Alexander Stille

Citizen Berlusconi

Cover: Citizen Berlusconi
C.H. Beck Verlag, München 2006
ISBN 9783406529559
Gebunden, 390 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Karl-Heinz Siber. Am 26. Januar 1994 hielt Silvio Berlusconi, damals Italiens reichster Mann, Großgrundbesitzer und Medienfürst, eine Fernsehrede, die gleichzeitig in seinen drei privaten TV-Sendern ausgestrahlt wurde: Der Wirtschaftsboss erklärte den überraschten Italienern, er werde eine politische Partei gründen und für das Ministerpräsidentenamt kandidieren. Seine Rede hielt er bereits im Stil eines Ministerpräsidenten - nur hatte der Wahlkampf noch gar nicht begonnen. Berlusconi ist nicht der erste, aber der virtuoseste Spieler auf der Klaviatur der Medien. Die vierte Macht im Staate - er machte sie zur ersten und alles entscheidenden - in seinem Sinne natürlich. Alexander Stille schildert den Aufstieg Berlusconis zur Macht und die Mittel, die ihm dafür recht waren, aber er zeigt auch, dass der Gebrauch, den Berlusconi von den Medien machte, längst in der US-amerikanischen, von Oligarchen dominierten Politik etabliert war. Berlusconis Popularität in Italien beruht auch darauf, dass er das Klientelwesen, ein an die Familie erinnerndes Modell von Abhängigkeit, perfektioniert hat. Der italienische Staat wird als "italienischer Familienbetrieb" vom Padrone Berlusconi "zum Wohle aller" geführt - wie lange noch?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.04.2006

Ein überaus positives Urteil fällt Ralph Bollmann über Alexander Stilles Buch zur Karriere des Politiker-Unternehmers Silvio Berlusconi, mit dem seines Erachtens auch nach dessen Wahlniederlage zu rechnen ist. Bollmann unterstreicht, dass es sich bei dem Buch nicht um eine "eifernde Anklageschrift" handelt. Der Autor suche Berlusconis Aufstieg vielmehr aus dem Kontext der besonderen italienischen Verhältnisse heraus zu erklären. Interessiert folgt Bollmann den Ausführungen Stilles über Berlusconis Verbindungen zur Mafia und den Aufbau seines Medienimperiums. Auch wenn Stille letztlich keine neuen Fakten zu Tage fördert, hält Bollmann seine Darstellung für rundum gelungen. Vor allem weil Stille das bekannte Material in einer "bisher nicht bekannten Weise zu einem umfassenden und schlüssigen Tableau" anordne. So erscheint Bollmann das "negative Gesamturteil" über Berlusconi, zu dem Stille unweigerlich kommt, "umso überzeugender".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.04.2006

Überaus aufschlussreich findet Thomas Schmid dieses Buch über die Karriere des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, das Alexander Stille vorgelegt hat. Er bescheinigt dem Autor eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Phänomen Berlusconi, die sich nicht in blindwütiger Kritik erschöpft. Wobei er nicht verschweigt, dass auch bei Stille letztlich "Kritik und ein wenig auch Abscheu eindeutig überwiegen". Aber für Schmid zeichnet sich das Buch vor allem durch die Entschlüsselung des "Betriebsgeheimnisses" Berlusconis aus. Als zentrale Einsicht des Autors sieht Schmid dabei, dass Berlusconi das alte Klientel-Italien nicht abgeschafft, sondern mit neuen Mitteln fortgesetzt hat. Überzeugt hat ihn zudem Stilles Darstellung von Berlusconis Firmenimperium mit all seinen Verästelungen, Verfilzungen und dunklen Kanälen. "Nach der Lektüre kann niemand mehr ernsthaft behaupten, Berlusconi sei ein Saubermann."
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.03.2006

Nicht unzufrieden zeigt sich Rezensent Henning Klüver mit Alexander Stilles kritischem Blick auf das Phänomen Berlusconi. Spürbar ist für ihn die Faszination, die Berlusconis Karriere vom Bauunternehmer zum Medientycoon und Politsuperstar auf den Autor ausübt. Er unterstreicht, dass sich Stille von Anfang auch für die Schattenseiten dieser Karriere interessiert, für die Suche nach Rückendeckung bei Politik und Mafia für krumme Geschäfte, den Ausbau seines Medienimperiums, die juristischen Verstrickungen. Dabei bewege sich Stille "sicher im breiten Mainstream der Berlusconi-Kritik". Auch wenn seine Berlusconi-Erkundung Klüver nichts Neues bieten kann, wertet er sie immerhin als "gut erzählt". Allerdings stört sich Klüver an zahlreichen Ungenauigkeiten und kleineren Fahler, die Stille unterlaufen sind.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.02.2006

"Sorgfältig recherchiert" und faktenreich schildere Alexander Stille den Aufstieg Silvio Berlusconis vom Bauspekulanten bis zum italienischen Ministerpräsidenten, lobt Heinrich Senfft. Nach der Lektüre hofft der Rezensent nun umso inbrünstiger, dass Berlusconi am 9. April nicht wieder gewählt wird. Als Erfolgsgeheimnis Berlusconis identifiziert Stille dessen unendliches Selbstbewusstsein und den unerschütterlichen Glauben an die eigenen Aussagen. "Schockierend und faszinierend" lese sich die Karriere des Medienmagnaten, besonders wenn Stille "sehr konkret" auf die Mafiakontakte von Berlusconi und seinem Tross zu sprechen kommt. Heinrich Senfft, der dachte, alles über den Selbstdarsteller Berlusconi zu wissen, hat dank Stille erkannt, "dass wir noch immer viel zu wenig wissen".