Martin Suter

Der Koch

Roman
Cover: Der Koch
Diogenes Verlag, Zürich 2010
ISBN 9783257067392
Gebunden, 272 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Weltweite Finanzkrise, Bürgerkrieg in Sri Lanka und eine Firma, die in aller Verschwiegenheit boomt: Love Food fürs diskrete Tete-a-Tete. Politische Gegenwart, Liebesgeschichte, Exotik und Sinnlichkeit.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.02.2010

Mit viel Genuss hat Ursula März diesen Roman gelesen, der ihrem begeisterten Eindruck zufolge gänzlich ohne die"Bitterstoffe der Besserwisserei" der verhandelten und im Roman aufbereiteten Milieus und Sachgebiete auskommt. Und das, obwohl das Buch, welches vordergründig von der Kochkunst handelt (und mit einem entsprechend üppigen wie ungewöhnlichen Rezeptteil im Anhang aufwarten kann, wie die Kritikerin schreibt), scharfe politische Ecken und kritische Sarkasmuskanten hat. Es handelt sich trotz scharf und aphrodisierend gewürzter Gerichte um einen Globalisierungroman. Die Geschichte vom tamilischen Asylbewerber und begnadeten Kochkünstler sei nur die Vorspeise. Als Hauptgang serviere der elegante Romancier den Bürgerkrieg in Sri Lanka, "angerichtet auf illegalen Schweizer Waffengeschäften". All das selbstredend präzise recherchiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.01.2010

Ein tamilischer Kriegsflüchtling kocht mit aphrodisischer Speise eine bis anhin lesbische Frau ins eigene Bett: So geht dieser Roman schon mal los. Der Sex wiederholt sich nicht, aber die beiden machen aus seinem Talent ein florierendes Geschäft. Und Martin Suter zaubert aus dieser Geschichte, in die er noch sehr viel Tagespolitik sowie Molekularküchen-Expertise mischt, seinen jüngsten Roman. Wobei: So recht verzaubert klingt Rezensentin Sandra Kegel bei allem Wohlwollen gegenüber den Werken des Schweizer Erfolgsautors nicht. Allzu eindeutig in Gute und Böse sei das Personal diesmal aufgeteilt. Ein wenig mehr "Grautöne" hätten gut getan und das Ende findet sie ebenfalls eher abgeschmackt. Was sie allerdings freut, sind die im Anhang abgedruckten molekularen Rezepte.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.01.2010

Mit großem Vergnügen hat Christopher Schmidt diesen jüngsten Roman des Schweizer Erfolgsautors Martin Suter gelesen. Im Kern liegt die sehr kurzeitige Liebes-, dann aber längerfristig erfolgreiche Geschäftsbeziehung zwischen einem tamilischen Koch und einer lesbischen Küchenhilfe. Darum herum angesiedelt wird allerdings ein weit ausgreifendes satirisches Porträt der trotz aller Krisensymptome noch immer sehr saturierten Schweizer Gesellschaft. Und im Grunde zielt, so Schmidt, Suter noch weiter, nämlich auf in der Schweiz zusammenlaufende Globalisierungsphänomene wie Waffenschieberei und mancherlei mehr. Dies aber vor dem Hintergrund der Molekularküche, als deren Vertreter der tamilische Bürgerkriegsflüchtling reüssiert. Dem Rezensenten hat diese etwas wild klingende Mischung offenkundig bestens gemundet - dass im Anhang gar noch die Rezepte abgedruckt sind, ist dann das Tüpfelchen auf dem i.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.01.2010

Ein einziges "Ärgernis" ist dieser Roman für den Rezensenten Roman Bucheli. Erzählt wird darin von einem Koch namens Marvan, der eher nebenbei eine aphrodisische Speise von gründlichster Wirkung kreiert. Mit allen allzu erwartbaren Folgen. Aber mit diesem Gimmick fangen die Probleme, die Bucheli mit dem Buch hat, noch kaum an. Eigentlich schlimm sei nämlich der offenkundige Wunsch Suters, so ziemlich jeden tagespolitisch aktuellen Themenpunkt irgendwie in seiner Geschichte unterzubringen, von Waffenhandel bis Finanzkrise und Schweinegrippe. Damit werde er nicht nur diesen Themen selbstverständlich niemals gerecht, auch seine ganze Romankonstruktion gehe, so Bucheli, bei dieser sinnlosen Überladung einfach hopps. Die Krone setze diesem "thematischen Tuttifrutti" dann die durchweg waltende "stilistische Nachlässigkeit" auf.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.01.2010

"Suter lesen ist wie eine gute amerikanische Fernsehserie sehen," brummt Andreas Fanizadeh voller Zufriedenheit. Nicht nur, dass er hier höchst plastisch und kulinarisch das Gebiet der Molekularküche ausgebreitet fand. Auch die in den "global verdichteten" Straßen von Zürich angesiedelte Geschichte rund um einen gefeuerten sri-lankischen Hilfskoch und eine lesbische Schweizer Kellnerin fand er niveauvoll unterhaltsam. Thematisch ordnet Fanizadeh den Roman als Verwebung der Schweiz in einen "kulinarisch-libidinösen" und "kriegerisch-industriellen Weltkomplex" ein. Hier und da hat er Kleinigkeiten zu bemängeln, etwa Suters Neigung zur Überspitzung seiner Schweizer Charaktere und seine Großzügigkeit dem sri-lankischen Protagonisten gegenüber, wo er es "gutmenschlich rumpeln" hört. Einmal gar lässt der Kritiker das Wort "kitschig" fallen. Insgesamt aber ist er des Lobes voll. Auch wegen der Rezepte im Anhang.