Eduardo Albinati

Die katholische Schule

Roman
Cover: Die katholische Schule
Berlin Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783827013590
Gebunden, 1296 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Rom in den Siebzigerjahren, im gutbürgerlichen Quartiere Trieste ... Ein paar Ehemalige der Privatschule San Leone Magno begehen eines der brutalsten Verbrechen der Zeit. Edoardo Albinati ist damals auch auf diese Priesterschule gegangen. Vierzig Jahre lang hat er das Geheimnis seiner "schlechten Erziehung" gehütet. Nun erzählt er es, und zwar so, als würde ihm vom Grund eines tiefen Brunnens sein Spiegelbild entgegenblinzeln. Es geht um die Teenagerzeit, um Sex, Religion und Gewalt; um Geld, Freundschaft, und Rache, um legendäre Lehrer und Priester, Krawallmacher, kleine Genies und Psychopathen, um rätselhafte Mädchen und Terroristen. Aus diesem Gemisch lässt Albinati eine versunkene Epoche unverklärt wieder aufleben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.01.2019

Katharina Teutsch geht es ein bisschen zu gemütlich und geschwätzig zu in Edoardo Albinatis Roman. Mit viel Geduld gelingt es ihr allerdings, Interessantes aus der Lektüre mitzunehmen, die für Teutsch offensichtlichen analytischen Schwächen des Autors hin oder her. Dem autobiografisch unterfütterten weitschweifigen Sittenbild der römischen Mittelschicht entnimmt Albinati Einsichten in das faschistische Erbe im bürgerlichen Quartiere Trieste und im Internat San Leone Magno in der Zeit nach 1968. Hätte der Autor seinen um ein Verbrechen kreisenden Gedankenroman nur konzentrierter aufgebaut, wäre das Dilemma seiner Generation für die Rezensentin noch deutlicher geworden.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.12.2018

"Die katholische Schule" ist Lothar Müller zufolge ein Roman über die fiktiven Hintergründe der realen Vergewaltigung zweier italienischer Mädchen durch eine Gruppe junger Männer, die sich im Jahr 1975 über mehrere Tage erstreckte und die nur eine der beiden schwerverletzt überlebte. Müller glaubt, dass der Autor Edoardo Albinarti anhand dieser grausamen Begebenheit einen "totalen" Roman über die Entstehung der derzeitigen italienischen Gesellschaft schreiben wollte, denn er leitet das Verbrechen aus dem Aufwachsen der Täter in einer Welt zwischen elterlicher Autorität und Konsumhingabe her, so der Rezensent. Gelungen findet Müller dies nur partiell, insgesamt hat Albinarti sich in Müllers Augen jedoch mit diesem Projekt aber übernommen, denn seine Reflexionen gleiten nach Meinung des Rezensenten zu sehr ins Schwadronieren ab, um eine Zeit wirklichkeitsgetreu einfangen zu können.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.11.2018

Rezensentin Maike Albath freut sich über die Rückkehr literarischer Wucht in einem italienischen Roman. Edoardo Albinatis 1300-Seiten-Ziegel ist für sie autobiografische Erinnerung, Bibelkunde, bürgerliches Genrebild, anthropologische, soziologische und politische Studie und noch vieles mehr in einem Band. Es geht um männliche, katholische Erziehung im Rom der 60er Jahre und ihre Untiefen und die Folgen einer langen patriarchalen Tradition, die das Destruktive in der Gesellschaft eher förderte als unterband. Wie die Gewalt sich schließlich Bahn bricht, erzählt der Autor laut Albath phänomenologisch knapp und genau, durchaus komisch, nicht reißerisch. Die Übersetzung scheint ihr wohltemperiert.