Monika Ehlers, Eva Lezzi

Fremdes Begehren

Transkulturelle Beziehungen in Literatur, Kunst und Medien
Cover: Fremdes Begehren
Böhlau Verlag, Köln 2003
ISBN 9783412080020
Kartoniert, 414 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Bereits in antiken Mythen und religiösen Überlieferungen begegnet uns das Begehren des Fremden und das Fremde des Begehrens. Koloniale Expansionsbestrebungen bedienten sich erotischer Phantasien und Inszenierungen in erster Linie, um die Unterwerfung und Beherrschung kolonisierter Völker zu legitimieren. Und bis heute werden im Kontext gewalttätiger und kriegerischer Auseinandersetzungen erotisierte und sexualisierte Vorstellungen aufgerufen. Repräsentationen transkultureller Beziehungen können jedoch gerade auch im Kontext multiethnischer Gesellschaften der lustvollen Neuverhandlung und Subversion von fixierten Zuschreibungen dienen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.04.2004

Clemens Pornschlegel hat es schwer: 31 Aufsätze enthält dieser Sammelband, den er rezensieren soll. Ergebnis einer Konferenz im Jahr 2000 an der Uni Potsdam. Pornschlegel deutet das weit gefasste Themenspektrum an: der Band enthält Beiträge über das "fremde Begehren im schlesischen Trauerspiel", den "antipolnischen Diskurs in der 'Gartenlaube'" oder zur "Konstruktion des Feindes in der zwangsheterosexuellen Gesellschaft". Doch so weit gestreut die Themenpalette auch sein mag, betont Pornschlegel, gebe es ein Begriffsinstrumentarium, das dem Band "innere Geschlossenheit" verleihe. Dieses Begriffsinstrumentarium kommt aus den postcolonial, minority, gender und queer studies, womit ausgesprochen innovative Relektüren alter Texte oder Reiseberichte möglich würden, schwärmt Pornschlegel. Ziel aller Beiträge sei es, nationale, rassistische, sexistische, imperiale Begehrensstrukturen offenzulegen beziehungsweise aufzubrechen und an ihre Stelle lustvolle und positiv besetzte neue Identitäten zu setzen. Grundlegend würde damit die Einsicht durchgespielt, dass der oder die Fremde immer anders ist, als man sich ihn oder sie vorstellt, schreibt der Rezensent angetan von diesem beeindruckenden Beitrag der Kulturwissenschaften zu einem Dialog mit der oder dem Fremden.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.10.2003

Das Theoriefundament zum Verhältnis von Fremden und Eigenem ist seit längerem schon gegossen und befestigt, so dass der von Eva Lezzi und Monika Ehlers herausgegebene Sammelband diesbezüglich nach Ansicht von Andrea Rinnert nichts Neues enthält. Die Rezensentin hat vielmehr den Eindruck, die Herausgeberinnen hätten um keinen Preis den Eindruck erwecken wollen, sie hätten auch nur "irgendeine Reflexionsschicht übersehen". Haben sie also nicht, und in diesem Punkt ist der Band, der 31 Beiträge einer Tagung zum Thema dokumentiert, eher langweilig. Spannender würde es in den konkreten Fallbeispielen, wo es sich um Harlem als Objekt touristischer Neugierde, das unheimliche Weiß von Moby Dick als Metapher für das Undarstellbare oder die erotische Sprache der mittelalterlichen Mystikerinnen handelt, behauptet Rinnert. Dennoch wirken die Beiträge auf sie etwas disparat. Erst nach längerem Lesen hat sich bei Rinnnert "ein lila schimmernder Faden" angedeutet, der sich aus der Verschränkung von Postcolonial mit den Gender Studies ergibt. Diese neue Perspektive sensibilisiert laut Rinnert die Wahrnehmung für das Ineinandergreifen von Expansions- und Weiblichkeitsphantasmen und warnt ganz nebenbei vor dem Zerrbild vom Zusammenprall der Kulturen.