Fernando Aramburu

Langsame Jahre

Roman
Cover: Langsame Jahre
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2019
ISBN 9783498001049
Gebunden, 208 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen. Ein achtjähriger Junge wird von seinen Eltern zu Verwandten geschickt, sie selbst können ihn nicht mehr ernähren. In San Sebastián erwartet ihn eine typisch baskische Familie der sechziger Jahre: Die Tante hat das Sagen, ihr Mann kriegt den Mund nicht auf. Die Cousine und der Cousin suchen auf verschiedene Weisen neue Freiheiten, von denen die Eltern nichts wissen. Der Junge beobachtet mit den staunenden Augen eines Kindes, wie mühevoll es ist, seinen eigenen Weg zu finden. Doch als er seine Chance bekommt, nutzt er sie. In "Langsame Jahre" wird beschrieben, wie die Geschehnisse, die in Aramburus Erfolgsroman "Patria" einzelne Familien und schließlich das ganze Land auseinanderbrechen lassen, ihren Anfang nehmen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.2019

Eindringlich findet Sandra Kegel Fernando Aramburu Roman über den Befreiungskampf der Eta. Viel mehr als nur Studie zu Aramburus großem Epos "Patria", bietet ihr das "Kammerspiel" eine vielschichtige Sicht auf baskischen Patriotismus, Katholizismus, Sexualität, Ehre und Familie während der Franco-Zeit. Verblüffende Komplexität und Dichte erreicht der Autor laut Kegel durch verschiedene Perspektiven auf die Geschichte, durch den Blick eines Jungen einerseits, durch die retrospektiven Kommentare des Autors andererseits.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 17.07.2019

Rezensent Gerrit Bartels liest Fernando Aramburus 2012 im spanischen Original erschienenen Roman "Langsame Jahre" als "Vorarbeit" zu dessen Erfolgsroman "Patria" - was für den Kritiker allerdings nichts Schlechtes bedeutet. Erzählt wird die Geschichte des achtjährigen Txiki, der in den sechziger und siebziger Jahren im Arbeiterviertel San Sebastians bei seiner Tante und deren Familie aufwächst und Alltagsnöte ebenso beobachtet wie den Kampf der ETA. Das Zeitkolorit fängt Aramburu hervorragend ein, meint Bartels und auch "die Geschichte flutscht", findet er. Und wenn der Kritiker während der Lektüre nicht zuletzt dank Aramburus rückblickenden Notaten auch noch etwas über die Franco-Ära lernt, schaut er auch gern darüber hinweg, dass der Roman nicht unbedingt durch Sprachkraft auffällt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.07.2019

Ralph Hammerthaler sieht in diesem frühen Text von Fernando Aramburu nicht mehr als eine Materialsammlung und Vorbereitung des Autors für seinen großen Roman "Patria", den er viel stärker, ergreifender findet als das jetzt erscheinende Buch. Die hier erzählte Geschichte eines jungen Basken aus der Arbeiterschaft während der Franco-Ära, der in die Fänge der Eta gerät, leidet laut Rezensent vor allem unter den eingeschobenen Autorennotaten und -kommentaren. Davon abgesehen geht sie als Vorspiel allerdings durch, meint Hammerthaler.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.07.2019

Rezensent Dirk Fuhrig staunt, wie heiter Fernando Aramburu in seinem Roman von 2012 über die bleierne Franco-Ära im Baskenland zu erzählen vermag. Halb Familiendrama, halb Gesellschaftsbild aus der Perspektive eines Kindes überzeugt der Text laut Fuhrig mit einer humoristischen Grundhaltung, einer großen Dynamik durch Dialoge, unterschiedliche Erzählebenen und knappe, treffende Figurenzeichnungen sowie mit viel Sinn für die melancholische Stimmung der Zeit. Fuhrig versteht den Roman als eine Art Vorarbeit zu Aramburus Ideologie-und-Gewalt-Epos "Patria" von 2016.