Michel Pastoureau

Alle unsere Farben

Eine schillernde Kulturgeschichte
Cover: Alle unsere Farben
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783803137258
Gebunden, 240 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Andreas Jandl. Dass ein bestimmter Geschmack oder ein spezieller Geruch eine ganze Dominokette an Erinnerungen auslösen kann, dass das Gedächtnis eine sinnliche Erfahrung speichert und mit bestimmten Gefühlen verknüpft, ist in der Literatur oft beschrieben worden. Dass die verlorene Zeit jedoch ebenso spontan und scheinbar unwillkürlich mittels Farben und Formen wiedergefunden werden kann, zeigt Michel Pastoureau in diesem schillernd bunten anekdotischen Essay. Er erzählt von blauen Hosen und von Rotkäppchens Haube, von Trikots und Farbfilmen, von schwarzen Katzen und monochromen Menüs, von Mondrian und Vermeer, von Vierfarbkugelschreibern und Rotgrünblindheit. Wie beiläufig verbindet er in seinem kurzweiligen Parcours private Erinnerungen mit soziologischen, historischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.09.2023

Mit einer "Spürnase" für Farben ausgestattet, so die Rezensentin Katharina Rudolph, schreibt Michel Pastoureau eine Kulturgeschichte der Farben. Die Farben entstehen dabei nicht nur im Kopf, ihre Bedeutung prägt die Gesellschaft maßgeblich mit, staunt Rudolph. Pastoureau macht dies am Beispiel Grün deutlich, bei dem sich lange der Aberglaube hielt, es liege ein Fluch auf der Farbe. Pastoureau vermutet den Grund hierfür bei Problemen mit dem Färben: Dazu bedurfte es nämlich eines giftigen Pigments, erfahren wir. Für Glückspieler ist Grün allerdings eine wichtige Farbe und wird mit Schicksal, Glück und Hoffnung in Verbindung gebracht, erfährt Rudolph. Dies könnte auf die Schwierigkeit, die Farbe Grün überhaupt herzustellen, zurückzuführen sein. Begeistert liest sich Rudolph durch dieses "humorvolle und lehrreiche Büchlein", das Pastoureau mit persönlichen Farb-Anekdoten aufzulockern weiß.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.08.2023

Mit Interesse liest Rezensent Ingo Arend Michel Pastoureaus Gedanken zur gesellschaftlichen Rolle von Farben. Nach der im Mittelalter vorherrschenden "mehrfarbigen Bildwelt", kam es mit der Erfindung des Gravurdrucks zu einer offenen Auseinandersetzung zwischen "Anhänger des Schwarz-Weißen" und "Farbfans", die bis in unsere Zeit andauert, resümiert Arend die Gedanken des Autors. Dieser versucht, anhand von vielen Beispielen darzulegen, welche wichtige Rolle Farben in der Deutung von Geschichte und Politik spielten - leider hat er für viele seiner innovativen Thesen nur wenige Belege, moniert der Rezensent. Trotzdem ist dieses Buch "überraschend modern und antiessentialisitsch" - eine neue Farbenlehre, findet der Rezensent.