Frank-Rutger Hausmann

Dichte, Dichter, tage nicht

Die Europäische Schriftsteller-Vereinigung in Weimar 1941-1948. Mit CD-Rom
Cover: Dichte, Dichter, tage nicht
Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783465032953
Broschiert, 409 Seiten, 39,00 EUR

Klappentext

m Rahmen der seit 1938 jeweils im Herbst in Weimar stattfindenden (groß)deutschen Dichtertage wurde am 24. Oktober 1941 auf Betreiben des Reichsministeriums für Propaganda und Volksaufklärung eine "Europäische Schriftsteller-Vereinigung" (ESV) als Zusammenschluß deutscher und europäischer Autoren gegründet. Die Vereinigung war als Gegenverband zu dem in London residierenden PEN-Club gedacht und sollte der intellektuellen Gleichschaltung eines das europäische Festland umspannenden 'Neu-Europa' unter deutscher Führung dienen. Dichter und Schriftsteller wurden plötzlich als nützliche Ideenmultiplikatoren betrachtet. Allzu deutliche Propaganda wurde vermieden, um beitrittswillige Ausländer nicht abzuschrecken. Zum Präsidenten wurde deshalb der im In- und Ausland angesehene und für seine liberalen Anschauungen bekannte Dichter Hans Carossa, zum Generalsekretär der nicht minder weltoffene Schriftsteller Carl Rothe ernannt, die beide nie der Nazipartei beitraten. Die vorliegende Studie stützt sich auf Recherchen in 46 privaten und öffentlichen Archiven und Bibliotheken in elf Ländern und beschreibt die Gründung der ESV, zeichnet die ihr zu Werbezwecken vorgeschaltete Deutschlandrundreise europäischer Schriftsteller vom Oktober 1941 nach, rekonstruiert den Aufbau und die Zusammensetzung der einzelnen Ländergruppen und stellt die wichtigsten Bücher vor, die von den Mitgliedern der ESV während ihrer Zugehörigkeit verfaßt und ins Deutsche übertragen wurden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.05.2005

Malte Herwig ist fasziniert von Frank-Rutger Hausmanns Studie über die "Europäische Schriftsteller-Vereinigung in Weimar 1941-1948". Bei der ESV habe es sich um einen Verband deutscher und ausländischer Dichter gehandelt, der von Propagandaminister Goebbels 1941 zu Prestigezwecken ins Leben gerufen worden war, erklärt der Rezensent. Existenz und Wesen der ESV erscheinen dabei auf den ersten Blick rätselhaft: "Welche Motive bewegten die Dichter besetzter und neutraler Mächte, der Goebbelschen 'Schwindelvereinigung' (Alexander M. Frey) beizutreten?", wundert sich Herwig. Befriedigende Antworten auf diese und andere Fragen biete Hausmanns Untersuchung en masse. Der Autor, so das Rezensentenlob, sei derart akribisch "jeder nur erdenklichen Quelle nachgegangen", dass wir mit seinem Buch auch in absehbarer Zeit noch den aktuellsten Forschungsstand in Händen halten dürften. Fantastisch findet Herwig auch die beigefügte CD-Rom mit faksimilierten Materialien. Das einzige, was fehle, sei ein Anhang mit Kurzinformationen über die erwähnten Schriftsteller.
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