Jürgen Falter (Hg.)

Junge Kämpfer, alte Opportunisten

Die Mitglieder der NSDAP 1919-1945
Cover: Junge Kämpfer, alte Opportunisten
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783593506142
Broschiert, 499 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Wie viele Menschen tatsächlich Mitglied der NSDAP waren, ist weitgehend unbekannt. War die NSDAP eine "Arbeiterpartei " oder doch, wie heute noch viele meinen, eine Mittelschichtbewegung? Wie sah es mit den Frauen in der NSDAP aus, einer kleinen, aber wachsenden Minderheit, die gegen Kriegsende immerhin fast 40 Prozent der Neueintretenden ausmachte? Wer schaffte es, ihr in den Jahren beizutreten, in denen die Partei für die Allgemeinheit geschlossen war? Und wer waren die Menschen, rund eine Dreiviertelmillion (!), die zwischen 1925 und 1945 die NSDAP wieder verlassen haben? Auf diese und viele weitere Fragen gibt dieses Buch - zum Teil verblüffend neue - Antworten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.04.2017

Carsten Kretschmann findet den von Jürgen W. Falter herausgegebenen Sammelband hoch instruktiv. Falters hier präsentiertes Projekt einer Untersuchung der NSDAP-Mitglieder zwischen 1925 und 1945 bietet Kretschmann neue Erkenntnisse: Etwa die Tatsache, dass bis Kriegsende über 750.000 Mitglieder aus der Partei austraten, die These, dass die NSDAP nach 1933 durch "alte Opportunisten" zur Massenpartei wurde, oder die Feststellung, dass der Arbeiteranteil unter den neuen Mitgliedern in der Weimarer Republik bei rund 40 Prozent lag. Dass der statistisch vorgehende Band die Menschen hinter den Mitgliedsnummern und ihre Motive nicht wirklich zu zeigen vermag, schmälert den Ertrag der Lektüre für Kretschmann nicht. Selbst das mangelhafte Lektorat kann dem Rezensenten nicht die Erwartung an die von Falter angekündigte Gesamtdarstellung zum Thema schmälern.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 17.09.2016

Eigentlich erstaunlich, wie wenig die NSDAP bislang erforscht ist, liegt sie doch im Zentrum des ansonsten bestens bestellten Feldes der NS-Forschung, meint Sven Felix Kellerhoff. Umso verdienstvoller erscheint ihm daher der vom Mainzer Politik-Emeritus Jürgen Falter herausgegebene Band "Junge Kämpfer, alte Opportunisten", in dem die Partei auf der Grundlage einer 50.000 Mitglieder umfassenden repräsentativen Stichprobe analysiert wird. Besonders der Beitrag des Falter-Schülers Jonas Meßner über die auch nach der Machtergreifung noch zahlreichen Parteiaustritte - zwischen 1933 und 1945 sind es rund eine halbe Million - fasziniert den Rezensenten, wobei die präsentierten nackten Zahlen für ihn allerdings "noch weitergehender Interpretation" bedürfen.