Karen Duve

Grrrimm

Cover: Grrrimm
Galiani Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783869710648
Gebunden, 160 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Vignetten von Kat Menschik. Karen Duve ist seit jeher eine begeisterte Leserin von Märchen, Heldensagen und Rittergeschichten. Besonders liebt sie die Märchen der Brüder Grimm. Darin allerdings geschieht viel, was mit dem gesunden Menschenverstand nicht zu erklären ist! Wie wahrscheinlich ist es zum Beispiel, dass eine außergewöhnlich gut aussehende junge Frau den Haushalt für sieben mittelalte kleinwüchsige Junggesellen führt und sich nicht einer der Herren an sie ranmacht? Und: Wer glaubt wirklich, dass ein echter Prinz sein Leben mit einer Frau verbringen will, die bereits mit sieben Männern gelebt hat? Wie kann es sein, dass eine wichtige Fee von einer Taufe ausgeladen wird, nur weil nicht genügend Teller vorhanden sind? Wie gestaltet es sich praktisch, wenn man nach einem hundertjährigen Schlaf unter Zentimeter dicken Staubschichten aufwacht? Und überhaupt: Wie hält sich ein Prinz fit, der hundert Jahre warten muss, bis er seine Prinzessin wach küssen kann? Karen Duve kam nicht umhin, ihre eigenen Versionen der Geschichten zu erzählen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.01.2013

Karen Duves Grimm-Adaptionen haben Florian Welle zur Frage inspiriert, wie viel Gegenwart solche Neubearbeitungen von Märchen eigentlich vertragen. Nicht allzu viel, lautet Welles Antwort. Denn nur wo die Autorin leise und humorvoll zu Werke geht, funktioniert der Kniff. Wenn Duve jedoch, wie in der Rotkäppchen-Adaption, der längsten im Band, einer inhaltlichen Geschwätzigkeit freien Lauf lässt, oder beim Dornröschen den Schönheitswahn thematisiert, steigt Welle aus. Zu monströs, meint er, und gerade darum zu harmlos. Und das Verfallsdatum sieht er diesen Texten gleichsam eingeschrieben, anders als bei den Originalen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.11.2012

Eine gute Idee findet Elke Eckert das Vorhaben von Karen Duve, die stattsam bekannten Grimmschen Märchen neu zu erzählen und die Aufmerksamkeit dabei auf die "psychischen Abgründe der Akteure" zu richten. Teils werden Geschichten neu-, teils umerzählt, und manches weniger bekannte Märchen, etwa jenes vom "Bruder Lustig", wird in all seiner Drastik ins Bewusstsein gehoben, berichtet die Rezensentin angeregt. Dabei weite die Autorin die Geschichte "aufs Absurdeste aus und mixt Vampirerzählung mit Splatterversatzstücken". Dass die Märchen in Karen Duves Fassung kein Happy End haben, passt für die Rezensentin viel besser zu ihrem düsteren, abgründigen Wesen als das 'Ende gut, alles gut' der Grimmschen Vorlagen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.11.2012

Wolfgang Schneider gibt gerne zu, dass es sich hier nicht um ein Hauptwerk der von ihm mehr für ihre Verquickungskompetenzen im Bereich Realismus mit Märchenmotiven, weniger für ihre "verhärmte Wirklichkeitsdrastik" geschätzten Autorin handelt. Wenn  Karen Duve sich Grimms Märchen vornimmt und munter trashig drauflos variiert, wenn die Zwerge richtig scharf sind aufs Schneewittchen, der Prinz es mit der Bandscheibe hat und Rotkäppchens Wald wegen ausbleibender EU-Mittel verkommt, erkennt Schneider mehr als nur Klamauk. Nämlich: Hingabe und eine kecke Hommage an die Märchenbrüder, die dem Rezensenten Spaß macht und ihn jede Variation des Altbekannten auskosten lässt.
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