Simon Ganahl

Ich gegen Babylon

Karl Kraus und die Presse im Fin de Siecle
Cover: Ich gegen Babylon
Picus Verlag, Wien 2006
ISBN 9783854524960
Gebunden, 199 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

In der Wiener Kulturgeschichte gab es wohl keinen bekannteren und spitzzüngigeren Medienkritiker als Karl Kraus. In seiner Analyse dokumentiert Simon Ganahl, dass der Krausschen Pressekritik ein philosophischer Ansatz zugrunde liegt, der mit Immanuel Kants Aufklärungsdiskurs verknüpft ist. Seit Anbeginn seines Schreibens stellt Kraus das Kantsche Ideal einer Subjektivität, die imstande ist, autonom zu denken und zu handeln, ins Zentrum seiner Texte. Die Tragweite der Klage, wonach die Zeitungen die Phantasie ruinieren, offenbart sich erst in diesem Zusammenhang, zumal es die verbindende Leistung der Einbildungskraft ist, die in der Kantschen Erkenntnislehre Urteilsbildung ermöglicht. Für Kraus gibt allein die Sprache als Kulturspeicher dem Ich die Möglichkeit, sich zu befreien. Wie stichhaltig, wie glaubwürdig ist nun die Pressekritik des Satirikers Karl Kraus? Lassen sich die schweren Vorwürfe gegen die Zeitungen der Wiener Jahrhundertwende faktisch belegen? Durch Inhalts- und Sprachstilanalyse kommt der Autor zu dem Schluss, dass die Anschuldigungen durchaus berechtigt waren. Während sich die "Arbeiter-Zeitung", die Kraus als "moralische Kraft" lobte, durch Geradheit und eine an "Die Fackel" gemahnende Entlarvungstechnik auszeichnete, changierte die "Neue Freie Presse", das Kraussche Hauptangriffsziel, zwischen faktenarmen Stimmungsberichten und Leitartikeln, die den Anschein der Objektivität und der humanistischen Bildung gezielt einsetzten, um Meinungen zu lenken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.06.2006

Keineswegs überzeugt ist Jens Malte Fischer von Simon Ganahls Untersuchung von Karl Kraus? Pressekritik im Wien der Jahrhundertwende. Gerade weil ihm das Thema überaus interessant erscheint, ist die Enttäuschung nach der Lektüre groß. Zwar lässt er einige Passagen als "Talentprobe" eines Nachwuchswissenschaftlers durchgehen. Dem Thema aber wird das Buch nicht gerecht. Schon die Wahl des knapp bemessenen Zeitraums für die Untersuchung von Kraus? Kritik an der "Neuen Freie Presse" und der "Arbeiterzeitung" hält Fischer für missglückt, da Kraus? Pressekritik erst später ihre endgültigen Konturen annahm. Kritisch äußert er sich auch über die Zweiteilung der Arbeit: Während im ersten Teil Karl Kraus vorkommt, die Presse aber Randthema bleibt, dominiert das Thema Presse im zweiten Teil, während Kraus weitgehend unsichtbar bleibt. Nach Ansicht Fischers hätte die Arbeit einer umfassenden Revision in Methode und Darstellung bedurft.
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