Giles Milton

Muskatnuss und Musketen

Europas Wettlauf nach Ostindien
Cover: Muskatnuss und Musketen
Zsolnay Verlag, Wien 2001
ISBN 9783552051515
Gebunden, 448 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ulrich Enderwitz. Exotische Gewürze waren jahrhundertelang Anlass für Kriege, Eroberungen und die Entdeckung neuer Erdteile. Ihre politische Bedeutung lässt sich heute am besten mit der rolle des Erdöls vergleichen - oder mit dem Rauschgiftschmuggel, der ebenso gefährlich, aber auch mindestens so gewinnträchtig ist wie der Gewürzhandel im 17. Jahrhundert. Miltons Kulturgeschichte voll Details ist auch eine Geschichte der großen Entdeckungsreisen, der christlichen Seefahrt und der Frühzeit des Kolonialismus.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.06.2001

Was wäre New York ohne die Muskatnuss: Ein kleines Kaff an der Mündung eines Flusses, den man ursprünglich für eine Durchfahrt zum Pazifik und zu den Gewürzinseln hielt? Es gibt noch viel mehr solcher interessanten Dinge und spannenden Geschichten, jubelt Gerald Sammet, die man in Miltons historischer Schau von "Europas Wettlauf nach Ostindien" erfahre. Als Grund, warum Muskatnuss, Nelken und Pfeffer in Europa überhaupt so begehrt waren, gibt er den (Aber)Glauben an, diese Gewürzsubstanzen taugten als Heilmittel gegen Ruhr und Pest. Sammet hält Miltons Buch für überaus seriös und quellenkundig recherchiert, es bietet eine Übersicht über Ereignisse auf den unterschiedlichsten Kontinenten und Meeren, stellt exzentrische Handelsleute und handfeste Seefahrer vor, die Sammet als die "Eckensteher" der Weltgeschichte bezeichnet, die in Wahrheit "Leben auf die geschichtlichen Schauplätze getragen" hätten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.06.2001

Um Kolonialismus geht es in "Muskatnuss und Musketen, und zwar, wie in der Rezension von Martin Claus deutlich wird, weniger aus der Perspektive der Opfer als aus der der Besatzer. Genauer noch: es geht um den Kampf zwischen den Holländern und den Engländern um die Vorherrschaft auf den heutigen Molukken, den sogenannten "Gewürzinseln". Bei seiner Darstellung ist der Autor parteiisch, kritisiert Claus. Ausführlich beschreibe er die beschwerliche und an Mensch und Material verlustreiche Anreise der Engländer, ohne die Strapazen der holländischen Flotten zu erwähnen. Die holländische Kolonialherrschaft stelle er als grausam dar, während die Engländer sich um Einverständnis mit den Einheimischen bemüht haben sollen. Detailliert werde ein Massaker der Holländer unter englischen Kaufleuten und japanischen Söldnern geschildert. In anderen Bereichen weist Claus mangelnde Präzision nach, z. B. bei Datierungen und unscharfen Begriffen. Zuverlässiges Informationsmaterial über diesen Teil der englischen und holländischen Kolonialgeschichte scheint dieses Buch jedenfalls nicht zu liefern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.05.2001

Ernst Horst hat dieses Buch offenbar mit großem Vergnügen gelesen - nicht zuletzt, weil er im Muskatnuss-Handel doch die ein oder andere Parallele zum Neuen Markt erkennen kann. Ein paar Säcke Muskatnuss, so erläutert er, waren einmal so viel wert, dass man davon in London ein Haus bauen konnte. Vorbei, die Zeit. Doch davon abgesehen findet er Miltons Buch einfach "wunderbar". Zwar bemerkt er beim Engländer Milton doch die ein oder andere Nachsichtigkeit mit den englischen Seefahrern, die sich aufgemacht hatten, den Herkunftsort der Muskatnuss aufzuspüren, um Zwischenhändler auszuschalten. Doch insgesamt tut dies der Qualität der Buchs keinen Abbruch, findet er. Und so erzählt Horst begeistert von Miltons Seefahrergeschichten, in denen die Matrosen an Bord sogar Hamlet-Aufführungen gaben, und deren Ziel es war, die Bandainseln für sich einzunehmen. Die Übersetzung des Buchs durch Ulrich Enderwitz findet Horst "angenehm", auch wenn er zugibt, nicht beurteilen zu können, ob dessen "altertümliches Deutsch" bei Zitaten wirklich authentisch ist. Übrigens könne man das Buch auch hervorragend Kindern vorlesen - vorausgesetzt man spart die ein oder andere Folterszene aus, findet Horst.
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