Britta Lange

Einen Krieg ausstellen

Die 'Deutsche Kriegsausstellung' 1916 in Berlin
Cover: Einen Krieg ausstellen
Verbrecher Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783935843201
Broschiert, 117 Seiten, 13,00 EUR

Klappentext

Während die "Feldfront" den Ersten Weltkrieg hautnah erlebte, erfuhren die "Heimatfront" und besonders die weibliche Zivilbevölkerung über den militärischen Krieg hauptsächlich durch Medien. Dass die unterschiedlichen Kriegserfahrungen an Front und Heimatfront eine Gefahr bedeuteten, die mögliche Spaltung der beiden Fronten, erkannten manche Autoren sehr deutlich: "Es darf sich keine Kluft auftun zwischen dem Volk in Waffen und dem Volk in der Heimat." Diese Kluft bemühten sich das Kriegsministerium, das Rote Kreuz und die deutschen Gemeinden durch die Einrichtung von Nagelungsritualen, Schauschützengräben und Kriegsausstellungen zu schließen. Britta Lange beschreibt hier die "Deutsche Kriegsaustellung", die 1916 unweit der Gedächtniskirche stattfand und untersucht, wie das geht: einen Krieg ausstellen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.07.2003

"Kontrolle über die Kriegsberichterstattung", schreibt Gottfried Oy, "ist nicht über Verbote, sondern nur über eigene Bildproduktion zu erreichen". Er hat sich auf den von Britta Lange rekonstruierten - und offensichtlich erkenntnisreichen - Rundgang durch die "Deutsche Kriegsausstellung" von 1916 begeben und die "Wurzeln militärischer Öffentlichkeitsarbeit" in Augenschein genommen. Der Krieg wurde als "Ereignis" präsentiert, in dem die Sieger wie selbstverständlich feststanden; die Konstruktion dieser Überlegenheit wurde durch die wissenschaftlich begründete Vorführung des Gegners als minderwertig erreicht. Dazu, so Oy in Bezug auf die Lektüre, präsentierten die Kriegsausstellungen in der "Tradition der Kolonialausstellungen" den neuesten Stand der Völkerkunde, nur dass die exotischen Fremden jetzt zu gefährlichen, aber unterlegenen Feinden wurden. Das Geheimnis der erfolgreichen Propaganda: der Authentizitätseffekt der Darstellung, sei es durch Beutestücke oder durch die Fotografie von Kriegsgefangenen. Der Rassismus, so der Rezensent abschließend, mag nicht mehr derselbe sein; der vorgeblich "authentische" Blick jedoch sei bis heute fundamental für die Repräsentation von Kriegen.