Peter Weber

Silber und Salbader

Roman
Cover: Silber und Salbader
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1999
ISBN 9783518410660
gebunden, 295 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Peter Weber erzählt die Geschichte einer Liebeskrankheit, einer Begegnung von Bratsche und Kurklavier im Quellenhof des hintersten Raschtals, wo Pina Vaser und Wendelin Selb Unterhaltungsmusik machen. Zusammen übernehmen sie das Bäderhotel Rose in Baden, das sie zu neuer Blüte führen. Der Roman spielt teils in der hyperreal gezeichneten Umgebung des Limmattals, der geräuschreichsten Gegend der Schweiz, teils in imposanter Landschaft: dem Tal der Rasch mit Karstgebirgen und Windorgeln und Gespinstpflanzen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.11.1999

Wichtig an diesem Roman über Schweizer Bäder und Salbader, so schreibt Ulrike Baureithel, sei "nicht die Tat, sondern der Ton". Die Rezensentin erfreut sich vor allem an der reichen lautmalerischen Prosa des Romanciers, an dem unablässigen Erzählfluss und an der phantasievollen Annäherung an die Schweizer Landschaft, die aus dem Roman dennoch keine Heimatdichtung mache. Manchmal stört Baureithel, dass die vielen Quellen, aus denen Weber schöpft, nicht immer eine Mündung finden. Manche Exkurse findet sie ermüdend, besonders wenn sie von Geologie handeln.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.11.1999

Verena Auffermann erinnert zunächst daran, dass Weber mit seinem ersten Roman "Der Wettermacher" vor sechs Jahren einen kleinen Sensationserfolg feierte. Umso größer die Erwartungen an das neue Buch - die Auffermann aber enttäuscht sieht. Wieder scheint man zwar vieles über die Schweiz zu lernen, zumal über die helvetische Bäderkultur. Aber diesmal, so Auffermann, "zupft Weber an zu vielen Instrumenten" und finde über lauter "Romanködern", die er hier und dort auswerfe, nicht zu einer Geschichte. "Selbstverliebt".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.10.1999

Hans-Peter Kunisch ist von der geradezu surrealistisch anmutenden Sprache Peter Webers äußerst angetan: Von "Geräuschkörnern" ist da die Rede, von "durchs Wasser ziehenden Geräuschwellen" und "Glücksgefühl, das an den Beckenrändern aufklatscht". Kunisch fühlt sich bisweilen an den frühen Robert Musil erinnert: " - diese Verräumlichung, Materialisierung von Gefühlen". Lediglich dort, wo Peter Weber seine Fantasie zügele, um eine realitätsnahe Geschichte zu erzählen, zeige das Buch Schwächen. Dass Webers üppig barocker Sprachstil den Leser auf die Dauer überfordern könnte, glaubt der Rezensent nicht. Für ihn ist das "Wörter- und Sätzeabschmecken, ein Riechen und Fühlen von Sprache" ein Genuss. Zu müde sollte man beim Lesen allerdings nicht sein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.10.1999

Für Katrin Hillgruber ist "Silber und Salbader" der zweite Talentbeweise des Schriftstellers Peter Weber. Dieser "sinnliche Bäderroman" steckt für sie voller Schätze, Weber sieht sie am Urgrund seines Erzählens angelangt. Sie bleibt im Duktus: "Aus Steinen, Metallen, Gewässern und Tönen schöpft er eine Welt, bringt tausend Brünnlein voller Episoden zum Fließen, wird zum Quellenschmecker und Mythenmehrer." Enzyklopädisches Wissen sieht sie mit Fantasie versetzt, bis sich alle Konturen auflösen. "Der Roman, vernarrt ins Spiel mit der Sprache, mit Wortfamilien und Vokalbelschönheiten", schreibt Hillgruber, "entfaltet ungeahnte atmosphärische Variationen". Weber gebührt ihrer Meinung nach daher unbedingt ein Königsquellrecht des Erzählens.