Mordechai Strigler

Majdanek

Verloschene Lichter. Ein früher Zeitzeugenbericht vom Todeslager
Cover: Majdanek
zu Klampen Verlag, Springe 2016
ISBN 9783866745278
Paperback, 228 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Jiddischen von Sigrid Beisel. Mit einem Vorwort von Yechiel Szeintuch. Mordechai Strigler (1918-1998) begann kurz nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Buchenwald im April 1945, seine Erfahrungen im Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek in literarischer Form zu verarbeiten. Er legt jedoch keine nüchterne Schilderung des Lebens und Leidens der jüdischen Häftlinge vor, sondern reflektiert tiefgründig die Psychologie und Reaktionen der Opfer und ihrer Henker von der SS. Strigler kaschiert nicht die Fehler und menschlichen Schwächen der Opfer, über die er wie von Wesen aus Fleisch und Blut berichten möchte. "Majdanek" wurde bereits 1947 auf Jiddisch veröffentlicht. Yechiel Szeintuch, Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem, ist ein profunder Kenner des literarischen Werkes von Mordechai Strigler und verfasste die Einführung zur deutschen Ausgabe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.11.2016

Insgesamt in zwölf Ghettos und Lager haben die Nazis den jiddischen Dichter Mordechai Strigler gesperrt, über die sieben Wochen, die er in Majdanek verbrachte, hat er bereits 1946 diesen erst jetzt auf deutsch veröffentlichten Bericht verfasst. Wie Robert Probst in seiner eindringlichen Besprechung deutlich macht, gehörte Majdanek zu den besonders unmenschlichen Vernichtungslagern, mit einem teuflischen System organisierte die SS eine innere Hierarchie, die auch die jüdischen Häftlinge selbst zu Befehlshabern machte. Wie Probst betont, berichtet Strigler mit großer Reflexionskraft und Aufrichtigkeit, auch über die eigenen Schwächen und Begierden, die einen Menschen in den schrecklichsten Momenten seines Lebens überkommen. Dass dieser schmerzhafte Text darüberhinaus einen großen erzählerischen Sog entwickelt, macht ihn für den Rezensenten umso bemerkenswerter.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 17.09.2016

Es ist wohl auf die "freiwillige Selbstkontrolle hat in Nachkriegsdeutschland" zurückzuführen, dass Mordechai Striglers KZ-Bericht "Majdanek" hierzulande erst mit siebzig Jahren Verspätung erscheint, meint Barbara Möller. Schließlich beschreibt der Autor darin präzise die Hierarchie unter den Häftlingen und die Grausamkeiten, die sie einander antun, und rührt so an eines der letzten Tabus der NS-Aufarbeitung: der Täterschaft unter den Holocaust-Opfern. Für die Rezensentin handelt es sich um "eine interessante und zugleich furchtbare Lektüre".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2016

Mordechai Strigler bereits 1947 erschienener und nun erstmals in exzellenter Übersetzung von Sigrid Beisel auf Deutsch vorliegender Majdanek-Bericht ist eine "Sensation", versichert Rezensentin Susanne Klingenstein. Denn dieser Band ist neben zahlreichen anderen literarischen Erinnerungen, Romanen und Lyrikbänden, etwa von Elie Wiesel, Primo Levi oder Imre Kertesz, ein weiterer Beleg gegen den Jahrzehnte aufrechterhaltenen "Mythos des Schweigens der Überlebenden", erklärt die Kritikerin, die hier etwa auf die einen manipulativen Umgang mit authentischen Erfahrungsberichten nahelegenden Thesen Norman Finkelsteins oder Peter Novicks verweist. Darüber hinaus ist dieser erste Band, in dem Strigler seine sechsjährige Lagererfahrung verarbeitet, aber insbesondere ein erschütterndes und intensives Zeitzeugen-Dokument, das mit literarischem Feinsinn, außergewöhnlicher Reflexionskraft und "erbarmungsloser Klarheit" von den Erniedrigungen im Lager erzählt, betont die Rezensentin, die nicht zuletzt Herausgeber Frank Beer für seine gewissenhafte Recherche lobt.
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