02.2022. New Republic beobachtet die Rodung des letzten europäischen Urwalds für billige schwedische Möbel. The Atlantic erinnert daran, dass Latinos nicht automatisch links sind. Die LRB prallt an der eisigen Schönheit und Verachtung von Nico ab. Der Guardian erfährt, woran die afghanische Armee gescheitert ist: An der Korruption ihrer Vorgesetzten. Vanity Fair France beobachtet Marguerite Dumas und Yann Andréa, einen Caddie voller Weinflaschen hinter sich her ziehend, in Trouville.

New Republic (USA), 16.02.2022

Einer der letzten Urwälder der Welt ist in Rumänien beheimatet. Doch nicht mehr lange, wie es scheint, denn die Gier nach Holz sorgt dafür, dass der Wald nach und nach und entgegen aller gesetzlichen Bestimmungen abgeholzt wird. Einer der Hauptabnehmer ist Ikea, lernt Alexander Sammon, der für seine sehr lesenswerte Reportage einige Umweltschützer und Dokumentarfilmer begleitet hat, die immer wieder von Holzfällern massiv bedroht werden. Unterwegs lernt er auch, wie geschickt Ikea sich jeder Verantwortung für die massive illegale Abholzung entzieht: "Ikea schließt Verträge mit Herstellern ab, die genügend Holz für die Herstellung von Möbelteilen beschaffen müssen, um ihre Verträge zu erfüllen. Die Hersteller wenden sich an die Sägewerke, die genügend Holz für die Belieferung der Fabriken beschaffen müssen. 'Sobald sie diese Verpflichtung eingegangen sind, müssen sie auf Biegen und Brechen das Holz für Ikea beschaffen', erklärt Tara Ganesh von der britischen NGO Earthsight. 'Das kann oft dazu führen, dass sie bei der Umwelt oder der Legalität Abstriche machen.' Wenn ein Glied in der Kette wegen illegaler oder nicht nachhaltiger Beschaffung erwischt wird - wenn beispielsweise eine Fabrik, die Klappstühle für Ikea herstellt, auffliegt, weil sie Holz aus einem gesetzlich geschützten Wald in Polen bezogen hat - kann sich Ikea einfach distanzieren und Unwissenheit beteuern, wie es in jeder Branche bei der Vergabe von Subaufträgen üblich ist. Diese Strategie eignet sich gut für die Öffentlichkeitsarbeit, bricht aber bei der geringsten Überprüfung zusammen. Diese Vertragsfirmen, zumindest in Rumänien, tragen oft die charakteristischen gelben und blauen Farben Ikeas oder arbeiten exklusiv mit dem Unternehmen zusammen; einige zeigen sogar die schwedische Flagge. Im Jahr 2020 wurde die rumänische Fabrik Plimob dabei erwischt, wie sie illegales Holz für ihre Stühle verwendete; sie trägt die Farben Blau und Gold auf ihrem Tor, die sogar auf Google Street View zu sehen sind. Plimob verkauft 98 Prozent seiner Waren an Ikea."
Archiv: New Republic

New Lines Magazine (USA), 16.02.2022

Sehr kenntnisreich schreibt Tom Rogan über die allzu innigen Beziehungen zwischen britischen Politikern und putinnahen Oligarchen. Viele dieser Politiker sind im Westminster Russia Forum engagiert, das seiner Satzung nach für bessere Beziehungen für Russland eintritt. Auch hier spielt wieder die stolze demokratische Tradition Britanniens hinein, deren mangelnde Regelwerke angenehme Nebeneinnahmen ermöglichen: Anders als etwa Abgeordnete anderer Länder können "britische Politiker auch während ihrer Amtszeit lukrative Finanzgeschäfte mit russischen Interessenten betreiben. Dies gilt insbesondere für das Oberhaus. Angeführt von George Galloway, der Fernsehsendungen für russische Staatsmedien moderiert, können die Mitglieder des Parlaments auch von Auftrittshonoraren in Medien wie RT profitieren. Amerikanische und britische Beamte sagen mir, dass das Westminster Russia Forum kaum mehr ist als ein korporativ-politischer Zugangsagent für die in London ansässigen Spione des SVR." George Galloway gilt wegen seiner Auftritte bei iranischen und russischen Staatsmedien laut Wikipedia als der britische Abgeordnete mit den höchsten Nebeneinnahmen.

Vanity Fair France (Frankreich), 17.02.2022

Marguerite Duras und Yann Andréa waren eines der speziellsten Paare im Paris der achtziger Jahre. Sie wohnten zusammen in den "Roches noires" in Trouville. Man sah sie vom Monoprix des Ortes kommen, einen Caddie voller Weinflaschen hinter sich her ziehend. Abends grölte sie aus dem Fenster des ehemaligen Hotels hinaus, zuweilen mit einer Salatschüssel auf dem Kopf, und erregte regelmäßig Ärger bei den anderen Bewohnern der zu Wohnungen umgebauten ehemaligen Hotelsuiten. Norine Raja erzählt ihre Geschichte. Duras war 66, als sie sich kennenlernten, er 30. Ihr Geschichte ist, basierend auf Tonbandmitschnitten eines alten Interviews mit Andréa, gerade verfilmt worden und in den Pariser Kinos angelaufen (Trailer). "Yann Andréa nimmt alle Positionen ein: Sekretär, Assistent, Chauffeur, Saufkumpan. Aber er füllt nicht die emotionale Leere von Marguerite Duras. Sie weiß, dass er homosexuell ist und One-Night-Stands aneinanderreiht. Sie sagt zu ihm: 'Sie begehren nur mich', was wie ein Befehl klingt. 'Es war eine Beziehung der gegenseitigen Inbesitznahme', sagt Duras-Biografin Laure Adler. Sie dachte ständig an ihn. Wenn er tagelang verschwand, um sich mit Jungs zu treffen, rief sie ihre Freunde an, damit sie ihr halfen, ihn zu suchen. Sie dekonstruierte und rekonstruierte ihn durch Fiktion. In 'L'Été 80' (1980) und 'Les Yeux bleus, cheveux noirs' (1986) taucht er am Rand auf, in 'Yann Andréa Steiner' (1992) dann expliziter."

The Atlantic (USA), 01.03.2022

People of Color sind nicht automatisch Verbündete der Linken, notiert der amerikanische Historiker Geraldo L. Cadava, dessen Familie mexikanisch-kolumbianisch-panamaisch-philippinisch sowie deutsch-schottisch-englisch ist. Latinos zum Beispiel haben in den USA in den letzten fünfzig Jahren bei fast jeder Präsidentschaftswahl zu 25 bis 33 Prozent für die Republikaner gestimmt. Oft so gemischt, dass schwarz, weiß oder farbig keine aussagekräftigen Kategorien mehr darstellen, sind sie oft eben auch beides: Kolonisierte und Kolonisatoren. "Der französisch-westindische Philosoph Frantz Fanon vertrat in seinem 1952 erschienenen Buch 'Schwarze Haut, weiße Masken' die Ansicht, dass sich die Kolonisierten aufgrund eines 'kolonialen Minderwertigkeitskomplexes' mit ihren Kolonisatoren identifizieren - sie wollen wie sie gehen, sprechen und sich kleiden und mit ihnen Sex haben. Seine Ansichten werden heute von vielen liberalen Latinos geteilt, die ihre konservativeren Gegenstücke als Ausverkäufer betrachten, als ob sie irgendwie keine 'echten' Latinos wären ... Ein Zeitgenosse Fanons, der französische tunesische Schriftsteller Albert Memmi, vertrat die Ansicht, dass Kolonisator und Kolonisierter untrennbar miteinander verbunden sind und sogar denselben Körper bewohnen können. Sie definieren ihre Kämpfe und Sehnsüchte im Verhältnis zueinander. Diese Verbindung hat einen psychologischen Preis, aber sie ist auch eine Tatsache. Wenn es um die Geschichte der Latinos geht, finde ich Memmis Sichtweise nützlicher als die von Fanon."
Archiv: The Atlantic

Novinky.cz (Tschechien), 15.02.2022

Anlässlich einer Ausstellung im Brünner Haus der Kunst schwärmt Petr Fischer von der großen Filmkünstlerin Ester Krumbachová, der viel zu unbekannten und im Verborgenen gebliebenen "Muse der tschechoslowakischen Neuen Welle der Sechzigerjahre". Sie habe Filme nicht nur "angekleidet, sondern deren bildliche Bedeutung geprägt und sie durch ihre fantasievolle Verspieltheit in Bewegung versetzt". In der Ausstellung offenbare sich Krumbachovás Schaffen als großes magisches Universum, wobei "Magie" hier mehrere Bedeutungen einschließe: "als reine Bezauberung durch die Möglichkeiten des Erzählens, durch Film und Bilder, aber auch als eine tiefere Durchdringung der Welt, die sowohl eine faustische Erkenntnis als auch eine schicksalhafte Katastrophe mit sich bringen kann." Krumbachová wirkte nicht nur als Drehbuchautorin (etwa als Co-Autorin des Avantgardefilms "Tausendschönchen" von 1966), sondern auch als Bühnenbildnerin, Regisseurin, Fotografin, Grafikerin und Kostümbildnerin. Ihre vielfältigen Berufe hat sie - so Fischer - "wie eine Schamanin genutzt, um ein Ereignis auszulösen, an dem wir nicht nur als Zuschauer eines Kunstwerks, sondern immer auch vor allem als Mitschöpfer teilnehmen. (…) So wie der Surrealist Jan Švankmajer von der Magie der materiellen Verwandlung besessen ist, in der sich das stete Schaffensprinzip des Universums widerspiegelt, fasziniert Krumbachová das Wechselspiel zwischen Innen und Außen, die Ironie der sich ergänzenden Gegensätze (Mann und Frau; Aktivität und Passivität). Deshalb sind ihre Kostüme und künstlerischen Konzepte auch niemals etwas Äußerliches, sondern drücken immer eine innere Idee des jeweiligen Werks aus." (Ihren einzigen Film als Regisseurin - "Vražda ing. Čerta" / "The Murder of Mr. Devil" - kann man übrigens hier sehen - und die englischen Untertitel anklicken.)
Archiv: Novinky.cz

London Review of Books (UK), 21.02.2022

Jennifer Otter Bickerdike bemüht sich in ihrer Nico-Biografie "You Are Beautiful and You Are Alone" wirklich, all die Stationen, Liebhaber und Koryphäen der Pop-Geschichte zu sortieren, die den Weg der charismatischen Christa Päffgen kreuzten, trotzdem verliert die Dichterin Lavinia Greenlaw immer wieder den Überblick. Paris, London, New York. Alain Delon, Jim Morrison, Brian Jones, Iggy Pop. Andy Warhols Factory, Musikhimmel, Drogengosse. Sympathischer wird ihr die Ikone auch nicht: "Sie hatte ein geschäftsmäßiges Verhältnis zu ihrem Aussehen, machte sich aber nicht die Mühe, ihre Verachtung für diejenigen zu verbergen, die nicht zu ihr passten. 'Ich war groß, ich war blond, und ich war würdevoll. Mehr braucht es nicht, um Wirkung zu erzielen. Nur kleine Menschen brauchen Technik. Andy Warhol hat Technik. Ich hatte keine.' Otter Bickerdike lässt die Spitze gegen Warhol unerwähnt, aber die Bemerkung zeigt Verachtung. Nico hatte eine Vorgeschichte rassistischer Äußerungen, die von ihren Biografen mit Begriffen wie Trauma, Zeitgeist, Ironie und dem Wunsch zu schockieren erklärt wurde, aber die Vorfälle häufen sich zu einer Virulenz, die sie nicht verdrängen wollte. Nico war das, was man heute 'extra' und früher 'too much' nannte. Ihr Verhältnis zu ihrer eigenen Anwesenheit macht sie so stark. Sie ist da und nicht da. Man kann den Blick nicht von ihr abwenden, hat aber nicht das Gefühl, sie richtig gesehen zu haben. Mary Woronov, die 1966 mit ihr im Rahmen von Warhols 'Exploding Plastic Inevitable' auftrat, beschwört sie als sexuellen Strudel: 'Sogar die Möbel ... stöhnten laut auf, wenn sie den Raum betrat. Ich hatte Stühle über den Teppich kriechen sehen, in der Hoffnung, dass sie sich darauf setzen würde. Ihre Schönheit war befremdlich, wie die von Chaucers Criseyde - so himmlisch perfekt, als wäre sie auf Erden geschickt woden, um die Natur zu verhöhnen. Es half nicht, dass sie andere Menschen eigentlich immer ein bisschen verachtete."

Weiteres: David Trotter findet Robert Gottliebs Greta-Garbo-Biografie wirklich faszinierend, muss aber zugeben, dass Gottlieb nichts Neues über das irdische Leben der Göttlichen zu berichten weiß.
Stichwörter: Nico, Warhol, Andy, Pop, Iggy, Möbel

Guardian (UK), 17.02.2022

Selbst Mazar-i-Sharif, einst die liberalste Stadt in Afghanistan, hat sich ohne Widerstand den Taliban ergeben, berichtet Ghaith Abdul-Ahad in einer spannenden Reportage, für die er etwa den Polizeichef der Taliban traf, eine oppositionelle Politikerin und einen verarmten Bauern, der aus Not seine beiden Töchter verkauft hat. Ein früherer Kommandant der regierungstreuen Truppen erzählt ihm sogar freimütig, wie am Ende die Warlords, die mit ihrer Korruption die jungen Männer in die Arme der Taliban trieben, auch noch die Regierung verkauften: "Im Jahr 2020, nachdem die Trump-Administration den Abzug angekündigt hatte, verstärkte sich der Feldzug der Taliban, und die Sicherheitsstrukturen der afghanischen Regierung begannen zu bröckeln. Soldaten erhielten monatelang keinen Sold, und diejenigen, die in isolierten Stützpunkten stationiert waren, hatten manchmal kaum noch militärische Unterstützung. 'Wenn Soldaten während der Kämpfe um Hilfe baten oder tagelang ohne Nahrung und Munition belagert wurden, logen wir und sagten ihnen, dass die Hilfe unterwegs sei und sie warten müssten', so Babak. 'Ich hatte 100 Soldaten in meiner Gruppe, aber sie bekamen ihren Sold nicht. Sogar ich musste mir manchmal Geld leihen. Die Soldaten waren gezwungen, ihre Munition zu verkaufen. Die Taliban haben sie gekauft. Manchmal kauften sie sogar Kontrollpunkte oder Militärposten von Armee- und Polizeibeamten. Sie heuerten jemanden in den Stützpunkten an, um Informationen zu sammeln und die Soldaten davon zu überzeugen, nicht zu kämpfen', sagte er. 'In den letzten Tagen haben die Soldaten einfach aufgehört zu kämpfen.' Er hielt eine Weile inne, bevor er hinzufügte: 'Wir waren diejenigen, die die Regierung mit unserer Korruption zu Fall gebracht haben. Die Taliban haben sie nicht erobert, wir haben sie zum Einsturz gebracht. Wir konnten nicht kämpfen, wir haben sie verkauft.' Zum ersten Mal in der langen Kriegsgeschichte von Mazar folgten auf eine Niederlage keine Massaker. Babak und andere Kommandeure erklären sich den neuen Pragmatismus der Taliban mit ihrem schnellen Sieg: 'In den letzten Tagen haben die Taliban eine neue Politik der Diplomatie betrieben, die uns sehr beeindruckt hat - sie verkündeten eine Amnestie für alle, ließen Gefangene frei und gaben ihnen Geld, etwa 5.000 Afghani, umgerechnet 40 Pfund.'"
Archiv: Guardian
Stichwörter: Afghanistan, Taliban

Quillette (USA), 16.02.2022

Respekt für fremde Kulturen ist etwas gutes - aber gilt das wirklich immer? Die Anthropologin Elizabeth Weiss würde das verneinen, seit sie festgestellt hat, dass viele indigene Gemeinschaften ausgesprochen frauenfeindlich sind. So dürfen manchmal bestimmte Artefakte von Kuratorinnen nicht berührt werden. Erst recht nicht, wenn sie menstruieren: "In einem Artikel aus dem Jahr 2003 über die Bedeutung der 'Inklusivität' im archäologischen Bereich berichteten die Wissenschaftler Katherine Dowdall und Otis Parrish, dass die Zusammenarbeit des kalifornischen Verkehrsministeriums mit dem Stamm der Kashaya Pomo von Frauen verlangte, bei der Menstruation ein bestimmtes Protokoll zu befolgen. (Interessanterweise wurden auch die Männer aufgefordert, eigene Protokolle zu befolgen, wenn ihre Partnerinnen menstruierten, in der Annahme, dass die imaginäre menstruelle Verunreinigung im häuslichen Bereich weitergegeben wurde). Einige Archäologen fühlten sich bei dieser Regelung unwohl und waren besorgt über die Verletzung der Persönlichkeitsrechte der Arbeitnehmerinnen. (An einem normalen Arbeitsplatz ist es in der Regel nicht erlaubt, eine Kollegin zu fragen, ob sie menstruiert, geschweige denn, sie auf dieser Grundlage zu diskriminieren.) Dowdall und Parrish stellten fest, dass niemand seinen Arbeitsplatz verlor, weil er sich gegen solche Regeln gewehrt hatte, aber die Manager hatten Berichten zufolge auch darauf geachtet, niemanden einzustellen, der vorher angedeutet hatte, dass er oder sie sich nicht an diese Art von 'integrativem' Regelwerk halten würde."
Archiv: Quillette

IEEE Spectrum (USA), 15.02.2022

Eliza Strickland und Mark Harris erzählen die faszinierende und traurige Geschichte der Firma Second Sight, die als eine der ersten Geräte mit der Netzhaut und dem Gehirn von Blinden verknüpfte, um sie wieder "sehend" zu machen. Ihre Systeme hießen "Argus I", dann "Argus II" und "Orion". Einigen Dutzend Personen wurden die Geräte eingebaut. Sie sahen zunächst 16, dann 60 Lichtpunkte, die ihnen bei der Orientierung halfen. Aber dann geriet die Firma in wirtschaftliche Schwierigkeiten und fusionierte mit einer anderen Firma, die ihre Systeme - zumindest bis dato - weder weiter entwickelt, noch wartet. Bei einigen Patienten hat sich das System inzwischen schlicht ausgeschaltet, und sie wurden in die komplette Schwärze zurückgeworfen. Terry Byland war "im Juni 2015 der einzige Mensch auf der Welt mit zwei bionischen Augen. Der Sprung von den 16 Elektroden des Argus I auf 60 bei der neueren Technologie verbesserte Bylands Sehkraft, und es schien, als stünden weitere Fortschritte unmittelbar bevor. Während einer Reihe von Tests an der University of Southern California und bei Second Sight in den Jahren 2016 und 2017 erfuhr Byland von 'virtuellen Elektroden', das heißt von Software-Upgrades, die sein System um das Vierfache auf etwa 250 Pixel vergrößern würden, sowie von einer neuen Videoverarbeitungseinheit. 'Ich war begeistert', sagt er. 'Ich hatte das Gefühl, dass wir kurz vor einem großen Durchbruch standen.'" Die Geschichte von Second Sight macht aber auch deutlich, dass medizinische Mensch-Maschine-Schnittstellen, die künftig immer häufiger werden, klare regulatorische Vorgaben brauchen.
Archiv: IEEE Spectrum

Elet es Irodalom (Ungarn), 22.02.2022

Der in Siebenbürgen lebende Dichter László Szűcs berichtet in Élet és Irodalom über die kollektive Kündigung der Redaktion des transsilvanisch-ungarischen Onlineportals Transindex, nachdem die Eigentümerin, die RMDSZ - eine Partei der ungarischen Minderheit in Rumänien und Verbündete bzw. Satellitenorganisation der ungarischen Regierungspartei Fidesz - wohl aufgrund der ritischen Berichterstattung die Einstellung des Portals in Aussicht gestellt haben soll. Damit verhielt sich die Redaktion von Transindex ähnlich wie zuvor Index bei ihrer anstehenden Veräußerung. Die Redaktion von Index gründete damals unter dem Namen Telex ein neues Online-Portal, die Redaktion von Transindex will nun unter dem Namen Transtelex weitermachen und mit Telex aus Ungarn kooperieren. "Die gemeinsame Kündigung kam unterwartet und wurde damit begründete, dass die Arbeit bei Transindex gänzlich unmöglich geworden sei und die Redaktion die Aufgabe, welche Voraussetzung für jede freie Presse wäre, nicht mehr ausüben könne. Den auslösenden Impuls für den Abschied sieht die Redaktion darin, dass sich der Mehrheitseigentümer für den Verkauf der Zeitung entschied (...) und sie mit der kollektiven Kündigung der Veräußerung auf dem politischen Markt zuvorkommen wollte, aber auch einer etwaigen Auflösung, wie dies zuvor mit anderen Organen passierte."

Gentlemen's Quarterly (USA), 17.02.2022

Francis Ford Coppola ist zwar schon 82 Jahre alt, aber in den letzten Jahren rank und schlank geworden - und dies vor allem auch, um sich die nötige Zeit und Fitness zu verschaffen, um sein seit vielen Jahrzehnten gehegtes Herzensprojekt auf der Zielgeraden doch noch zu verwirklichen: "Megalopolis", eine aufwändig erzählte, philosophische Dreiecksgeschichte, die nichts weniger als grundsätzliche Fragen der Menschheit klären soll. Im Porträt von Zach Baron präsentiert sich der New-Hollywood-Auteur voller Tatendrang und als echter Haudegen, der alles auf eine Karte setzt: "Nun, wenn ich Disney wäre oder Paramount oder Netflix und ich müsste 120 Millionen Dollar besorgen und ich müsste damit langsam mal zu Potte kommen, also Dinge zusagen und Leute bezahlen, wie würde ich das anstellen? Sie machen das alle auf dieselbe Weise: Sie nehmen einen Kredit auf, nicht wahr? Nun, ich bin kreditwürdig." Wobei Coppola in den Achtzigern jahrelang an den Schulden zu knabbern hatte, die er mit seinem Flop "One From the Heart" einfuhr. Aber "'was für ein Risiko sollte das schon sein? Um was geht es dabei schon für mich? ... Selbst im Fall von 'One from the Heart' wären Sie erstaunt, wie viele Leute sich den Film noch immer ansehen. Und wie viele Filme hat 'One from the Heart' beeinflusst? ... Eine finanzielle Bruchlandung könnte mir nicht gleichgültiger sein. Es kümmert mich nicht.' Letztes Jahr verkaufte er einen ansehnlichen Teil seines Weinimperiums, um einen Teil davon als Sicherheit für den Kredit einzusetzen, um endlich 'Megalopolis' zu drehen. 'Wenn ich schon 120 Millionen meines eigenen Geldes investiere - was ich im Grunde schon getan habe, ich habe es hier, es fehlt nur die Unterschrift -, dann soll es sich für die Menschheit wenigstens lohnen."