Florian Coulmas

Die Kultur Japans

Tradition und Moderne
Cover: Die Kultur Japans
C.H. Beck Verlag, München 2003
ISBN 9783406509162
Gebunden, 334 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Florian Coulmas zeigt anschaulich und prägnant, wie sich die kulturellen Traditionen Japans heute in den Sitten und Verhaltensweisen des Alltags, in den Werten und Überzeugungen, in den Institutionen sowie in kulturellen Ausdrucksformen wie dem Essen oder der Architektur manifestieren. Ein unverzichtbares Standardwerk für alle, die sich für diese noch immer vielfach fremd er-scheinende Kultur interessieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.02.2004

Karl-Markus Gauß widmet diesem Buch über die japanische Kultur von Florian Coulmas, Professor für Japanologie, eine eingehende Besprechung und zeigt sich insgesamt sehr angetan. Der Autor, der siebzehn Jahre in Japan gelebt hat, tritt mit diesem Werk der verbreiteten Meinung entgegen, Japanisch lasse sich nicht wirklich übersetzen und die japanische Kultur nicht verstehen, bemerkt der Rezensent zustimmend. Dabei sei dem Autor besonders das "höchst widersprüchliche" Nebeneinander von "Tradition und Moderne" wichtig, das das Japan der Gegenwart prägt, betont Gauß. Er findet, dass Coulmas mit sehr "einprägsamen Beispielen" den Lesern die japanische Kultur näher bringt und sehr eindrücklich macht, dass Japan im Gegensatz zur "christlich-europäischen "Schuldgesellschaft" als "Schamgesellschaft" zu begreifen ist, in der die "Kategorien Scham, Schande, Peinlichkeit" eine tragende Rolle spielen. Bemerkenswert scheint dem Rezensenten, dass der Autor denjenigen japanischen Bräuchen gegenüber besonderen "Respekt" empfindet, die nicht wirtschaftlichen Prinzipien gehorchen, sondern noch aus der "vormodernen Ära" stammen. Wenn Gauß überhaupt etwas an diesem Buch kritisieren will, dann, dass der Autor zwar einen "großen Überblick" der japanischen Kultur anbietet, aber wenig darüber erzählt, wie sie im "kleinen Alltag" gelingt und mit "welchem Verzicht sie bezahlt wird".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.11.2003

Rezensentin Irmela Hijya-Kirschnereit zeigt sich insgesamt zufrieden mit Florian Coulmas' Buch über die "Kultur Japans", einer "materialreichen" anthropologischen Einführung und ethnologisch-soziologischen Landeskunde zugleich. Positiv findet sie die ausgewogene Themenauswahl und die Vielzahl an vermittelten Informationen. So biete Coulmas Einblicke in Übergangsriten, Verwandtschaft, in Etikette und die Praxis des Schenkens, gebe einen Abriss der wichtigsten Religionen in Geschichte und Gegenwart und hebe Schule und Firma als zentrale Institutionen der Sozialisation hervor. Zudem skizziere er die materielle Kultur (Körper, Kleidung, Mode, Behausung Architektur, Töpferei usw.). Für problematisch hält Hijya-Kirschnereit den "bis zur Unkenntlichkeit verbreiterten Kulturbegriff", der Coulmas' Arbeit zugrunde liege. Kultur im engeren Sinn wie Literatur und bildende und darstellende Künste erwähne der Verfasser dagegen nur als "kulturelle Subsysteme", ohne wirklich auf sie einzugehen. Bedauerlich findet es Hijya-Kirschnereit zudem, dass trotz einer langen Literaturliste die Angabe wichtiger Referenzwerke, Handbücher, einschlägiger Forschungsliteratur sowie vorhandener deutscher Übersetzungen zitierter japanischer Quellen fehlt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.10.2003

Ludger Lütkehaus referiert ausgiebig, wenn auch etwas sperrig den Inhalt des Bandes, Kritik kommt nur andeutungsweise vor, ist aber dann ausnahmslos positiv. Coulmas' vorhergehendes Werk zur Chronoethnologie Japans lobt der Rezensent als "maßstabsetzend", die neue Studie über die Kultur Japans scheint sich dahinter nicht verstecken zu müssen. Nach einem etwas "dürren" methodologischen Anfangskapitel sei der Rest sehr "plastisch geschrieben", neben schon bekannten Informationen hat Lütkehaus auch eine "Fülle instruktiver Beobachtungen" zur sozialen, religiösen, zur materiellen und ästhetischen Kultur gefunden. Aufschlussreich, so könnte das Fazit des offensichtlich recht zufriednen Rezensenten lauten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2003

Ein "Standardwerk", lobt Steffen Gnam, sei Florian Coulman mit diesem Buch gelungen, "das ohne eurozentrischen Blick und fernab der ausgetretenen Pfade der Mythologisierung alternative Wege zum Verständnis der japanischen Alltagskultur anbietet". Zu den Gegenständen, auf die Coulman einen neuen Blick eröffnet, gehören dabei, wie man erfährt, unter anderem die japanische Wohnphilosophie, Besonderheiten der japanischen Architektur, die Inneneinrichtung moderner Großraumbüros in Japan und das vom westlichen Dualismus von Kultur und Natur grundverschiedene Verhältnis Japans zur Natur. Ferner, berichtet Gnam, unterzieht Coulmas einige im Westen regelmäßig "missverstandenen Konzepte" Japans - wie Konformismus, Harmonie und Hierarchie - einer genaueren Untersuchung und bringt die Höflichkeit und Förmlichkeit der Japaner mit einer "Ökonomie der Gabe" in Verbindung, die auf ganz anderen Unterscheidungen beruhe als die westliche mit ihren "christlichen transzendentalen Prinzipien wie Schuld und Sühne", wie der Autor in einem linguistischen Exkurs belege. Das Kapitel zur japanischen Kultur des Schenkens, das diesen Gedanken noch vertieft, lobt Gnam außerdem als das "wohl luzideste Kapitel des Buches".
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