Erinnerungskulturen

Deutschland, Italien und Japan seit 1945
Cover: Erinnerungskulturen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783596152193
Taschenbuch, 368 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Christoph Cornelißen, Lutz Klinkhammer und Wolfgang Schwentker. Die Art und Weise, wie man sich an die Zeit des Faschismus und Nationalsozialismus erinnert, steht seit einiger Zeit auf der Agenda der Intellektuellen im In- und Ausland. Dies hat auch mit dem Generationswechsel derer zu tun, die sich aus diversen Gründen mit Erinnerung zu beschäftigen haben. Die Herausgeber des Bandes haben 21 Beiträge aus Deutschland, Italien und Japan zusammengetragen, die sich mit folgenden Themenkreisen befassen: - Kriegsverbrecherprozesse, politische und spontane Säuberungen, Demilitarisierung -Geschichtswissenschaft im Umgang mit Krieg und Diktatur - Gedenken an Krieg und Diktatur in politischen Reden 19455 - die Medien und Institutionen der kollektiven Erinnerung - Generationswechsel und Erinnerungskulturen - Opfermythos und Täterbewusstsein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.12.2003

Eine kollektive Erinnerung an die millionenfach im Zweiten Weltkrieg begangenen Verbrechen rufen wegen ihrer notwendigen Vereinfachung und Vereinseitigung stets Widerspruch hervor, stellt Arpad von Klimo in seiner Besprechung des Buches über die öffentliche Erinnerung an Kriegsverbrechen, die von Deutschland, Italien und Japan begangen wurden, fest. Der von den Herausgebern gewählte Begriff der Erinnerungskultur versuche, die "Komplexität und Vielgestaltigkeit" gesellschaftlicher Auseinandersetzung mit Schuld zu repräsentieren und unterstreiche die Prozesshaftigkeit von Erinnerung, die ihr Gesicht im Laufe der Zeit wechsele und in Italien und Japan eine andere sei als in Deutschland, befindet der Rezensent. Trotzdem er in Japan und Italien Tendenzen zu geschönten und harmonisierenden Nationalgeschichten beobachtet, deren konservativer Revisionismus im Deutschland der 90-er Jahre zunächst gescheitert sei, solle man nicht versuchen, die deutsche Art der Vergangenheitsbewältigung zu übertragen - auch jene seien ein Teil der Erinnerungskultur, schreibt Klimo und lobt den wichtigen Beitrag, den die Herausgeber mit ihrem "die Vielschichtigkeit des Themas erfassenden" Buch geleistet hätten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.12.2003

"Durchweg interessant" findet Rezensent Alexander Kissler den von Christoph Cornelißen herausgegebenen Sammelband "Erinnerungskulturen", der sich mit der Verdrängung des Zweiten Weltkriegs in Deutschland, Italien und Japan befasst. Wie Kissler darlegt, wurde in diesen Ländern erst spät und eher halbherzig anerkannt, dass Erinnerungskultur auf einem "umfassenden und keinem selektiven Gedenken" ruhen muss. So zeige Edgar Wolfrum in seinem Beitrag, dass in Westdeutschland lange das öffentliche Erinnern an die eigenen Opfer überwog, ehe es Ende der sechziger Jahre zu einer "Bewusstseinsrevolution" kam. Überzeugend findet Kissler auch den Beitrag von Jeffrey Herf, der sich mit der Bewältigung der NS-Vergangenheit in der DDR auseinandersetzt. Das jährliche Gedenken an die "Opfer des Faschismus" interpretiere "eine sinnlose Tragödie in ein erlösendes Martyrium um, das zum siegreichen Ende der Geschichte beigetragen habe", zitiert Kissler den Historiker. Positiv erwähnt Kissler ferner Brunello Mantellis Beitrag über die Rückkehr des Revisionismus in Italien sowie Kenichi Mishimas Beitrag über "Aufrechnung" von Unrecht in Japan. Als einziges Manko des Bandes empfindet Kissler, dass er "stellenweise zu sehr in der Beschreibung" verharre.
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