David Fromkin

Europas letzter Sommer

Die scheinbar friedlichen Wochen vor dem Ersten Weltkrieg
Cover: Europas letzter Sommer
Karl Blessing Verlag, München 2005
ISBN 9783896671837
Gebunden, 414 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Hans Freundl und Norbert Juraschitz. Im Jahr 1914 war für die Bürger Europas ein Krieg unvorstellbar. Sie genossen Frieden und Wohlstand. Und doch liefen die Kriegsvorbereitungen in den Kaiserreichen Deutschland und Österreich-Ungarn auf Hochtouren - unbemerkt von der Öffentlichkeit. Der amerikanische Historiker David Fromkin erörtert ausführlich die Ursprünge des Ersten Weltkriegs und legt überzeugend dar, was zur Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts geführt hat. Die Völker Europas erfreuten sich 1914 an einem Prachtsommer. Sie lebten sorglos und genossen die friedensreiche Zeit, während die Kriegsvorbereitungen auf vollen Touren liefen. Der Autor weist die vom englischen Premier David Lloyd George aufgestellte These vom "Hineinschlittern in den brodelnden Kessel des Krieges" zurück. Vielmehr entwirft er das Szenario zweier vorsätzlich ausgelöster, ineinander verschlungener Kriege, in denen es um die machtpolitische Rangordnung der großen europäischen Staaten ging. Die Donaumonarchie und das deutsche Kaiserreich, die Fromkin beide im Niedergang sieht, seien für eine Konsolidierung ihrer gefährdeten Macht in den Krieg gezogen. Kaiser Franz Joseph I. fühlte sich von Großserbien bedroht, Kaiser Wilhelm II. sah die Ostflanke seines Reiches durch Russland gefährdet, seinen Einfluss in der Welt durch das Britische Empire beschnitten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.08.2005

Gänzlich enttäuscht zeigt sich Rezensent Klaus Hildebrand von David Fromkins Buch über die Ursachen des Ersten Weltkriegs. Nicht nur, dass Hildebrandt die Thesen Fromkins - zentral ist seine Behauptung, der erste Weltkrieg sei nicht aus der balkanischen Krise um Serbien entstanden - überaus fragwürdig findet. Auch dessen Darstellung hat ihn in keiner Weise überzeugt. Fromkin breite hinlänglich bekannte Tatsachen "umständlich und oberflächlich" über viele Seiten hinweg aus, ohne ihre Zusammenhänge sichtbar zu machen. Hildebrand vermisst zudem den Blick fürs Wesentliche, der Autor stelle Nebensächliches ohne Unterschied neben Maßgebliches. Zudem bemängelt Hildebrand, dass Fromkin wissenschaftlichen Literatur viel zu wenig heranzieht.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.07.2005

Volker Ullrich hat aus David Fromkin Buch über den Ersten Weltkrieg keinen großen Gewinn gezogen: "Nichts, was nicht längst erforscht, was nicht aber- und abermal diskutiert worden wäre", hat er darin entdecken können. Es beginnt mit Fromkins Aufhänger, dem Widerspruch zwischen trügerischer Sommeridylle und realer Kriegsgefahr im Juli 1914, setzt sich fort mit der Schilderung der lange gehegten Kriegspläne und endet mit der Analyse der aggressiven weltpolitischen Ambitionen des Deutschen Kaiserreichs. Mainstream. Hin und wieder wage Fromkin eine originelle These, gesteht der Rezensent, doch die findet er dann nicht haltbar - etwa dass Reichskanzler Bethmann Hollweg die Kriegsgefahr gering eingestuft habe. Als weitere Minuspunkte führt Ullrich an, dass Fromkin die heiße Phase der Juli-Krise in Tagebuchform präsentiert, was zwar der Dramatik, nicht aber der analytischen Schärfe diene. Ganz unbegreiflich findet es Ullrich, dass der Bostoner Historiker keine deutschen Quellen benutzt und sogar Kaiser Wilhelm II. nur aus englischen Büchern zitiert.

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