Jürg Laederach

Depeschen nach Mailland

Cover: Depeschen nach Mailland
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518420591
Kartoniert, 187 Seiten, 17,80 EUR

Klappentext

Im Februar 2002 lädt das Schweizer Radio DRS die Autoren Jürg Laederach und Michel Mettler zu einem Gespräch über Jazz ein. Ausgehend von dieser Begegnung im Aufnahmestudio entwickelt sich ein intensiver E-Mail-Diskurs, zunächst über Musik, dann, von der Tonspur des Lebens abweichend und immer wieder fulminant zu ihr zurückkehrend, eine laufende Mitschrift des Alltags, hier ausschließlich aus der Feder von Jürg Laederach. Ausgewählte Teile dieser Minutenmitschriften Jürg Laederachs gibt Michel Mettler heraus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.09.2009

Ganz matt im Kopf sei sie, klagt die Rezensentin. Das liegt nicht an mangelndem Genuss bei dieser Lektüre. Eher schon vermisst Katharina Teutsch den sogkräftigen Experimentalschreiber und Blanchot-Übersetzer Jürg Laederach als Autor von echter Literatur mit Gegenüber und so. Hier darf sie dafür E-Mails lesen. Laederach hat sie an seinen Freund (und hiermit Herausgeber) Michel Mettler geschrieben und darin, von seinem Mailpartner sanft angestochen, "quasimündlich" und "bernhardböse" über Schallplattenraritäten, Jazzinterpretinnen und ähnliches sinniert. Für Teutsch ist das auf jeden Fall irre und von kapitalem Reiz. Selbst als freie Rede sozusagen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.08.2009

Fasziniert und begeistert ist Sibylle Cramer von dem Band "Depeschen nach Mailand", in dem Michel Mettler die E-Mails versammelt, die ihm sein Schriftstellerkollege Jürg Laederach über fünf Jahre geschickt hat. Der Ausgangspunkt des einseitigen Dialogs ist eine Diskussion über Jazz, die die befreundeten Künstler Laederach und Mettler miteinander führen. Thematisch sei der Mailwechsel nicht festgelegt, ganz im Gegenteil, teilt die Rezensentin mit. Durch "unruhig vagabundierende Geistigkeit und Sprachkunst", "scharfsinnige" Gedanken und "bewegliche Subjektivität" schafft es der Autor, vollkommen unabhängig vom Themengebiet, "komische Kopfstände der Vernunft" zu demonstrieren. Und so diskutiert Laederach neben aufgefressenen Grizzlyforschern, russischen Pianisten, maroden Zähnen, explodierenden Brennern auch historische Augenblicke und politische Vorkommnisse. Nach Meinung der Rezensentin sei diese Auswahl jedoch keineswegs beliebig. Summa summarum stellt die Rezensentin fest: Ein sprachlicher und intellektueller Leckerbissen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.07.2009

Manchmal sind die unabsichtlich entstandenen Bücher die besten und unentbehrlichsten, meint Martin Zingg, der so auch von den nun in einem Buch versammelten E-Mails, die der Schriftsteller Jürg Laederach zwischen 2002 und 2007 an seinen Freund und Kollegen Michel Mettler schrieb, schwärmt. Der Autor schreibt über Politisches genauso wie über Alltagsbegebenheiten und Privates und legt dabei ungeheuren Sprachwitz und "Furor" an den Tag. Auch wenn der Adressat Mettler, der übrigens das Buch zusammengestellt und "mit einem vorzüglichen Nachwort" herausgegeben hat, nicht mit Antwort-Mails repräsentiert wird, so gewinnt er doch in den Texten seines Freundes Kontur, so Zingg.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2009

"Genialer Sound, dürftiger Plot", seufzt Rezensent Friedhelm Rathjen enttäuscht - auch von den ständigen Versprechen dieses losen Textkonvoluts, die dann nie eingelöst werden. Es handelt sich, lesen wir, im Wesentlichen um Emails, die der "Schweizer Anarchist und Freistildenker" Jürg Laederach an seinen Kollegen Michel Mettler schrieb, der (wie man liest) auch für ein Nachwort verantwortlich ist, in dessen Lobpreisung, dies sei ein Appetitanreger für echte Laederach-Bücher, der Rezensent jedoch mitnichten einstimmen mag. Im Gegenteil, sagt er, wer das glaube, der handele sich erst recht beim Lesen eine schwere Magenverstimmung ein. Dem Rezensenten schwirrt der Kopf vor lauter flüchtig Angedachtem, dass er mitunter kurz davor scheint, die Rezensenten-Contenance zu verlieren. Aber so ernst mag er Jürg Laederach dann auch wieder nicht nehmen.